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Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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Das A b f a 11 p r o b 1 e m der Städte ist über Gartenbau d e r­<br />

z e i t nicht zu lösen, so lange nicht sichergestellt ist, daß entweder<br />

die MKK weniger Schwermeta lle enthalten oder diese<br />

nicht vom Boden in die Pflanze gelangen. Die Toleranzverordnung<br />

für Schwermetalle (in Vorbereitung) macht es nötig, mit<br />

diesen Abfällen sehr vorsichtig umzugehen (FRITZ u. VEN-<br />

TER, 1976; VENTER, 1977).<br />

'<br />

D i e Lage der F 1 ä c h e n soll vor allem eben, evtl. leicht<br />

nach Süden geneigt sein, denn z.Zt. sommerlicher Gewitterregen<br />

liegen die Böden meist locker und sind stark erosionsgefährdet.<br />

Zudem muß die Arbeit mit Maschinen kostengünstig erledigt<br />

werden können. Nordlagen führen infolge verminderten Lichteinfalls<br />

zu langsamerem Wachstum, längerer Verweildauer des<br />

Nitrats im B latt und zu höherem Dünger- und Pflanzenschutzaufwand<br />

(Qualitätsfragen, FRITZ 1977).<br />

Unsere landwirtschaftliche Nutzfläche wird immer kleiner, die<br />

Ansprüche an die Ernährung werden weltweit größer. Hohe Aufwendungen<br />

werden für Forschungen gemacht, w ie man unter<br />

ungewöhnlichen Bedingungen in den heißesten und kältesten<br />

Gebieten der Welt Nahrungsmittel erzeugen, Algen kultivieren<br />

oder aus anderen Stoffen Nahrung gewinnen kann. Man fördert<br />

zwar mit Recht die Pflanzen.produktion in tropischen und sub·<br />

tropischen Gebieten, muß jedoch dort erfahrungsgemäß mit dem<br />

höchsten Aufwand an Pflanzenschutzmitteln rech nen.<br />

In unserem eigenen Land aber werden Bauten aller Art mit Vorliebe<br />

auf ebenen Flächen von besten Böden errichtet. Manchmal<br />

geht das nicht anders, aber meist ist es nur bequemer und billiger·,<br />

auf ebenem Löß zu bauen als daneben in hängigen Lagen.<br />

Nicht selten feh lt das Verständnis für den Boden als „Pflanzenstandort",<br />

es wird übersehen, daß es in Zukunft wichtiger sein<br />

wird als heute, mit der Pflanze Sonnenenergie in Nahrung zu<br />

verwandeln. Anders ist es nicht zu erklären, daß noch immer<br />

hervorragende, für intensiven Pflanzenbau bestens geeignete<br />

Böden verbaut werden und daß Landwirte und Gärtner in techn<br />

isch schwer zu bearbeitende Lagen abgedrängt werden, obwohl<br />

auch andere Lösungen möglich wären. Die natürliche Eignung<br />

des Bodens muß besser berücksichtigt werden, indem das<br />

Verständnis für die Bedürfnisse der Pflanzenproduktion bei den<br />

bodenverbrauchenden Berufen geweckt und gefördert wird. Ob<br />

Bezeichnungen wie Vorranggebiet (REINKEN, 1976) oder<br />

„Nahrungsschutzgebiet" oder andere Begriffe dafür geeignet<br />

sind, ist zu überlegen. Es geht um die Reservierung größerer<br />

geschlossener Gebiete mit besonderen ökologischen Eigenschaften<br />

für den Pflanzenbau (was die Nutzung als Golfplatz nicht<br />

ausschl ießt), also um eine klare Priorität für die Nutzpflanze.<br />

Natürlich kann der Sinn eines solchen Begriffes den Verbrauchern<br />

von Boden nur nachhaltig verständlich und zur Richtlinie<br />

ihres Handelns gemacht werden, wenn an den Universitäten,<br />

Fachhochschulen und anderen Ausbildungsstätten eine lebensnahe<br />

Pflichtvorlesung über den Boden als Pflanzenstandort<br />

stattfindet.<br />

Aus einer Zuschrift w ird gekürzt zitiert: „Tatsache ist doch, daß<br />

fast alle Ballungsgebiete in der Bundesrepublik in fruchtbaren<br />

Gebieten liegen und daß sich diese Ballungsgebiete immer<br />

weiter ins Land hineinfressen. Ich könnte Ihnen Dutzende<br />

von Beispielen zeigen, wo man aus Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeit<br />

