Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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z.B. d ie „Mietstrahlen" für p = 6 %. so würde bei sehr lockerer<br />
Bebauung (GFZ = 0,2) ein grundstücksbedingter Mietanteil von<br />
0,80 DM/m 2 Wohnfläche Grundstückskosten von etwa<br />
23 DM/m 2 voraussetzen. Da die Grundstückskosten aus den<br />
Kosten für den Boden sowie für die Erschließung bestehen, wäre<br />
ein Betrag von 23 DM/m 2 für den Bodenanteil bei günstigen<br />
Voraussetzungen noch realistisch, nicht jedoch wenn auch die<br />
Erschließungskosten einbezogen werden sollen. Bei Grundstückskosten<br />
von 120 DM/m 2 und 180 DM/m 2 würde sich ein<br />
grundstücksbedingter Mietanteil von 0,80 DM/m 2 Wohnfläche<br />
nur halten lassen. wenn man auf GFZ = 1,0 bzw. 1,5 verdicht<br />
et.<br />
Eine Konzentration von Wohnbebauung bietet aber zugleich<br />
auch V e r s o r g u n g s e i n r i c h t u n g e n und sonstigen<br />
Angeboten vielfältiger Art eine B a s i s . Die Erfüllung „urbaner"<br />
Ansprüche für breite Bevölkerungsk reise setzt nun einmal<br />
gewisse Verdichtungen voraus. D iese kennzeichnen den weltweiten<br />
Verstädterungsprozeß und haben zu der Erkenntnis geführt,<br />
man müsse zur Verminderung des „Stadt-Land-Gefälles",<br />
zur Abbremsung der „Ballung" sowie zur Entwicklung unterentwickelter<br />
Zonen ein System von zentralen Orten aufbauen,<br />
als Basen für Wohn- und Arbeitsplätze, örtlicher und regionaler<br />
Versorgungseinrichtungen.<br />
Das n3:1iionalplanerische Konzept der Förderung von zentralen<br />
Orten und der Gedanke der hierarchischen Zentrengliederung<br />
(Stadtteilzentren) innerhalb eines großen Siedlungsgefüges ist<br />
seit Jahrzehnten u nbestritten und tragfähig. Die Erreichbarkeit<br />
zentraler Dienste mit angemessenem Zeit-Wege-Aufwand, die<br />
Abstimmung auf Fußgänger-Einzugsbereiche von öffentlichen<br />
Folgeeinrichtungen und privatwirtschaftlichen Versorgungseinrichtungen<br />
, von Haltepunkten im System des ötfe;1tlichen<br />
Nahverkehrs, führen zu Größenordnungen von Quartieren und<br />
Ortsteilen, die recht unterschiedlich sind und in der ökonomischen<br />
Tragfähigkeit der anzubietenden Dienste naturgemäß von<br />
der Wohn- und Beschäftigtendichte abhängen. Lebendige Zentralbereiche<br />
und Kommunikationszonen sind nicht zu erwarten,<br />
wenn die Einwohnerzahl zu gering ist. Nutzung der technischen<br />
Infrastruktur durch eine Parzellierung und Bebauung, die Streusiedlung<br />
vermeidet und die Baubereiche zusammenhält, spart zudem<br />
überflüssigen Erschließungsaufwand. vermeidet breiiges Ausfließen<br />
von Bebauung in d ie Landschaft und deren „privatistische"<br />
Vergeudung.<br />
Dieser auch mit dem städtebaulichen Strukturmodell der „g e -<br />
gliederten und aufgelockerten Stadt"<br />
durchaus zu vereinbarende Grundsatz einer „angemessenen"<br />
Verdichtung baulicher Bereiche, wofür man bis in die 60er Jahre<br />
den Mitt elhochbau bevorzugte und den verdichteten Flachbau<br />
einzuführen sich bemühte. wurde abgelöst durch die Devise<br />
„K o n z e n t r a t i o n g 1 e i c h Urban i t ä t". wozu die<br />
seinerzeit vielbeachtete Rede Edgar Salins vor dem Deutschen<br />
Städtetag 1959 das Startzeichen gab. Eine neue Stadtsoziologie<br />
„Gesel lschaft durch Dichte, Kommunikation und Funktionsmischung",<br />
das Argument optimaler Ausnutzung städtebaulicher<br />
1 nfrastruktur . insbesondere im Bereich des öffentlichen Schienen-Nahverkehrs,<br />
und die technische Machbarkeit riesiger Gebäude<br />
mit ihren Betr iebseinrichtungen verlockten zur Anhäufung,<br />
z.T. auch zu einer Überlagerung baulicher Nutzungsdichten,<br />
von denen man sich alles Heil erhoffte. Diese Verdichtungsthese<br />
wurde gläubig akzeptiert von Planern, Planungsämtern und<br />
Stadtparlamenten und mit Beifall aufgenommen von manchen<br />
Großinvestoren, auch so lchen des sozialen Wohnungsbaues.<br />
Die Veränderung in den städtebaulichen Auffassungen kann an<br />
der Konzeption der - nicht gebauten - Stadt Hook in England<br />
abgelesen werden. wo bis zu Beginn der 60er Jahre die New<br />
Town-Pol itik sich an dem Modell der Nachbarschaftsgliederung<br />
