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Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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diesem Gebiet ökologischer Forschung vor allem für den Kern<br />

des Ballungsgebietes manche Unterstützung für seine Grünflächenpolit<br />

ik gewonnen. Mit der Feststellung der Versiegelungszahl<br />

werden zudem wertvolle Unterlagen für wasserwirtschaftliche<br />

Maßnahmen bereitgestellt. Bekanntlich gibt die Versiegelungszahl<br />

das Verhältnis von bebauter plus befestigter Fläche<br />

zur Gesamtfläche an. je höher die Versiegelung um so höher die<br />

absoluten Temperaturen - wie auch die Temperaturschwankungen<br />

usw. Übrigens hat der SVR die Wärmefotografie auch zur<br />

Beurteilung von Baumbeständen benutzt, allerdings nur als<br />

eines von mehreren Kriterien.<br />

In die Landschaftsplanung spielt hinein, was an landschaftlichen<br />

Veränderungen nac h dem NRW-Abgrabungsgesetz geschieht.<br />

So werden die zahlreichen Kiesgewinnungen in den reichen<br />

Lagerstätten am Niederrhein nach d iesem Gesetz beurtei lt, das<br />

Rekultivierungsmaßnahmen fordert und diese durch Vorabgeldhinterlegungen<br />

auch erzwingt. Über die Landschaftsplanung<br />

wird zusätzlich versucht, so lche Rekultivierungen in die weitere<br />

Umgebung einzubinden. Leider gibt es noch keine Handhabe.<br />

Auskiesungen auf wenige Stellen und große Vorhaben zu lenken.<br />

Daher müssen z.Z. fast alle Abbauvorhaben d urch die Reg ierungspräsidenten<br />

