Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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1.33 ü b r i g e W a 1 d u n g e n - W a 1 d f u n k t i o n s -<br />
k a r t e: Außer den beiden vorerwähnten größeren Waldflächen<br />
Aachens gibt es kleinere inselartige Waldungen, die die Erholungsfunktionen<br />
in unterschiedlichem Ausmaß ausüben, welche<br />
sich z.T. auch aus der Besitzart ergeben. Wichtiger ist, daß in Belgien<br />
und in der deutschen Eifel weitere große Waldflächen an<br />
Aachens Stadtgebiet angrenzen, die der Bevölkerung zur Erholung<br />
in unterschiedlichem Ausmaß zur Verfügung stehen. Gerade<br />
dieses unterschiedliche Ausmaß der Einrichtung müßte für weitere<br />
Überlegungen der entscheidende Ansatz sein: der Städter<br />
sucht nicht den einheitlich ausgerüsteten und „möblierten"<br />
Wald, sondern er sucht sowohl intensive (für manche bereits<br />
rummelartige) Erholungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten im<br />
Wald als auch möglichst weitgehende Ruhe und Einsamkeit und<br />
alle Zwischenstufen. Auch für die wirtschaftliche Notwendigkeit<br />
der Forstwirtschaft ist er aufgeschlossen und bei aller Vorliege<br />
für dicke und alte Bäume verschließt er sich nicht den biologischen<br />
und wirtschaftlichen Bedürfnissen der Holzernte bei entsprechender<br />
Aufklärung. Wichtiges Ziel der Erziehung der Waldbesucher<br />
muß nicht nur Sauberhaltung und schadfreies Benehmen<br />
sein, sondern Information über die ökologischen und wirtschaftlichen<br />
Vorgänge. Der Wald darf nicht nur grüne Kulisse<br />
für Spaziergänge in guter Luft sein, sondern muß sich als Erlebnis-<br />
und Erfahrungsraum anbieten. Hierbei übertrifft er durch die<br />
Möglichkeiten alle anderen Freiräume bei weitem.<br />
In der Waldfunktionskartierung wurden für Aachen 585 ha in<br />
die Erholungsfunktionsstufe 1 und 1.200 ha in die Erholungsfunktionsstufe<br />
2 eingewiesen. Es verbleiben demnach sogar in<br />
einem Ballungsraum Waldflächen, in denen die Erholungsfunktion<br />
eine vergleichsweise geringe Rolle spielt. Die Erholungsfunktionsstufe<br />
1 deckt sich weitgehend mit der für die Erholungsplanung<br />
des Aachener Waldes ausgewiesenen Zone 1 der<br />
„dichten Erholung".<br />
2. Wirkung der Stadt auf den Wald<br />
2.1 Bebauung, Verkehr, Versorgung<br />
Die Waldfläche nimmt in den meisten Ballungsräumen in alarmierendem<br />
Ausmaß ab. Die Waldgefährdung ist um so größer, je<br />
größer das Wirtschaftswachstum und damit der Siedlungs- und<br />
Gewerbeflächenbedarf eines Raumes einerseits ist, und andererseits,<br />
je flacher u nd damit erschließungsfreundlicher das Waldgelände<br />
ist. Von beiden Faktoren her war die Gefährdung des Waldes<br />
in Aachen im Vergleich zu anderen Verdichtungsräumen<br />
mäßiger. Als weiterer wichtiger Schutzwall hat sich die traditionsreiche<br />
Waldgesinnung der Aachener Bevölkerung erwiesen:<br />
Dadurch, daß der Wald schon seit der Jahrhundertwende als Erholungsraum<br />
der Stadtbevölkerung erschlossen war, war das<br />
Bewußtsein für seine Schutzbedürftigkeit so ausgeprägt, daß alle<br />
wesentlichen Anfechtungen überstanden werden konnten, sieht<br />
man von insgesamt kleineren „Sünden", insbesondere einer 16 ha<br />
großen Siedlung aber auch einem gleichgroßen Friedhof ab. Im<br />
gesamten Stadtgebiet dürften nach dem Krieg kaum mehr als<br />
100 ha =ca. 3 % der Waldfläche entwaldet worden sein, ein insgesamt<br />
befriedigendes Ergebnis, welches sich auch in absehbarer<br />
Zukunft kaum mehr verschlechtern dürfte, da nach der kommunalen<br />
Neugliederung und im Zuge des in Aufstellung befindlichen<br />
Flächennutzungsplanes der direkte Flächendruck auf den<br />
Wald spürbar nachgelassen hat.<br />
Neben dem direkten Waldflächenverlust sind die für die Verkehrs-<br />
und Versorgungslinien nötigen T rassenaufhiebe und Zerschneidungen<br />
der Waldfläche kritisch zu bewerten. Hier sind es<br />
weniger die Verluste an absoluter Waldfläche als die schädlichen<br />
Randwirkungen, die sich noch jahrzehntelang auf die Bäume<br />
auswirken können, die ästhetischen und akustischen Störungen,<br />
