Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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die aber sehr schnell entdeckt und gelöscht werden. Selbstverständlich<br />
kann diese positive Gesamtbilanz nicht in einem Kiefernforst<br />
gelten, in dem ein Brandherd innerhalb weniger Minuten<br />
große Ausmaße annimmt. Solche Waldungen wären deshalb<br />
für die Erholung weniger geeignet.<br />
2.32 Indirekte Schäden<br />
Neben den schon erwähnten Flächenverlusten und -zerschneidungen<br />
durch die Erholungseinrichtungen ist hier die Waldverschmutzung<br />
zu erwähnen, häufig das vordergründigste Objekt<br />
des Waldschutzes und der Umwelterziehung. ökologisch sind<br />
diese Schäden nur gering zu bewert en, was nicht heißen soll, das<br />
sie nicht schnellstens und immer wieder beseitigt werden müssen,<br />
sollen sie nicht ein überschwemmungsartiges Ausmaß annehmen.<br />
Die Sauberkeitspropaganda der letzten Jahre hat in Aachen allerdings<br />
eine spürbare Verringerung der unbefugten Schmutzkippungen<br />
an den Waldrändern zur Folge gehabt, während die Menge<br />
der befugt in Papierkörben pp deponierten Kleinverschmutzungen<br />
entsprechend zunahm. Die Sauberhaltung ist für die<br />
Walderziehung ein erster und w ichtiger A nsatz, wie umgekehrt<br />
die Beurteilung des „gepflegten Waldes" für die Besucher sich<br />
sehr nach diesem Kriterium richtet.<br />
Eine ökologisch wie materiell sehr weitgehende Einwirkung des<br />
Erholungsbetriebes auf den Wa ld ist die Minderung des Wildbestandes<br />
und der Jagdmöglichkeiten. Rehwild hält sich, wenn<br />
auch mit Streßerscheinungen, normalerweise in Erholungswaldungen,<br />
so auch im Aachener Wald, während Rot- und Schwarzwild<br />
seit der Wiederentdeckung des Waldes durch die Bevölkerung<br />
nach 1955 den Aachener Wald ganz meidec. Im Münsterwald<br />
sind sie noch normal anzutreffen, doch wird auch hier die<br />
Bejagung und damit die ökologisch notwendige Regulierung<br />
zunehmend durch die Erholung erschwert. Gesunder starker<br />
Wildbestand und starke Erho lungsfrequentierung stellen partielle<br />
Zielkonflikte dar und können nur nebeneinander, nicht miteinander<br />
erreicht werden. Wenn man Rotwild erhalten will, muß<br />
man beträchtliche Teilflächen des Waldes von Erholungsbetrieb<br />
freihalten, indem man gezielt die Erholungseinrichtungen auf bestimmte<br />
Teilflächen und -linien zu konzentriert. Ob hier das seit<br />
1969 bestehende allgemeine Betretungsrecht, verbunden mit<br />
einer zeitweisen Waldbetretungspropaganda das geeignete rechtliche<br />
Instrument zu solchen ökologisch notwendigen Lenkungen,<br />
nicht nur im Interesse von Jagd und Wild sondern auch der<br />
Artenerhaltung und Waldbrandverhütung, ist, sei dahingestellt.<br />
beseitigung und ästhetisch angenehme Einsch lagsmethoden.<br />
Auch der unter 1.31 aufgezählte „Gründekatalog" zeigt bewußte<br />
Verzichte auf betriebswirtschaftliche Optimierungen, die ergänzt<br />
werden durch eine Baumartenwahl bei der Wiederbegrünung,<br />
die abweichend von betriebswirtschaftlichen und st andörtlichen<br />
Optimum die sozialen Bedürfnisse in den Vordergrund stellt.<br />
Auch der Verzicht auf große Serien, insbesondere auf große<br />
Kahlschläge, und die zahlreichen Formen kleinflächiger und<br />
