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Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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Die Überwärmung durch Reflektion der meist hohen Straßenbebauung,<br />

Zahl und Dichte der Wärmequellen, Aufhebung der<br />

senkrechten Stadtatmung durch leichte Winde bedarf der Zufuhr<br />

von frischer Luft von außen ebenso wie die Luftverunreinigung.<br />

Die Dichte der Bebauung, ihre Geschlossenheit, gehören zum Wesen<br />

der „Stadt" und des „Städtischen". Sie bedürfen aber der Ergänzung.<br />

Erst die Hinzufügung des Gegensätzlichen macht die<br />

Stadt zu einem Ganzen. Enge muß ergänzt werden durch Weite,<br />

steinerne Verfestigung durch natürliche Lockerung, Geometrie<br />

durch Vegetatives.<br />

Die Natur hat viele Zugänge. Zahlreiche Städter, Großstädter<br />

vor allem, stammen vom Dorf, kommen aus der K leinstadt;<br />

manche mögen bewußt oder unbewußt verhinderte Bauern<br />

sein. Für sie bedeutet landwirtschaftlich genutztes Umland eine<br />

Bereicherung des Lebens in der Stadt.<br />

Aus Untersuchungen über die Einbeziehung des Umlandes in<br />

das Leben der Stadt ergibt sich aus einem in der erwähnten<br />

Untersuchung der Universität Dortmund veröffentlichten Schema,<br />

daß „Stadtrandgebiete und Abfallflächen" sowie „Freiräume<br />

der Naherholung" vorwiegend von Jugendlichen genutzt<br />

werden und daß auch Familien offenbar gerne die Naherholungsmöglichkeiten<br />

aufsuchen. Ob die genannten Gebiete sich<br />

voll mit unserer Umlanddefinition decken, müßte überprüft<br />

werden.<br />

Frauke Höbermann hat festgestellt, daß von der Gesamtzahl der<br />

Befragten 66,2 % ihre Freizeit in der Feldmark des Osdorfer<br />

Borns verbringen. Junge Leute in der Ausbildung zu 51.4 %,<br />

Arbeiter und Handwerker zu 56,3 %, Angestellte und Beamte zu<br />

75 %, Rentner und Hau.sfrauen zu 85,7 % (Tab. 16).<br />

In der Feldmark werden vermißt:<br />

Trimm-dich-Anlag.an von<br />

Kinderbauernhof<br />

Wanderwege<br />

Liege- u nd Spielwiesen<br />

Bänke<br />

Parkanlagen<br />

Reitmöglichkeiten<br />

Radwege<br />

52,3 % aller Befragten<br />

<strong>40</strong>,0%<br />

33,3%<br />

37,4 %<br />

30,8%<br />

27,2%<br />

30,0%<br />

13,3%<br />

Einen Kinderbauernhof (Jugendfarm) wünschten sich<br />

von allen Befragten<br />

von den unt er 21jährigen<br />

von den 21 - <strong>40</strong>jährigen<br />

von den über <strong>40</strong>jährigen<br />

<strong>40</strong>,0%<br />

38,0 %<br />

53,0 %<br />

21,0 %<br />

Spaziergänge machten von allen Befragten<br />

sehr oft 17,4 %<br />

oft 47,2%<br />

selten 28.7 %<br />

nie 6,2%.<br />

91 ,3 % gaben an, nicht auf diese Feldmark verzichten zu können,<br />

27 % bezeichneten sie als unzureichend erschlossen.<br />

Zu der Befragung ist anzumerken, daß sie zu einem Zeitpunkt<br />

stattfand, in dem die Großsiedlung Osdorfer Born noch nicht<br />

ausreichend mit Freizeiteinrichtungen versehen war, und daß<br />

eine offenbar sehr aktive Bürgerinitiative sich um das Freizeit·<br />

wesen bemüht.<br />

In Hamburg stehen der Bevölkerung bisher u.a. folgende Einrichtungen<br />

in stadtnahen Wäldern und Agrargebieten zur Verfügung:<br />

ca. 1.150 km Rad- und Wanderwege, 120 km Reitwege, 10<br />

km Waldlehrpfade, 10 Walderholungsplätze, 15 Liegewiesen,<br />

3 Reitplätze. 1 Ponyhof für Kinder, 42 Waldparkplätze, 14<br />

Wildbeobachtungsstände, 8 zu beobachtende Wildfütterungen,<br />

3 Wildgehege, ca. 500 Ruheplätze. Sk i-Wanderwege.<br />