die Zerschneidung von Spaziergebieten und besonders die Minderung<br />
der „Flächenwirkung" des Waldes. Zu den typischen<br />
psychischen und physischen Walderlebnissen gehört sei ne Großflächigkeit,<br />
die durch die genannten Linien und Trassen teilweise<br />
bis zur Unbenutzbarkeit für Zwecke der Erholung gemindert<br />
werden kann. Auch hier bleiben die Wälder Aachens relativ unbehelligt,<br />
was im wesentlichen der - ausnahmsweise günstigen -<br />
Grenzlage zuzuschreiben ist. Die genannten Linien verlaufen in<br />
Richtung der Bundesgrenze weniger dicht als in Richtung des<br />
Inlandes, was ein Vergleich mit dem zwischen Aachen, Stolberg<br />
und Eschweiler gelegenen Waldrevier Schwarzenbruch schmerzlich<br />
erkennbar macht, welches durch Eisenbahnen, Autobahnen,<br />
Elektro-, Gas- und· Wasser leitungen in seiner Funktionsfähigkeit<br />
bedrohlich gemindert wurde, ohne daß ein Ende dieser Entwicklung<br />
absehbar wäre. Zur Minderung dieser unvermeidlichen Auswirkungen<br />
der Stadt auf den umliegenden Wald müssen die verschiedenen<br />
Bedarfsträger toleranter zur Mitbenutzung der gleichen<br />
Trassen werden: Es geht nicht an, daß unter einer Elektrohochspannungsleitung<br />
nicht Straßen oder Gasleitungen liegen<br />
können und umgekehrt; auch der militärische Bedarf kann nicht<br />
die Mitbenutzung der gleichen Waldflächen durch Versorgungsunternehmen<br />
ausschließen, wie dies heute noch auf Grund sehr<br />
einseitiger Bundesgesetze durchgesetzt wird. Besonders kritisch<br />
ist der Waldflächen- und Zerstörungsbedarf anläßlich der Bauar·<br />
beiten der verschiedenen Anlagen: Maßlose Forderungen müssen<br />
durch erhöhten geistigen und materiellen Aufwand reduziert<br />
werden: Ein Musterbeispiel wurde hier anläßlich eines Ferngasleitungsbaues<br />
erreicht, wo statt einer zunächst in 21 m Breite geforderten<br />
entholzten Arbeitsstraße ein 5 m breiter Weg genügte.<br />
Letztlich dürfen auch nicht für die Erholung unnötige Flächeninanspruchnahmen<br />
(Park- und Spielplätze) und Zerschneidungen<br />
(Wege pp) entstehen, sondern wie in der übrigen Planung sind<br />
Bündelungen und Vielfachnutzungen anzustreben, um möglichst<br />
große und ungestörte Waldflächen zu erhalten.<br />
2.2 Immissionen und sonstige materielle Einwirkungen<br />
Wie in den Abschnitten 1.1. und 1.2. dargelegt, sind lmmissio·<br />
nen und klimatische Einwirkungen der Stadt auf die angrenzen·<br />
den Waldflächen zwar nachweisbar, doch letztlich so gering, daß<br />
keine Schädigungen auf den Wald nachgewiesen werden konnten.<br />
Die Ursächlichkeit ist bei geringen Dauerschädigungen nur<br />
schwer nachweisbar, zumal vergleichbare unbeeinflußte Flächen<br />
naturgemäß fehlen.<br />
2.3 Schäden durch Erholung<br />
2.31 Direkte Beschädigungen<br />
Hierzu zählen insbesondere Zerstörungen an Anpflanzungen<br />
durch Spielen, Lagern und Diebstahl von Schmuckgrün, das<br />
sprichwörtliche Rindenschnitzen und sonstige Rindenverletzungen,<br />
Bodenverdichtungen durch Betreten oder unbefugtes Befahren,<br />
Bodenabtretungen an Böschungen und durch Reiten, sowie<br />
Waldbrandschäden. Gegen diese Einwirkungen der Stadtbevölkerung<br />
auf den Wald ist die Waldgesinnung der Bevölkerung<br />
und die Waldgestaltung sehr hilfreich, besonders aber der schon<br />
zuvor erwähnte Abstand dichtbesiedelter Flächen zum Walde.<br />
Neue Dichtbesiedlungen in Waldnähe bewirken in den ersten 5<br />
bis 1 O Jahren besonders hohe Schäden, während die dann heranwachsende<br />
Jugend offensichtlich mit dem Wald und seinen<br />
Bedürfnissen vertrauter und schonender umgeht. Hier zeigt sich<br />
die große Bedeutung einer kontinuierlichen Walderziehung.<br />
In Aachen liegen diese Schäden insgesamt auf einem durchaus<br />
erträglichen Niveau wegen der schon genannten günstigen Ausgangslage.<br />
Für Waldbrände dürfte die Gefährdung kaum höher<br />
als in sehr einsamen Waldungen liegen, da die Gefahr durch törichte<br />
(rauchende) Waldbesucher durch intensive Überwachung<br />
und Warntätigkeit der vielen übrigen Waldbesucher ausgeg lichen<br />
wird, mit der Folge, daß zwar zahlreiche Brandherde entstehen,<br />
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