mehrtätiger Waldbewirtschaftung sind häufig nur durch die<br />
sozialen Aufgaben des Waldes motiviert. Im Aachener Wald werden<br />
etwa 25 bis 35 % der Flächen in Verfahren und Zuständen<br />
bewirtschaftet, die deutlich vom standörtlich möglich, betriebswirtschaftlichen<br />
Optimum abweichen. Der Unterschied<br />
der betrieblichen Zielsetzung im Münsterwald zeigt sich darin.<br />
daß es h ier nur 5 - 10 % der Gesamtfläche sind.<br />
Neben diesen im wesentlichen zum Bereich des Waldbaues gehörenden<br />
lnfrastrukturleistungen eines stadtnahen Waldes sind<br />
noch die für die Sicherheit der Besucher und die landespflegerischen<br />
zu erwähnen: Für die Besuchersicherheit müssen an allen<br />
wichtigen Spazierwegen die Altbäume auf Gefahrenquellen<br />
durch herabstürzende Äste untersucht werden. <strong>Landespflege</strong>rische<br />
Bemühungen konzentrieren sich auf die Freihaltung von<br />
Aussichtspunkten, Verschönerung von Bestandesrändern und<br />
Naturdenkmälern, Gestaltung von Bachläufen und Sicherung von<br />
Boden- und Kulturdenkmälern.<br />
3. Schluß<br />
Am Beispiel der größeren Waldungen im Gebiet der Stadt<br />
Aachen wurden deren Wirkungen auf die besiedelte Stadt aufgezeigt<br />
sowie die Auswirkungen dieser Besiedlung auf den Wald<br />
selbst. Wirkungen und Beeinflußungen sind gegenseitig und<br />
nicht immer scharf zu t rennen. Aachen ist ein gutes Beispiel dafür,<br />
wie eine systematische Ausrichtung der Waldbewirtschaftung<br />
auf die sozialen Aufgaben des Waldes als Gegenwirkung auch<br />
dessen besseren Schutz vor nachteiligen Wirkungen des Verdichtungsraumes<br />
bewirkt. Auch h ier bedarf es allerdings der in<br />
der Forstwirtschaft üblichen langen Zeiträume. Jede Waldfläche<br />
ist gesondert zu beurteilen und durch eine klare Zielsetzung<br />
zu charakterisieren. Nur dadurch und durch ständige Überprüfung<br />
der Methoden und Einzelmaßnahmen auf ihre Wirkung und<br />
Notwendigkeit für die gesetzten Ziele ist sinnvolles und auch<br />
wirtschaftlich vertretbares Handeln im 1 nteresse der Allgemeinheit<br />
möglich.<br />
2.4 freiwillige lnfrastrukturleistungen<br />
Neben den vorgenannten Schäden und den damit verbundenen<br />
Aufwendungen zu deren Verhütung, erleidet der Waldbesitzer in<br />
Stadtnähe weitere betriebswirtschaftliche Nachteile durch den<br />
Verzicht auf waldbaulich betriebswirtschaftliche Optimierungen.<br />
Er wird dies um so mehr hinnehmen, je höher die soziale Bedeutung<br />
dieses Waldes eingeschätzt wird. Dabei sei nicht verschwiegen,<br />
das manche dieser Verzichte nur scheinbar notwendig<br />
und weder ökologisch noch sozial zwingend sind, hier dürften<br />
noch beträchtliche Erkenntnislücken liegen.<br />
Der Verzicht auf gewisse Forsttechniken durch Großmaschinen,<br />
Chemikalien, Wildschutzzäune und Bodenbearbeitung gehört<br />
hierhin ebenso wie überhohe Aufwendungen für Schlagabraum-<br />
Literatur:<br />
Jacsman: Zur Planung von stadtnahen Erholungswäldern<br />
Zürich 1971<br />
2 Kroth: Beitrag der Forstwirtschaft zur Infrastruktur Landwirtschaftsverlag<br />
Münster/Hiltrup 1976<br />
3 Pflug/Birkigt: Landschaftsplanerisches Gutachten Aachen.<br />
1976, unveröffentlicht.<br />
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