bestes Ackerland für immer zerstört, obwohl in<br />

der gleichen Gemeinde oder in der Nähe schlechte Grenzert ragsböden<br />

unberührt bleiben. Es wird Zeit, daß sich unsere Planer<br />

bewußt werden, welche Sünden sie begehen. Unsere Kinder und<br />

Enkel werden diese Fehler einmal büßen müssen. Bedauerlicherweise<br />

sind unsere Landwirtschaf tsämter nicht aktiv, wenn<br />

es um die Erhaltung von fruchtbarem Boden geht. Der Verbraucher<br />

sollte über dieses Problem genauso wie über Umweltschutz<br />

aufgeklärt werd en ."<br />

Es sei noch auf die Verhältnisse in Dänemark und Schweden hingewiesen,<br />

wo man darangeht, aus Gründen einer möglichst billigen<br />

Erzeugung von Nahrungsgütern im lande gute und beste<br />

Böden von einer Besied lung auszunehmen. Alle 1 nfrastrukturmaßnahmen<br />

werden auf landwirtschaftlich oder gärtnerisch weniger<br />

wertvolle Böden verwiesen . Entsprechende Kartierungen<br />

aller Böden in diesen beiden Ländern stehen vor dem Abschluß.<br />

Gesetzliche Regelungen sind bereits da oder stehen bevor. Man<br />

steht auf dem Standpunkt, daß die bereits mit so hohen Allgemeinkosten<br />

und Löhnen belastete Landwirtschaft sinnvoll<br />

und zukunf tserhaltend nur auf Böden betrieben werden kann,<br />

d ie die besten Voraussetzungen haben. Und auf eine wenigstens<br />

tei lweise Selbstversorgung zu verzichten, liegt diesen Ländern<br />

heute wieder sehr fern. Auch in der Bundesrepublik Deutschland<br />

sind viele Bemühungen vorhanden; z.B. versucht man in Bayern,<br />

wo jährlich etwa 6 000 ha LN durch Planungen für öffentliche<br />

und private Belange verlorengehen, über „Agrarleitpläne" die Belange<br />

der Landwirtschaft im Planungsgefüge zu sichern. Dabei<br />

werden die Erzeugungsbedingungen für verschiedene Pflanzenarten<br />

in mehreren Stufen bewertet (Vorranggebiete siehe REIN­<br />

KEN, 1976).<br />

B e 1 a s tu n gen du r c h G a r t e n bau: Noch ungenannt<br />

ist bisher Lärm von Traktoren, Verkehrsbehinderung durch langsam<br />

fahrende Maschinen. Ich meine, daß solche Belastungen<br />

durch vorhergenannte Vorteile aufgewogen sind. An der Belastung<br />

des Grundwassers mit Nitrat sind mineralische N-Dünger<br />

im allgemeinen nur zu etwa 2 % beteiligt, 98 % kommen aus Verrottung<br />

organischer Substanz und aus Niederschlägen. Eine Phosphorbelastung<br />

der Gewässer als Folge der Düngung tritt auf ebenen,<br />

erosionsarmen gärtnerischen Nutzflächen praktisch n icht<br />

ein.<br />

E inige Kons eque nzen:<br />

1. Der Gartenbau ist traditionell mit den Ballungsgebieten<br />

gewachsen, besonders wo diese an für Pflanzenbau ökologisch<br />

günstigen Standorten entstanden sind. Noch heute übt<br />

er im Umland der Verdichtungsgebiete sowohl in materieller<br />

(Versorgung, Klimawirkung, Arbeitsplätze, Wertschöpfung)<br />

als auch in ideeller Hinsicht (Naturverbindung, Landschaftsbild,<br />

Naherholung) viele positive Wirkungen aus.<br />

2. Gewachsene Gebiete und Betriebe sol len durch Planu ng<br />

gefördert (vergrößert) und nicht eingeengt werden. Die Veränderung<br />

der festgefügten Betriebs- und Absatzstruktur<br />

führt zu oft unüberwindbaren Härten bei den Betroffenen.<br />

3. Direkt marktende Betriebe sollen im Falle der Absiedelung<br />

nicht weiter als eine Fahrstunde vom Markt angesiedelt<br />

werden. Große Spezialbetriebe ( „Produktionsgärtnereien")<br />

müssen zwar nicht unbedingt im Einzugsgebiet der Städte<br />

liegen, genießen jedoch den Vorteil, dort eher Arbeitskräfte<br />

zu bekommen.<br />

4. Neue Betriebe sollen nicht zufällig gestreut, sondern an<br />

ökologisch geeignete Orte gelenkt, aber nicht eng konzentriert<br />

werden. Dabei erscheint mir eine Mischung Landwirtschaft<br />

- Gartenbau sowohl wegen eventuellen Wachstums<br />

einzelner Betriebe als auch aus Risikogründen (Hagel,<br />

Schädlinge) nützlich. Beratung und Vermarktung können<br />

durch eine gewisse Konzentration erleichtert werden.<br />

5. Bei einer Verbindung von Naherholung mit Gartenbau müssen<br />

langfristig Lösungen für Abgrenzung durch Hecken,<br />

Wege, Parkplätze, D iebstahlsgefahr usw. gefunden werden<br />

(wie dies ja auch bei Selbstpflückanlagen schon geschehen<br />

ist), um den Zweck der Versorgung, der offenen G rünfläche<br />

und der Naherholung miteinander zu verbinden.<br />

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