mit weitgehender Funktionstrennung or ientiert hatte ( 15). In<br />
Hook sollte der verdichtete, multifunktionale und in mehreren<br />
Ebenen, getrennt nach Fahr- und Fußgängerverkehr. erschlossene<br />
Zentralbereich (Kerngebiet) über das Fußgängerdeck mit der<br />
umgebenden Wohnbebauung verflochten werden. Eine „zentrale<br />
Wohnzone" überlagen im Kerngebiet die Läden, Büros und öffentlichen<br />
Gebäude, mit diesen zusammen ein variationsreiches<br />
Gebilde darstellend. Es folgen nach außen die „innere Wohnzone"<br />
und die „äußere Wohnzone". wobei die Wohndichten<br />
von innen nach außen abnehmen. Die äußere Wohnzone ist in<br />
drei Nachbarschaften mit eigenen Subzentren gegl iedert. „Die<br />
Struktur von Sozialbeziehungen .„ mag in der Tat durch die<br />
Dichte beeinflußt werden. Dichten dürfen allerdings nicht über<br />
den Punkt hinaus getrieben werden, wo die Privatheit innerhalb<br />
der Wohnung beschnitten würde. Die für Hook vorgeschlagenen<br />
Dichten können ohne Verlust an Privatheit erreicht werden,<br />
während sie zu gleicher Zeit die Möglichkeit und Häufigkeit zufälliger<br />
oder beabsichtigter sozialer Kontaktgelegenheiten außerhalb<br />
der Wohnung durch Konzentration von Fußgängerverkehr<br />
und Sozialgebäuden steigern. Höhere Dichte zwingt keinem<br />
Sozialität auf. aber erhöht die Auswahl erreichbarer Läden,<br />
Schulen, Schenken und Bekanntschaften „dicht bei". „Die Möglichkeit<br />
der Wahl ist eine Erweiterung der Freiheit" ( 15).<br />
Eine Steigerung haben diese durch Hook repräsentierten Baugedanken<br />
bei uns durch die Beschäftigung mit großen k o m -<br />
p 1 e x e n B a u v o r h a b e n erfahren. Sie sind bei großstädtischen<br />
Erneuerungs- und Entwicklungskonzeptionen in Diskussion<br />
gekommen ( 1). (29), wenn auch deren Realisierung, wie<br />
die Erfahrungen beweisen, großen Schwierigkeiten begegnet<br />
(Kost en, Trägerschaft, Vermietung und Absatz).<br />
In dem 1970 veröffentlichten „Nordrhein-Westfalen-Programm"<br />
(NWP 75) war gefordert, in den Verdichtungsgebieten um Knotenpunkte<br />
und wichtige Haltestellen der Schnel lbahnnetze bis<br />
zu etwa 15 Min. Fußwegentfernung (etwa 1000 m Rad ius) vorw<br />
iegend Arbeitsplätze des tertiären Sektors und Wohnungen so<br />
zu konzentrieren, daß sie etwa <strong>40</strong> 000 Einwohner aufnehmen<br />
können. Man muß sich klarmachen, welche Baudichten aus<br />
solcher Zielvorstellung resultieren. Mit der rechnerisch abzuleitenden<br />
Bruttowohndichte von 127 E/ha ist es ja nicht getan.<br />
Man muß den Raum für die Arbeitsplätze, für Folgeeinrichtungen,<br />
für den Verkehrsraum (insbes. ruhenden Verkehr!) hinzurechnen,<br />
so daß man im Ergebnis zu Gebilden kommt, die eine<br />
GFZ weit über 2 bedingen. was Kerngebietsnutzungen entspricht<br />
und naturgemäß auch erhebliche bauliche und betriebliche Aufwendungen<br />
erfordert.<br />
Im Landesentwicklungsprogramm vom 19.3.1974 ist die genannte<br />
Zielvorstel lung aus NWP 75 nicht wiederholt, sondern<br />
vorsichtiger formuliert. es sei darauf hinzuwirken. „daß in den<br />
Verdicht ungsgebieten und in den Entwicklungsschwerpunkten<br />
außerhalb der Verdichtungsgebiete ein ihrer jeweiligen Aufgabenstellung<br />
entsprechendes Maß baulicher Nutzung möglich ist. Das<br />
gilt vor allem für Siedlungsschwerpunkte, die an Haltepunkten<br />
leistungsfähiger Linien des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
liegen"(§ 24 Abs. 3).<br />
Im Jahre 1969 publizierte d er Siedlungsverband Ruhr kohlenbezirk<br />
die Regionalplanungsstudie über die Siedlungsschwerpunkte<br />
im Ruhrgebiet (29) . Die Siedlungsschwerpunkte sollen<br />
sich um Knotenpunkte und Haltestellen des zu bauenden<br />
Schnellbahnsystems gruppieren, der Einzugsbereich dieser Haltestellen<br />
wird durch einen Kreis von 1 ,5 km Radius definiert.<br />
In diesen Schwerpunkten sollen Wohnanlagen (Mindesteinwohnerzahl<br />
50 000). öffentliche und private Wohnfolgeeinrichtungen<br />
, aber auch Gewerbe und Kleinindustrie konzentriert werden,<br />
soweit die Betriebe Standorte in Zentren beanspruchen und eine<br />
hohe Beschäftigtenzahl je ha Grundfläche aufweisen. Die innere<br />
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