genehmigt werden.<br />

Früher wurden d ie Auskiesungen, vor allem am Niederrhein,<br />

grundsätzlich verfüllt zumeist mit Waschbergen der Steinkohlenzechen,<br />

weil die Landwirtschaft die ursprüngliche Feldflur wieder<br />

hergestellt haben wollte. Nachdem viele dieser rekultivierten<br />

Äcker aber brach gefallen sind und nachdem heute die Wasserwirtschaft<br />

eine Verfüllung mit Abraum des Bergbaus aus Trinkwasserschutzgründen<br />

ablehnt, bleiben die meisten Auskiesungen<br />

als Seenflächen offen. Wiederum aber ein Streitobjekt, denn<br />

manche sagen, die Verdunstung sei auf Wasserflächen erheblich<br />

größer als über Land. wodurch der Grundwasservorrat zu schnell<br />

aufgezehrt würde. Der SVR bevorzugte bisher die Schaffung von<br />

Seeflächen, z.T. werden sie als Erholungsanlagen ausgebaut, z.T.<br />

entstehen aus ihnen ökologische Nischen für manche Tier- und<br />

Pflanzenarten. die sich im Ruhrgebiet nicht mehr halten können.<br />

Weiter spielen in die Landschaftsplanung hinein die Halden des<br />

Steinkohlenbergbaues, die nach besonderem Betriebsplanverfahren<br />

durch d ie Bergbehörden zugelassen werden. Hier hat es der<br />

SVR durch enge Zusammenarbeit mit den Zechengesellschaften<br />

erreicht, die Bepflanzung schon während der Schüttung der<br />

Halden zu beginnen und die Höhe der Halden zu begrenzen. um<br />

ihre fremde Gestalt und harte Kubatur in die fast ebene Landschaft<br />

einbinden zu können. Oft sehr schwierige Beratungen<br />

standen hier an, denn es ist einsichtig, daß Halden von geringer<br />

Höhe, erhebliche Geländeflächen erfordern. die im Ballungsgebiet<br />

nicht immer zu beschaffen sind oder es muß auf die verbliebenen<br />

naturnahen Landschaftsräume zurückgegriffen werden.<br />

was sich für einen Umweltschutzverband wie den SVR nicht von<br />

selbst anbietet.<br />

Der Bergbau kippt nicht nur Halden. sondern erzeugt auch Bergsenkungen<br />

, die teilweise bis zu 15 m erreichten; solche Gebiete<br />

würden mit Grundwasser vollaufen, pumpte man sie n icht fortwährend<br />

leer. Für verschiedene solcher Gebiete hat der SVR<br />

jetzt Pläne für künftig zu erwartende Bergsenkungen vorbereitet,<br />

die nun keine Polderung, d.h. Leerpumpen mehr vorsehen, sondern<br />

einen See als Folge des Untertagebaues anstreben, um Erholungsgebiete<br />

anzulegen. Vor allem eignen sich Flußtäler für<br />

derlei Vorhaben. weil die erforderliche Hebung des Flußbettes<br />

hohe Kosten verursacht, die ebenso auch für die Verbreiterung<br />

der Vorflut (zu einem See) verwandt werden könnten. Bekannt<br />

ist das Beispiel des geplanten Lippesees.<br />

Jedermann weiß, daß Müllprobleme in Ballungsgebieten besonders<br />

schwerwiegend werden können. Die unterschiedlichsten<br />

Beseitigungsformen in einem Verbundsystem müssen deswegen<br />

angestrebt werden. Neben einigen Müllverbrennungsanlagen anderer<br />

T räger betreibt der SVR eine Reihe von Deponien u nd ein<br />

Kornpostwerk. Ein Rohstoffrückgewinnungszentrum mit Baukosten<br />

von zunächst 171 Mio DM ist in der Planfeststellung.<br />

Manche Schwierigkeiten bereitet vor allem die Suche nach Deponieflächen,<br />

die strengsten Umweltschutzbestimmungen entsprechen<br />

und landschaftlich eher eine Bereicherung werden sollen<br />

als eine Belastung; die Deponie Emscherbruch z.B. hat daher<br />

Böschungswinkel von 1 :12 bis 1 :10. Gerne würden die Müllologen<br />

irri eigenen Hause steiler schütten. und damit Volumen gewinnen,<br />

aber die hauseigenen Umweltschützer predigen mit Erfolg,<br />

daß es. nur eine Verfahrungseigenschaft für Planung und Durchführung<br />

solcher Vorhaben gäbe, nämlich Vorbild lichkeit. Selbstverständlich<br />

werden diese Deponien mit inertem Material übergrundet<br />

und bepflanzt, durch Wege ersch lossen und dadurch in<br />

das Gefüge der Verbandsgrünflächen wieder einbezogen. aus dem<br />

sie rechtlich nur für einen begrenzten Zeit raum entlassen worden<br />

waren.<br />

Eine andere Belastung der Landschaft bringt der Straßenneuund<br />

Ausbau mit sich, m it dem w ir wohl noch eine Weile werden<br />

leben müssen. Um die Beeinträchtigung so gering w ie möglich<br />

zu halten, hat der SVR viele Untersuchungen zur Trassenreduzierung<br />

oder über landschaftsgerechte Trassenführung in Auftrag<br />

gegeben; am Beispiel des Hexbachtales zwischen Essen, Mülheim<br />

und Oberhausen wird im Rahmen dieses Symposions hierzu<br />

noch berichtet. Für die Straßenplaner im Hause des SVR ist<br />

es nicht immer einfach, jubelnd begrüßte Ausbaupläne zu hinterfragen<br />

und womöglich einzuschränken.<br />

Hier zeigt sich übrigens ein weiteres Phänomen in der General­<br />

Verkehrsplanung. Die Netzvorschläge dieser Plä ne schlagen<br />

gleichsam durch bis hin zur Planung und zum Entwurf. Im mehrkernigen<br />

Ballungsgebiet der Städtestadt an der Ruhr, in dem jeder<br />

Qm Grund und Boden „dreimal verplant" ist, richten sich<br />

solche Netzvorschläge viel stärker an den Gegebenheiten aus als<br />

in einkernigen Ba llungen oder ländlichen Zonen. Als zweckmäßig<br />

hat sich nun erwiesen, Aussagen zur Umweltverträglichkeit<br />

von Straßen schon beim Generalverkehrsplan, d.h. bei seinem<br />

Netzvorschlag zu machen, damit mögliche Landschaftsbelastungen<br />

"durch eine Straße nicht erst bei einem Planfeststellungsverfahren<br />

entdeckt werden. Der SVR wird künftig daher keine Generalverkehrspläne<br />

seiner Kreise und kreisfreien Städte mehr<br />

fördern. es sei denn, ein Kapitel Umweltverträglichkeit wird eingefügt<br />

und Beziehungen zur Landschaftsplanung hergestellt,<br />

bzw. deren Forderu ngen in die Abwägung der Netzvorschläge<br />

miteinbezogen.<br />

Am Beispiel des Ruhrgebietes und aus der Sicht des SVR habe<br />

ich dargelegt, wie die Wiege des Umweltschutzes heute noch<br />

immer fleissig schaukelt - mal hin, mal her. Leider hat sich gezeigt,<br />

daß noch so gute Gesetze und noch so viel Planungsinstrumente<br />

bisweilen nichts gegen die Macht anders gelagerter Interessengruppierungen<br />

auszurichten vermögen. Der SVR versucht<br />

daher seit Jahren in solchen Fällen als letzten A usweg, den<br />

Grtmderwerb zu betreiben , um die Bestimmungsfähigkeit über<br />

die Grünflächen zu behalten. 1 n der Vergangenheit sind in dieser<br />

Lage nicht nur große Erholungsgebiete aufgekauft worden. sondern<br />

auch manche „Wespentaille" in den regionalen Grünzügen.<br />

Di!lse landesplanerisch, städtebaulich und landespflegerisch begründeten<br />

Gliederungselemente zwischen den großen Städten<br />

sind besonders durch Überbauung gefährdet. Sol len ihre Dienste<br />

als Erholungsräume und als ökologische Ausgleichsräume erhalten<br />

bleiben, so ist Grunderwerb oft unvermeidlich.<br />

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