Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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weiterhin einzusetzen: Z.B. eine Brücke über die Emscher erschließt<br />
einem Wohngebiet in Herne das ganze jenseits des Flusses<br />
gelegene Emscherbruch von über 150 ha Ausdehnung mit<br />
Wanderwegen, Grillplätzen, Viehweiden, Waldspielplätzen, Liegewiesen<br />
usw. Es war nämlich nicht einfach , das Überbrückungsrecht<br />
zu erlangen. Oder unsere Biologen entdecken ein noch<br />
wachsendes Hochmoor; es kann erworben, die umliegenden Wiesen<br />
hinzugekauft werden, damit Dränungen auf den ackerfähigen<br />
Böden unterbunden bleiben. Oder verkommene Streusiedlungen<br />
sind da oder dort verkäuflich, sie können abgebrochen<br />
werden; Bagger und Raupen und anschließende Übergrundung<br />
mit kulturfähigem Boden geben das ehemal ige Bauland gleichsam<br />
der Natur zurück; selbstverständlich bei gleichzeitiger Sicherung<br />
durch einen Verbandsbebauungsplan nach Bu ndesbaugesetz<br />
mit der Festsetzung als Grünfläche! Oder die Deutsche<br />
Bundesbahn ist bereit, verkommenes Bahngelände zur Bepflanzung,<br />
alte Schotterkippen nach Einpassung in die Landschaft<br />
zur Aufforstung freizugeben und benachbarten Wohngebieten<br />
damit eine behagliche Umgebung zu verschaffen. Oder es gelingt,<br />
einen angeblich unabweisbaren Straßenausbau mitten durch Erholungsgebiete<br />
so einzuschränken, daß die Straße landschaftsverträglich<br />
und die sie benutzenden Autos sozialverträglich<br />
bleiben, d.h. die eben noch als Erholungsgebiet geltende Gegend<br />
nicht zusätzlich gestört wird. Das alles gelingt außerhalb des<br />
Ballungsraumes Ruhrgebiet selbstverständlich ebenso. Doch sind<br />
solche Ziele leichter zu erreichen als in einem vielkernigen Ballungsraum,<br />
in dem jeder Quadratmeter Grund und Boden gleich<br />
dreimal verplant und beansprucht wird wie man bildhaft sagt.<br />
Mit diesen Beispielen soll nicht der Eindruck erweckt werden, als<br />
könne der SVR in Möglichkeiten und Geld nur so schwelgen.<br />
Auch er hat seine Grenzen, die heuer hart durch die nur noch<br />
langsam steigenden Einnahmen spürbar werden. Das Umlageaufkommen<br />
der Verbandsmitglieder ist nicht unerschöpflich und die<br />
Zuschüsse des Landes fließen langsamer, manche Vorhaben müssen<br />
gestreckt werden, was ihnen allerdings in einigen Fällen<br />
glänzend bekommt, weil Zeit zur Reife bleibt.<br />
Vor Jahren zeigte sich, daß all die geschilderten Bemühungen<br />
um die Erholungsvorsorge nicht ausreichen würden. Die Zunahme<br />
der Freizeit und die Verpflichtung, Umwelt und Lebensqualität<br />
zu verbessern, führ-ten nach gründlichen Untersuchungen<br />
und Vorarbeiten im Jahre 1967 zur Gründung einer eigenen<br />
Sparte „Freizeitwesen" beim SVR. Ihre Aufgabe war, mit einem<br />
neuen System von Freizeit- und Erholungsanlagen die bestehenden<br />
Einrichtungen und Bestrebungen zu ergänzen. Für die Tages-<br />
und Wochenenderholung mit Bereichen für intensive und<br />
extensive Nutzung sollten neue Möglichkeiten eröffnet werden.<br />
Ein Teil der Erholungsuchenden verlangt nämlich nicht Abgeschiedenheit,<br />
Einsamkeit und Stille, sondern das Leben und Treiben<br />
in wechselnden gesellschaftlichen Gruppen. Es lag daher<br />
nahe, in das Netz der Grünzüge zwischen den Städten und Siedlungsschwerpunkten<br />
gleichsam Knoten zu knüpfen, d ie das gesellige<br />
Leben in der Freizeit ermöglichen. In Ergänzung der<br />
innerstädtischen Freiflächenangebote, der Fußgängerbereiche<br />
und Spiel-, Sport- und Grünanlagen, sah der SVR daher seit<br />
1967 Freizeiteinrichtungen vor, die als Revierparks, Freizeitzentren<br />
und Freizeitstätten jenes erforderliche Maß an verdichteten<br />
Freizeitangeboten gewähren sollten. Eine großangelegte<br />
Forschungsarbeit des Emnid-lnstitutes untersuchte die „Freizeit<br />
im Ruhrgebiet"; sie ergab wichtige Hinweise zur Lage und<br />
zum Inhalt solcher Anlagen. Noch heute wird diese vom SVR<br />
in Auftrag gegebene und begleitete Untersuchung in Fachkreisen<br />
als reich spendende Erkenntnisquelle genutzt.<br />
