Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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den großen Waldkomplexe des Aachener und Münsterwaldes al s<br />
„regionaler Klimaschutzwald" in Stufe 2*) ausgewiesen.<br />
Stufe 1 sind Flächen, in denen die Funktion die forstliche Bewirtschaftung<br />
best im m t.<br />
St ufe 2 sind Flächen. in denen die Funktion die forstliche Bewirtschaftung<br />
b e e i n f 1 u ß t .<br />
Stufe 3 sind alle übrigen Waldflächen. in denen die Funktion<br />
zwar mehr oder weniger stark gegeben ist, aber sich<br />
nicht auf die Holzproduktion gerichtete Forstwirtschaft<br />
auswirkt (natürliche Infrastruktur).<br />
Die Karte stellt jeweils nur die Stufen 1 und 2 dar und stuft<br />
hiermit die übrigen Flächen in die Stufe 3 ein.<br />
Bei der forstlichen Bewirtschaftung wird auf die Klimafunktion<br />
des Waldes Rücksicht genommen, indem auch innerhalb des<br />
Wa ldes der Luftaustausch gefördert wird. Hierzu dürften die<br />
in den letzten 10 Jahren allgemein eingeführten stärkeren Durchforstungsgrade<br />
ebenso wie die Vermeidung großer gleichförmiger<br />
Bestände hilfreich sein, insbesondere aber ist in allen Rinnenlagen<br />
zügiger Kaltluftabfluß durch Vermeidung von stauenden<br />
Querstrukturen anzustreben.<br />
1.2 Übrige Schutzfunktionen gemäß Waldfunktionskartierung<br />
1.21 Wasserschutzfunktion<br />
Die Waldfunktionskarte stellt d ie festgelegten oder in Vorbereitung<br />
befindlichen Wasserschutzgebiete, Trinkwassergewinnungsanlagen,<br />
Grundwasserreservate und -vorratsgebiete und Heilquellenschutzgebiete<br />
dar. Von den 1750 ha vorhandenen oder<br />
vorbereiteten Wasserschutzgebieten sind allerdings nur ca. 145<br />
ha bewaldet. Ebenso sind von den 2.100 ha Heilquellenschutzgebieten<br />
Aachens nur 326 ha bewaldet. Insgesamt spielt deshalb<br />
die Wasserschutzfunktion des Waldes in Aachen eine vergleichbar<br />
geringe Rolle, v.a. weil die Stadt ihr Wasser entweder<br />
aus tief gelegenen Grundwasservorräten schmaler Kalkzüge oder<br />
aus dem großen Vorrat der Eifeltalsperren bezieht.<br />
Eine andere wasserwirtschaftliche Wirkung ·insbesondere des<br />
Aachener Waldes ist allerdings durch die Waldunktionskarte<br />
nicht erfaßt : Durch die ausgeprägte Kessellage des alten Stadtgebietes<br />
sind die Entwässerungsverhältnisse mit zu nehmender<br />
Besiedlung immer schwieriger geworden. Die Versiegelung des<br />
Bodens führt zu immer größeren Wasserstößen insbesondere bei<br />
Sommergewittern, d ie vom vorhandenen Kanal- und Vorflutersystem<br />
immer schwieriger und nur unter hohen Kosten aufgenommen<br />
werden können. Hier erweist sich d ie Bodennutzungsart<br />
Wald als die günstigste, da sie im Gegensatz zum übrigen<br />
unbebauten Freiraum eine viel höhere Wasserrückhaltungsleistung<br />
hat. H ierauf ist bei der Bewirtschaftung des Waldes<br />
Rücksicht zu nehmen, indem Vorfluter u nd Entwässerungsgräben<br />
nur im nötigsten Ausmaß und eher retardierend als zügig<br />
angelegt werden. Umgekehrt ist ein ursprünglich im Wald geplantes<br />
Staubecken wasserwirtschaftlich überflüssig, da sowieso aus<br />
dem Gebiet des Aachener Waldes keine Hochwasserstöße kommen.<br />
1.22 Bodenschutzfunktion<br />
Diese wurde in der Waldfunktionskarte kartiert, wo durch Geländerelief<br />
(schroffe Hänge, Hangnasen u sw.) oder die Bodenbeschaffenheit<br />
(Sand , Löss) der Boden einer mechanischen Festigung<br />
durch das Wurzelsystem der Bäume bedarf. Auf großen Flächen<br />
des Aachener Waldes besteht der Oberboden aus lockerem<br />
Decksand, der auf unbestockten Flächen in Hanglagen stark<br />
erosionsgefährdet ist. Auf 210 ha Bodenschutzwald der Stufe 2<br />
ist deshalb bei der Waldbewirtschaftung dieser Bodeneigenschaft<br />
Rechnung zu tragen, soll nicht insbesondere das Kanalsystem<br />
*) Die Waldfunktionskarte stellt die verschiedenen Waldfunktionen<br />
in drei Stufen dar:<br />
durch hohe Schwemm- und Sandanteile belastet werden, w ie es<br />
in den bebauten Bereichen dieser Sandböden in teilweise alarmierender<br />
Form der Fall ist.<br />
