Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Edmund Gas s n er<br />
Die Grenzen der Verdichtung bei Wohnbaugebieten*)<br />
1. Begriff und Problematik städtebaulicher Dichte<br />
Die städtebauliche V e r d i c h t u n g als Vorgang und die<br />
städtebauliche D i c h t e als Zustand beinhalten einen komp<br />
lexen Begriff, der beschrieben werden kann als das Z u s a m -<br />
m e n w i r k e n von S a c h e n (baulichen Anlagen), Pers<br />
o n e n und 1 n s t i1: u t i Q n e n (technischen und sozialen<br />
Organisationen als Ergebnissen von Zuordnungsprozessen zwischen<br />
Sachen und Personen sowie zwischen Personen und Personengruppen)<br />
auf einem best i m m t e n Are a 1 (Wohnfläche,<br />
Fläche eines Gebäudekomplexes, Quartierfläche, Stadtteilfläche<br />
usw.), auf diese Weise eine „Areale Situation" konstituierend<br />
(23). Aus der Definition wird deutlich, daß der durch die genannten<br />
drei Kategorien gebildete areale Problemkomplex<br />
Dichte/Verdichtung nicht nur technische, gestalterische und<br />
technisch-wirtschaftliche, d.h. bauökonomische und infrastrukturökonomische<br />
Fragen aufwirft, sondern auch auf das psychisch-physische<br />
Verhalten und d ie gesundheitliche Verfassung<br />
der beteiligten Personen und Personengruppen von Einfluß ist.<br />
Die hieraus sich ergebenden Probleme gehen zwar zunächst<br />
den Städtebau an und die hiermit verbundenen Sachbereiche aus<br />
den Disziplinen der Architektur sowie des Bauingenieur- und<br />
Vermessungswesens, sie betreffen aber auch die Sozialwissenschaften<br />
(insbesondere Psychologie und Soziologie) sowie die<br />
Medizin. Von diesen Disziplinen erwartet die städtebauliche<br />
Praxis abgesicherte Er.kenntnisse und Empfehlungen, d ie b ei der<br />
räumlichen Konzeption und beim Ablauf der geplanten Veränderungsmaßnahmen<br />
zu beachten wären. In der Tat werden Dichte-Probleme<br />
seit Beginn der Industrialisierung und des lebhaften<br />
Städtewachstums aus unterschiedlicher Sicht d iskutiert. Die Ergebnisse<br />
haben sich in normativen Grundsätzen niedergeschlagen,<br />
denen dann auch die Gesetzgebung gefolgt ist. Die in§ 1 Abs. 6<br />
des Bundesbaugesetzes i.d.F. vom 18.8.1976 niedergelegten Leitsätze<br />
zur Bauleitplanung, die zum BBauG er lassene Baunutzungsverordnung<br />
mit ihren Bestimmungen über Art und Maß der<br />
baulichen Nutzung, die Abstandvorschriften und Sozialanforderungen<br />
in den Bauordnungen der Länder, schließlich die 1<br />
aus dem Immissionsschutzrecht sich ergebenden Anforderungen<br />
umschreiben heute den normativen und rechtlichen Rahmen. innerhalb<br />
dessen die städtebauliche Konzeption zu verfassen und<br />
abzuwägen ist.<br />
Verfolgt man die Entwicklung, so stellt man fest. daß es gerade<br />
zum Problem Dichte in der Vergangenheit zeitweise scharfe<br />
K o n t r o ver s e n gegeben hat. Die städtebaulichen Reformansätze,<br />
durch mißliche Erfahrungen insbesondere im Bereich<br />
des Wohnungswesens motiviert. nahmen meist hier ihren Ausgang<br />
. Dabei spielten nicht selten ideologische Beweggründe mit:<br />
sie waren einerseits von einer Stadtfeindlichkeit, andererseits<br />
von einer Stadteuphorie getragen. Das zeigt sich besonders an<br />
den Auseinandersetzungen. die immer wieder zur Frage Hochb<br />
au oder F 1 ach b a u entflammt sind . Denn obwohl<br />
man nun doch annehmen sollte, daß die Fülle der hierzu beigebrachten<br />
Argumente, dazu schon ältere gebaute Beispiele und<br />
daraus gewonnene Erfahrungen ein kritisches Abwägen von Fal l<br />
zu Fall ermöglicht hätten, lehren noch in jüngster Zeit gebaute<br />
*) Erweiterte Fassung des in der Zeitschrift „Vermessungswesen<br />
und Raumordnung" 1977. Heft 6 erschienen Beitrages.<br />
Erzeugnisse in der Landschaft, brutal wirkende Verdichtung<br />
und Verk lotzung hier, Zersiedlung und gestaltloser Siedlungsbrei<br />
dort. daß dies oft genug versäumt wurde.<br />
2. Argumente für eine Verdichtung<br />
In zentralen Bereichen, wo der Boden einen hohen Lagewert<br />
besitzt, und überall dort. wo die Bodenpreise - aus welchen<br />
Gründen auch immer - hoch liegen. ergibt sich die N o t -<br />
w e n d i g k e i t ö k o n o m i s c h e r N u t z u n g durch<br />
verdichtete Bebauung, um die Bodenkosten aufzufangen. BI L D 1<br />
zeigt den Zusammenhang zwischen den Grundstückskosten und<br />
dem hierdurch bedingten Mietanteil je m 2 Wohnfläche in Abhängigkeit<br />
von der Baudichte, diese ausgedrückt durch die Geschoßflächenzahl<br />
G FZ, die durch das Verhältnis von Geschoßf<br />
lächensumme zur Grundstücksfläche definiert ist. Die Ableitung<br />
läßt erkennen, daß die Höhe der Miete weitgehend von der Finanzierung,<br />
d.h. vom Zinssatz der in Anspruch genommenen<br />
Mittel beeinflußt wird und im übrigen hohen Grundstückskosten<br />
durch Erhöhung der G FZ begegnet werden kann. Betrachtet man<br />
BILD 1: Monatlicher M ietanteil je m 2 Wohnfläche in Abhängigkeit<br />
von .den Grundstückskosten bei unterschiedl icher Geschoßflächenzah<br />
1.<br />
MONATLICHER MIETANTEIL JE m2 WOHNFLÄCHE<br />
IN ABHÄNGIGKEIT VON<br />
DEN GRUNDSTÜCKSKOSTEN UNO DER GESCHOSSFLÄCHENZAHL<br />
K• GRUNDSTÜCKSKOSTEN<br />
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