Ganz im Sinne der Annäherung von Stadt und Land bemüht<br />

man sich außerdem um die Förderung entwick lungsabhängiger<br />

Strukturwandlungen landwirtschaft licher Betriebe im Rahmen<br />

eines Naherholungsprogramms etwa durch Feriendörfer („Wochenende<br />

auf dem lande"), Spielfarmen (Umgang mit T ieren) ,<br />

Reitställen . Kutschfahrten und ländliches Freizeitgewerbe.<br />

Außerdem werden der Stadtbevölkerung die Aufgaben und<br />

die Wirkungsweise der Landwirtschaft in Lehrschauen und Lehrpfaden<br />

nahegebracht.<br />

(Programm zur Entwicklung der land- und forstwirtschaftlichen<br />

Gebiete der Freien und Hansestadt Hamburg für die Zwecke<br />

der Naherholung im Rahmen der grün- und agrarpolitischen<br />

Aufgaben und Zielsetzungen der Behörde für Wirtschaft, Verkehr<br />

und Landwirtschaft, ltd. Landwirtschaftsdirektor Dr.<br />

Gromblat, ltd. Forstdirektor Dr. Funke, TOA Göriach als Referent<br />

für Naherholung).<br />

Wenn w ir die Gestaltung zum Schluß behandeln, so nicht weil sie<br />

nebensächlich wäre, sondern weil sie auch im Interesse der Gesamtstadt<br />

besonders herausgehoben werden soll.<br />

Josef Peter Lenee hat einmal gesagt, in einer reinen Nutzland·<br />

schaft könne man keine großen Gedanken denken. Er hat sicherlich<br />

recht damit. Daß ihr andere Erholungsmöglichkeiten in natürlichen<br />

und halbnatürlichen Standorten vorgezogen werden,<br />

ist selbstverständlich und w ird durch Modelluntersuchungen<br />

über „Erholungseignung und Freiraum" in Baden-Württemberg<br />

bestätigt (Freiräume in Stadtlandschaften, S. 72 - 74).<br />

Eine Repräsentativbefragung ergab für das agrarisch genutzte<br />

Freiland, daß intensiv genutzte Grünlandflächen, ähnlich wie<br />

die Ackerstandorte, in ihrer „optischen Funktion als Element<br />

der Gliederung und der Abwechslung" wahrgenommen werden<br />

und ihre Bedeutung damit in der Bereicherung der Landschaft<br />

l iegt. Dieser Background-Effekt ist besonders für das Spazierengehen<br />

und das Wandern vo n Bedeutung und darf bei der hohen<br />

Priorität, mit der diese Feizeitaktivitäten nachgesucht werden,<br />

nicht zu gering eingeschätzt werden".<br />

1 n einer Zahlenskala von - 10 b is + 10 steht mit dem Wert 7 ,0<br />

an oberster Stelle der Beliebtheitsskala das gepflegte Wiesental<br />

mit Einzelbäumen, in der Mitte liegen Streuobstbau m it Acker<br />

(5,1), Viehweide mit Zaun (4,3), Obstanlage ohne Zaun (4,0).<br />

Am untersten Ende rangieren Obstanlagen mit Zau n ( 1,8), Getreidelandkultur<br />

(1,3). parzellierter Hackfruchtanbau (- 0,3) und<br />

Gewächshäuser (- 0,6).<br />

Daraus läßt sich für uns ablesen. daß L andschaft differenziert<br />

empfunden wird und Gestaltung sich daher lohnt.<br />

Was geschehen könnte und sollte, hängt von vielen Faktoren<br />

ab, am stärksten selbstverständlich von der Bereitschaft der<br />

Hauptnutzer.<br />

Nach den Erfahrungen des Westfälischen Amtes für <strong>Landespflege</strong>,<br />

das seit Kriegsende in Agrarlandschaften gepflanzt hat.<br />

ist die Bereitschaft vorhanden, wenn Partnerschaft besteht.<br />

Das wird auch von anderer Seite bestätigt, etwa 1963 durch<br />

Diplomgärtner Kuder, Geisenheim. in der Zusammenfassung der<br />

Ergebnisse der oben erwähnten Tag ung „Landschaftspflege und<br />

Agrarstru ktu rverbesseru ng":<br />

„ Es zeigt sich, daß d ie Vertreter der Landwirtschaft übereinstimmend<br />

der Ansicht waren , man müsse dem modernen Bauern<br />

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