1.23 1 mmissionsschutzfunktion<br />
Für den Schutz gegen R a u c h • G a s . S t a u b . A er o so 1 e<br />
u n d G er ü c h e stützt sich die Waldfunktionskarte auf ei ne<br />
von der Landesanstalt für Immissions- und Bodennutzungsschutz<br />
in Essen herausgegebene Karte „Gliederung des Landes<br />
NW nach der Bedeutung des Waldes für den Immissionsschutz":<br />
Wälder, die in dieser Karte in der Überlastungszone liegen, werden<br />
als Stufe 1, und die im Bereich der Belastungszone als Stufe<br />
2 kartiert. Der gesamte Stadtbereich Aachen liegt in der Belastungszone,<br />
dementsprechend wurde aller Wald als Stufe 2<br />
dargestellt.<br />
Etwas detailliertere Auskünfte gibt auch hier das landschaftsplanerische<br />
Gutachten (Pflug/Birkigt). Wenngleich Aachen wegen<br />
seiner vergleichsweisen mäßigen Emittenten zu den weniger<br />
belasteten Ballungskerngebieten Deutschlands gehört, ergeben<br />
sich doch bei den schon erwähnten stabilen Wetterlagen, besonders<br />
für die Innenstadt kritische Verhältnisse, durch die ausg!lprägte<br />
Kessellage. Bei nördlichen Winden kommen zusätzliche<br />
Belast ungen aus dem angrenzenden Warm kohlerevier hinzu. Bei<br />
diesen Wetterlagen entstehen durch die geringen nördlichen bis<br />
östlichen Luftströmungen beträchtliche Belastungen nicht nur<br />
der St adtmit te, sondern der südlich angrenzenden Freiräume.<br />
Die günstige Wirkung des südlichen Waldes liegt vor allem d arin,<br />
diese Belastungen aufzunehmen und zu binden, damit Südwestwinde<br />
erneut in das Stadtgebiet zurückfließen. Eine diesbezügliche<br />
Beobachtung des Verfassers konnte allerdings nicht wissen-<br />
schaftlich überprüft werden: Etwa zwischen 1963 bis 1968 zeigten<br />
die Kronen älterer Nadelbäume des Aachener Waldes eine<br />
auffallende Verschmutzung, die sich beim Abrieb von Hand als<br />
schwarzer Schmutzfilm darstellte. Die Erklärung könnte die<br />
schon erwähnte Immissionswirkung der Stadtmitte auf den südlichen<br />
·Stadtrand se in oder - noch näherleigend - der hohe,<br />
leicht zu riechende Verschmutzungsgrad der zahllosen Ölheizungen<br />
des zwischen St adtkern und Aachener Wald gelegenen locker<br />
bebauten Gebietes. Die Verschmutzung wurde nach 1970 kaum<br />
mehr festgestellt, was sich durch einen allgemeinen Rückgang<br />
der Immissionen aber insbesondere durch die Kontrolle der Ö l<br />
heizungen erk lären ließe. Jedenfalls dürfte auch hier die Bindung<br />
dieser Schmutze durch das Waldgebiet von großer Bedeutung<br />
für die Entlastung des Stadtkerns gewesen sein.<br />
Die Lärms c h u z f u n kt i o n wurde in der Waldfunktionskartieru<br />
ng nur dargestellt, wo schützenswerte Objekte vorhanden<br />
sind. liegen diese innerhalb der Belastungszone von <strong>40</strong><br />
dBA, wird der Wald als Lärmschutzwald der Stuf e 1, liegen sie<br />
außerhalb, als Stufe 2 kartiert. Die insgesamt entlang von Autobahnen<br />
und größeren Straßen ausgewiesenen 95 ha der Stufe 1<br />
und 43 ha der Stufe 2 schützen Wohngebiete, Ausflugslokale<br />
und Waldflächen mit der Erholungsfunktion der Stufe 1. Allgemein<br />
besteht hier die Erfahrung, daß zwar der objektiv meßbare<br />
Lärmschutz durch Wald verg leichsweise gering ist, daß aber der<br />
Wald eine nicht zu unterschätzende psychologische Lärmschutzwirkung<br />
hat, die sich sowohl aus der optischen Trennung von der<br />
Lärmquelle als aus der dif fuseren Qualität des Lärmes im Walde<br />
erklären dürfte.<br />
1.24 Sichtschutzfunktion<br />
Die Waldfunktionskarte weist 60 ha Waldfläche in der Umgebung<br />
von Objekten, die das Landschaftsbild stören, als Stufe 1<br />
aus. Im einzelnen handelt es sich um militärische Anlagen, Industriebetriebe,<br />
Autobahnmündungen, Kläranlagen und eine im<br />
Wald befindliche Siedlung. Die Waldflächen erfüllen entweder<br />
schon jetzt dauerhaft den Schutzzwec k oder sind als Jungbestände<br />
hierzu begründet worden. Die wesentlichen Vorzüge des<br />
Nadelholzes für diesen Zweck, aber auch für den psychologischen<br />
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