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Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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spezialisierter Betriebsformen, der Gartenbau- und der Veredlungsbetriebe,<br />

an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe.<br />

Die relative Bedeutung der Gartenbaubetriebe korreliert<br />

im großen und ganzen mit dem Anteil der Anbauflächen von Gemüse<br />

und sonstigen Gartengewächsen. Überraschenderweise<br />

verhält sich dagegen der Anteil der Veredlungsbetriebe, d.h. der<br />

Betriebe, in denen Schweine- und/oder Geflügelhaltung den überwiegenden<br />

Teil der Wertschöpf ung stellen, an der Gesamtzah l<br />

der Betriebe genau umgekehrt. Während der Antei 1 der Betriebe<br />

mit Schweinehaltung - und das gleiche gilt für die Geflügelhaltung<br />

- mit zunehmender Nähe zu den Kernstädten der Verdichtungsräume<br />

abnimmt, steigt der Anteil der Veredlungsbetriebe<br />

an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der gleichen<br />

Richtung an. Dies läßt sich nur dadurch erklären , daß mit<br />

der generellen Abnahme der Bedeutung der Viehhaltung in den<br />

Verdichtungsräumen und ihrem Umland eine zunehmende betriebliche<br />

Konzentration insbesondere der Schweine- und Geflügelhaltung<br />

einhergeht. Dieser Befund würde die bereits weiter<br />

oben geäußerte Besorgnis über mögliche Umweltkonflikte<br />

bestätigen.<br />

4. Zusammenfassung und Schlußfolgerungen<br />

In der Landwirtschaft der Bundesrepublik vollzieht sich unter<br />

dem Einfluß technischer Fortschritte und wachsender Ansprüche<br />

der in diesem Sektor tätigen Menschen an ihre Einkommensund<br />

Arbeitsbedingungen ein anha ltender Strukturwandel, der<br />

durch die gegenwärtige gesamtwirtschaftliche Situation allenfalls<br />

gedämpft, aber sicher nicht vollständig und auf Dauer<br />

zum Erliegen kommen wird. Dieser Wandel läßt sich stichwortartig<br />

durch folgende Merkmale charakterisieren: Rückgang der<br />

Zahl der hauptberuflich in der Landwirtschaft erwerbstätigen<br />

Menschen und Zunahme des Anteils teilbeschäftigter Personen<br />

am verbleibenden Bestand an Arbeitskräften; Zunahme der Flächenausstattung<br />

je Arbeitskraft und des Einsatzes gewerblicher<br />

Vorleistungen und Anlagegüter in den verbleibenden hauptberuflich<br />

bewirtschafteten Betrieben; Spezialisierung der Produktionsrichtung<br />

in den Betrieben; Zunahme der räumlichen Konzentration<br />

der verschiedenen Betriebsformen auf Standorte mit<br />

jeweils spezifischen Wettbewerbsvorteilen.<br />

Der so skizzierte Prozeß scheint sich in den Verdichtungsräu men<br />

und ihrem Umland unter dem Einfluß der besonderen Wirkungsverhältnisse<br />

der Standortfaktoren mit erhöhter Intensität und<br />

Geschwindigkeit zu vollziehen. Seine Folgen deuten sich hier<br />

u .a. in einer tendenziellen Abnahme der Vielgestaltigkeit der<br />

landwirtschaftlichen Bodennutzung an, insbesondere dort, wo<br />

der A nteil absoluter Dauergrünflächen an der landwir tschaftlich<br />

nutzbaren Fläche gering ist und der Anbau von Obst oder Wein<br />

bzw. von Sonderkulturen auf dem Ackerland aufgrund der herrschenden<br />

natürlichen Standortbedingungen ausgesch lossen bzw.<br />

eng begrenzt bleibt. Und im Bereich der landwirtschaftlichen<br />

Nutzviehhaltung zeichnet sich ein allgemeiner Rückzug der<br />

Milchkuhhaltung, teilweise der gesamten Rindviehhaltung, ab,<br />

dem in einigen Gebieten eine Zunahme der Besatzdichte an<br />

Schweinen und/oder Geflügel bei wachsender Bestandskonzentration<br />

gegenübersteht .<br />

Daß die einzelwirtschaftlichen Zielsetzungen und Anpassungserfordernissen<br />

folgenden Wandlungen der Nutzung und Beanspruchung<br />

der natürlichen Ressourcen durch die landwirtschaftlichen<br />

Betriebe in den Verdichtungsräumen und ihrein Umland<br />

durchaus nicht immer mit den jewei 1 igen landespf legerischen<br />

Zielvorstellungen über die Erhaltung, Entwicklung und Nutzung<br />