Inzwischen sind Planung und Bau des ersten Revierparkes Gysenberg<br />
in Herne abgeschlossen, 1970 w urde er eingeweiht; 1972<br />
konnte der Revierpark Nienhausen in Essen/Gelsenkirchen der<br />
Bevölkerung übergeben w erden, in zwei Abschnitten war der Revierpark<br />
Vorderort in Oberhausen/Bottrop 1974/75 fertiggestellt<br />
worden . Die beiden Parke in Duisburg und Dortmund sind<br />
bereits begonnen und sollen bis 1978/79 ausgebaut sein.<br />
Zu den Baukosten der Parke, die jeweils von den Belegenheitsgemeinden<br />
und dem SVR aufgebracht werden, gibt das Land erhebliche<br />
Zuschüsse; sie fließen sogar reicher, nachdem die ersten<br />
Parke sich augenscheinlich bewährten und die Idee des SVR<br />
bestätigten.<br />
Die zuerst entstandenen Parke mußten allerdings dem fortschreitenden<br />
Erfahrungsstand angepaßt werden. Verschiedene Einund<br />
Umbauten waren erforderlich, so daß heute die Baukosten<br />
für den ersten Revierpark rund 20 Mio DM erreichen; die noch<br />
im Ausbau befindlichen Parke werden nach den erheblichen<br />
Kostensteigerungen der letzten Jahre jeweils Geldmittel von<br />
32 Mio DM erfordern. In diesen Beträgen sind die ebenfalls<br />
durch das Land Nordrhein-Westfalen bezuschußten Grunderwerbskosten<br />
nicht enthalten; die Belegenheitsgemeinden stellten<br />
den benötigten Grund- und Boden jeweils lastenfrei zur Verfügung.<br />
Die Betriebskosten der Parke - hauptsächlich Personal- und<br />
Energiekosten - werden etwa zur Hälfte aus verschiedenen Ein <br />
trittsgeldern und Pachten aufgebracht, den u ngedeckten Anteil<br />
bezahlen die Belegenheitsgemeinden und der SVR nach einem<br />
vertraglich festgesetzten Sch lüssel. Zur Zeit betragen die Gesamtausgaben<br />
für Betrieb und Unterhaltung je Park und Jahr etwa<br />
2,5 bis 2,8 Mio DM.<br />
Als Betriebsform wurde die Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
gewählt. Sie ist beweglicher als eine Arbeitsgemeinschaft<br />
verschiedener Verwaltungen. Den Gesellschaftern verbleibt<br />
selbstverständlich das Personal- und Haushaltsrecht, so daß die<br />
Einrichtungen nicht „aus dem Ruder laufen" können.<br />
Die Revierparke sind jeweils 25 bis 35 ha groß. Ausgedehnte<br />
benachbarte Frei - und Grünzonen für stillere Erholungsformen<br />
ergänzen ihr Angebot, so daß zusammenhängende Flächen bis<br />
zu 100 ha entstehen, die ihrerseits wiederum Teil der Grünzüge<br />
sind, welche die verdichteten Siedlungs- und Industriegebiete<br />
gliedern und trennen. Die Einzugsbereiche umfassen 25.000 Einwohner<br />
im 15-Minuten-Gehbereich und 800.000 bis 1 Mio Einwohner<br />
im 20-Minuten-Fahrbereich.<br />
Inhalt und Form der Revierparke entstanden nach Vorgaben<br />
des SVR. Sie wurden als vielseitige Freizeitanlagen mit Freizeithaus,<br />
Frei- und Wellenbad, Sport- und Spielpark, Geselligkeitsbereich<br />
und Schauzone entwickelt. Die Parke vereinen mannigfaltige<br />
Angebote für Bewegung, Spiel, Darbietung, Austausch,<br />
in anspruchsloser Geselligkeitsform ebenso wie in gehobener<br />
kultureller Bemühung. Da die Angebote auf den offenen F lächen<br />
des Parkes witterungsabhängig sind, wurden auch überdachte<br />
Bereiche vorgesehen. Dies erscheint überhaupt als das Besondere<br />
der Idee der Revierparke: die Verbindung von Einrichtungen<br />
im freien und unter Dach, das Wechseln zwischen draußen<br />
und drinnen. das kei nen Entschluß kostet; optische und<br />
funktionelle Verbindung; Herausforderung, Anregung, Verführung,<br />
sich draußen und drinnen handelnd zu beteiligen.<br />
Diese Zielsetzung wurde in Arbeitsgruppen des SVR entwickelt<br />
und in mehreren seiner Beraterkreise aus dem wissenschaftlichen<br />
und praktischen Erfahrungsgut von Ärzten, Soziologen, Pädagogen,<br />
Fachleuten des Sport- und Bäderwesens, Leiter von Bürgerhäusern<br />
und Jugendzentren, A rchitekten, Landschaftsarchitekten,<br />
Volkswirten und Städtebauern beraten und aufgefüllt .<br />
Um das Ziel zu erreichen, wurden Wettbewerbe unter Landschaftsarchitekten<br />
und Architekten ausgeschrieben. Eine große<br />
Auswahl von Lösungen der Aufgabe konnte gesammelt und der<br />
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