Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Dietrich F r i t z<br />
Obst- und Gartenbau im Umland von Verdichtungsgebieten<br />
Insgesamt ist die Eigenproduktion von Obst seit etwa <strong>40</strong> Jahren<br />
Im wesentlichen wird von Betrieben gesprochen, welche den<br />
Gemüse<br />
91 79 62 37 1 (z.B. Erdbeeren) zeigen. Gärtnerische Betriebe sind oft die einüberwiegenden<br />
Teil ihrer Verkaufserlöse aus dem Anbau von<br />
Obst, Gemüse, Zierpflanzen und Baumschulgehölzen erzielen.<br />
Für Nebenerwerbsbetriebe, Liebhaber- und Selbstversorgergartenbau<br />
sowie Schu l- und Lehrgärten gelten viele Angaben sinngemäß.<br />
Dagegen können die zum gewerblichen Bereich zählenden<br />
Friedhofsgärtnereien, Blumengeschäfte und Betriebe des<br />
gleichbleibend, die von Gemüse eher sinkend. Wie bei Obst und<br />
Gemüse, hat auch der Bedarf an Zierpflanzen aller Art sehr zu <br />
genommen, der Bürger gab 1961 für Blumen 23,- DM aus,<br />
1975: 80,- DM, die Eigenproduktion und der Import sind entsprechend<br />
gestiegen. Man rechnet mit wachsendem Bedarf an<br />
Obst, Gemüse und Zierpflanzen. Der Produktionswert von Obst,<br />
Garten- und Landschaftsbau~ weitgehend .unberücksichtigt Gemüse, Zierpflanzen und Baumschulgehölzen liegt über '6 Milliarden<br />
bleiben.<br />
DM, der Wert der Importe bei 7 Milliarden. Der Import<br />
anteil ist also schon sehr hoch!<br />
Warum Gartenbau in Verdichtungsgebieten?<br />
Würden alle Gartenbauerzeugnisse importiert, so gingen mindestens<br />
drei wesentliche Funktionen des eigenen Anbaues verloren:<br />
Städte wuchsen oft an Standorten, die auch für Gartenbau günstig<br />
waren. Dieser ist mit dem Bedarf der Städte gewachsen, fast<br />
jede Stadt hatte ihre traditionellen Gartenbaugebiete. An manchen<br />
Standorten mit besonderen ökologischen Vorteilen (wie<br />
erosionsfreie Flächen, Jeicht m it Wasser zu versorgen und günstigem<br />
Klima) entwickelten sich Anbaugebiete von übergebietli·<br />
1. Seine K o n t r o II funkt i o n: Der marktnahe Anbau<br />
setzt heute den hohen Maßstab für Qualität u nd Frische.<br />
Der Preis regul iert sich für den Verbraucher günstiger ein,<br />
wenn die Importware den Markt nicht allein beherrscht.<br />
cher Bedeutung, wie z.B. Vorgebirge, Mainzer Becken, Kitzingen,<br />
Vorderpfalz. Die Böden wurden durch jahrhundertelange 2. Der R i s i k o au s g 1 e i c h für ausfallende übergebietliche<br />
Verbesserung mit den Abfällen der Stadt zum Teil außerordentlich<br />
fruchtbar. Der historische Vorteil der Marktnähe gilt für<br />
viele Betriebsformen, besonders mit Direktabsatz, auch noch<br />
unter heutigen Wirtschafts- und T ransportverhältnissen. Der Verbraucher<br />
Versorgung bei witterungsbedingtem Ausfall von Lie<br />
ferländern, bei politisch oder wirtschaftlich bedingtem Lieferausfall,<br />
für Notzeiten, wo wir außer dem Produkt auch<br />
das Können des Produzenten benötigen.<br />
zieht den Vorteil einer reichen Auswahl frischer Pro<br />
3. D i e · V i e 1 s e i t i g k e i t de s A n g e b o t s. Der interferländern,<br />