dieser Ressourcen übereinstimmen, vielmehr häufig genug weit<br />

von diesen abweichen, sei an einigen Beispielen veranschaulicht:<br />

Ackerland überdurchschnittlicher Bodenqualität bleibt brach<br />

liegen oder wird für außerlandwirtschaftliche Verwertungszwekke<br />

veräußert, weil Größe, Zuschnitt und Lage der betreffenden<br />

Parzellen den E insatz rationeller Bearbeitungsverfahren und die<br />

Verwendung entsprechender Maschinen ausschließen; Grünland<br />

wird umgebrochen, weil seine Eigentümer die Milchkuhhaltung<br />

angesichts steigender Lohnkostenbelastung und/oder zu geringer<br />

Bestandsgrößen aufgeben; auf für den Obstanbau gut geeigneten<br />

Standorten werden noch vorhandene ältere Obstbaumbestände<br />

gerodet, weil die während der rest lichen Nutzungsdauer<br />

zu erwartenden Erträge die Aufwendungen nicht decken werden<br />

und den Eigentümern eine ackerbauliche Nutzung der<br />

Flächen lohnender erscheint. Und dies, obwohl unter landespflegerischen<br />

Zielvorstellungen gerade die Aufrechterhaltung<br />

der bisherigen Nutzungen der betreffenden Flächen besonders<br />

erstrebenswert erschiene.<br />

Solche - hier nur beispielhaft angedeuteten - Diskrepanzen in<br />

der Bewertung alternativer Formen der Nutzung und Beanspruchung<br />

natürlicher Ressourcen vermögen in den Verdichtungsräumen<br />

und ih rem Umland ein Konfliktpotential zu schaffen,<br />

das, wenn überhaupt, nur mit Hilfe vorbeugender Maßnahmen<br />

abgebaut werden kann. Hierzu gehört vor al lem, daß den Bauleitplanungen<br />

der Gemeinden im Umland der Verdichtungsräume<br />

rechtzeitig sowohl agrarstrukturelle Vorplanungen als auch<br />

Landschaftsplanungen vorgeschaltet werden. Derartige Planu n­<br />

gen sollten ihre Aufgabe allerdings nicht darin sehen, lediglich<br />

einen unter den jeweiligen Zielvorstellungen anzustrebenden<br />

Idealzustand hinsichtlich der Struktur und räumlichen Verteilung<br />

der verschiedenen Flächennutzungen zu beschreiben.<br />

Brauchbare Entscheidungshilfen vermögen sie u.E. nur da nn zu<br />

liefern, wenn sie, möglichst unter der Annahme unterschiedl i­<br />

cher gesamtwirt schaftlicher, sektoraler und lokaler Rahmenbedingun'gen,<br />

die künftig denkbaren Entwicklungsalternativen der<br />

Landwirtschaft im Planungsraum aufzeigen, deren mögliche Konsequenzen<br />

im Hinblick auf landespflegerische Zielvorstellungen<br />

verdeutlichen, unter Berücksichtigung aller übrigen Raumnutzungsansprüche<br />

mögliche Konfliktbereiche identifizieren und<br />

Vorsch läge zur Konfliktlösung entwickeln. Daß dies eine enge<br />

Abstimmung zwischen den entsprechenden Fachplanungen voraussetzt,<br />

liegt auf der Hand.<br />

5. Literaturhinweise<br />

BERG, E.: Die Entwicklung der Wirtschaftsflächennutzung in<br />

Verdichtu ngsräumen. 1 n: Funktionen der Agrarproduktion<br />

in den unterschied lich besiedelten Regionen des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen. Landesausschuß für landwirtschaftliche<br />

Forschung, Erziehung und Wirtschaftsberatung beim Ministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen, Niederschriften von Arbeitstagu n­<br />

gen V III. Düsseldorf 1973,S. 7-18.<br />

BOSCH, G.: Die Landwirtschaft und ihr Beitrag zum Umweltschutz.<br />

Beiträge zur Struktur- und Konjunkturforschung,<br />

hrsg. v. P. Klemmer, Band II. Bochum 1975.<br />

BUCHWALD, K.: Art. <strong>Landespflege</strong>. Handwörterbuch der<br />

Raumforschung und Raumordnung. 2. Aufl., Hannover 1970,<br />

Sp. 1670-1706.<br />

FREUND, B.: Entwicklungstendenzen stadtnaher Landwirtschaft<br />

nach Untersuchungen im Rhein-Main-Gebiet. Berichte<br />

zur deutschen Landeskunde, 46 (1972), Heft 2, S. 199-214.<br />

HENRICHSMEYER, W.: Art. Agrarwirtschaft: räumliche Verteilung.<br />

Handwörterbuch der Wi rtschaftswissenschaft<br />

(HdWWl, 1./2. Lieferung. Stuttgart, New York, Tübingen,<br />

Göttingen, Zürich ( 1976) , S. 169-186.<br />

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