dukte aus der heimischen Produktion (z.B. transportempfindliche<br />
Topfpflanzen und Gemüsearten) vor.<br />
nat ionale Großhandel konzentriert sich im Gegensatz zum<br />
marktnahen Anbau auf ein möglichst enges Sortiment.<br />
Gerade der ökologisch günstige Standort, auf dem sich der Gartenbau<br />
Außerdem bietet der Gartenbau A r b e i t s p 1 ä t z e, er beschäftigt<br />
am besten entwickelte, führt dazu, daß er sich vieler<br />
orts „im Kampf m it den Bau- und Planungsbehörden" befindet<br />
(Schäfer, 1975). Das Gewerbesteueraufkommen mag das mitunter<br />
geringe Interesse der Gemeinden an Gartenbaubetrieben tei 1-<br />
weise erklären. Auch wenn eine zusammenfassende Statistik<br />
fehlt, so liegen doch zahlreiche Einzelangaben über Verdrängung<br />
von Gartenbaubetrieben aus stadtnahen Anbaugebieten vor. Dieser<br />
Prozeß verläuft regional unterschiedlich, oft konnten die Bet<br />
etwa 222.000 AK, dazu eine unbekannte Anzahl von<br />
Saison- und Hilfskräften, die er vorwiegend in Verdichtungsgebieten<br />
gewinnen kann. So benötigt ein Topfpflanzenbetrieb<br />
mindestens 10-1 5 AK je ha, ein Schnittblumenbetrieb bis zu 1 O<br />
AK/ha, ein kleinerer Gemüsebaubetrieb (Freiland und Glas)<br />
über 2 AK/ha. Ein Arbeitsplatz kostet 1977 mehr als 300.000,<br />
DM, der Gartenbau bewegt sich also durchaus in „gewerblichen"<br />
Bereichen.<br />
riebe Im Umland eine neue Existenz auf vergrößerter Fläche<br />
gründen. Es ist jedoch immer wieder notwendig, sich vor Augen<br />
zu halten , welchen Nutzen stadtnaher Gartenbau stiftet.<br />
Vorteile des stadtnahen Gartenbaues:<br />
Zu der erwähnten V i e 1 f a 1 t und F r i s c h e der ständig<br />
Brauchen wir in der Bundesrepublik Deutschland noch<br />
b e da r f s g e r e c h t angebotenen Produkte kommt, daß<br />
eigenen Anbau?<br />
zahlreiche Liebhabergärtner Kunden des Gartenbaues und des<br />
Es ist richtig, daß wir immer mehr importieren, doch ist auch<br />
der Verbrauch gest iegen. Deutschland gehört zu . den Ländern<br />
mit dem höchsten Konsum an Gartenbauerzeugnissen.<br />
Handels sind; für ihre in jeder Beziehung nützliche Freizeitbe·<br />
schäftigung sollten sie dauerhafte Anlagen haben und nicht nur<br />
auf dem Bauerwartungsland weitergeschoben werden. In den<br />
USA bewirtschaften Studenten universitätseigene Gärten, in<br />
Tabelle 1 : Verbrauch in kg pro Kopf der Bevölkerung der BRD unserem lande werden solche Anlagen noch zu gering geachtet ,<br />
was auch für die dringend nöt igen Schul-, Lehr-, Demonstrationsgärten<br />
1935/38 1954/55 1964/65 1974/75<br />
gilt, die mit Erholungseinrichtungen verbunden wer<br />
Obst<br />
44 64 101 105<br />
den können. ·<br />
Gemüse<br />
52 48 55 67<br />
Der D i r e kt k o n t a kt des Verbrauchers mit dem Anbauer<br />
Davon % Selbstversorgung aus Erwerbsanbau und Hausgarten<br />
(im Betrieb oder auf dem Markt) schafft ein Vertrauensverhältnis,<br />
das immer mehr geschätzt wird, w ie Wochenmärkte, Straßenläden<br />
Obst<br />
98 88 51 44<br />
(Ab-Hof-Verkauf) und die Tendenz zur Se lbsternte<br />
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