Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Lärmschutz, werden häufig bei ökologisch motivierten landschaftspflegerischen<br />
Hilfsmaßnahmen nicht genügend berücksichtigt<br />
und können bei den günstigen klimatischen Voraussetzungen<br />
des h iesigen Raumeseinschränkungslos genutzt werden.<br />
1.3 Die Erholungsfunktion<br />
Hier zeigt der Aachener Raum eine breite Fächerung der Möglichkeiten<br />
zwischen intensiv für die Erholung benutzten Parkwaldungen<br />
bis zum reinen Wirtschaftswald. An der Einzelbetrachtung<br />
verschieden gelegener Wälder seien die Möglichkeiten<br />
konkretisiert:<br />
1.31 Der Aachener W a 1 d weist eine alte Erholungstradition<br />
auf: Schon 1882 beschloß der <strong>Rat</strong> der Stadt, daß der<br />
damalige Stadtwald bevorzugt für die Erholung'der Bevölkerung<br />
und der Kurgäste zu nutzen sei mit dem Ergebnis, daß wir heute<br />
einen nicht nur mit Erholungseinrichtungen ausgerüsteten Wald<br />
antreffen, sondern einen integral auf dieses Ziel hin bewirtschafteten<br />
Forst. Die waldbauliche Planung richtet sich nach dem allgemeinen<br />
Wirtschaftsziel des „Erholu ngsgewidmeten Wirtschaftswaldes",<br />
der in erster Linie als Erholungsstätte für die Bevölkerung<br />
dient. Hierbei ist unter Berücksichtigung der Erfordernisse<br />
der Landesku ltur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Waldes<br />
zu fördern durch Erhaltung der Produktionskraft des Bodens<br />
und eines gesunden Holzvorrates. Bei der Einzelplanung der<br />
Forsteinrichtung wurden alle Bestände, in denen Änderungen<br />
(Endnutzungen) anstanden, auf die nachstehenden Planungsgesichtspunkte<br />
untersucht:<br />
a) Veränderungen werden vorgeschlagen, wegen<br />
1. allgemein: Biologisches oder physiologisches Alter, erhebliche<br />
Windwurfgefahr, starke Verlichtung, Gefährdung<br />
für Menschen.<br />
2. forstwirtschaftlich: lebensfähig aber Entwertung - lebensfähig,<br />
aber kein bzw. geringer Wertzuwachs - räumliche<br />
Ordnung - wirtschaftlich hiebsreif.<br />
3. erholungswirtschaftlich: Öffnung von Ausblicken - Auflösung<br />
bzw. Vermeidung von Großflächen - Abgelegenheit,<br />
Verstecktheit, Kleinheit - kleinflächige Wirtschaft<br />
- Schirm bzw. überalt.<br />
b) Veränderungen unterbleiben wegen<br />
1. forstwirtschaftlich: Ersatzholzart läßt kaum bessere<br />
Wertleistung erwarten - zu arbeitsintensiv - nicht hiebsreif<br />
- räumliche Ordnung.<br />
2. erholungswirtschaftlich: Exponierte Erholungslage -<br />
starke Wirkung auf Landschaft - Vermeidung von Großfläche<br />
- malerische Bestandesbilder.<br />
Dieser Gründekatalog macht die Planungsmotivation deutlicher,<br />
jederzeit nachvollziehbar und stellt die vorrangige Berücksichtigung<br />
der Erholungsbewirtschaftung sicher, ohne andererseits die<br />
biologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte außer acht zu<br />
lassen. Selbstverständlich ist auch die Bewirtschaftung der Bestände<br />
im gesamten Bestandesleben besonders bei der Baumartenwahl<br />
durch eine Vielzahl forsttechnischer Möglichkeiten auf<br />
das Erholungsziel auszurichten , ohne daß hierdurch immer<br />
wirtschaftliche Nachtei le entstehen müssen.<br />
Für die Erholungseinrichtungen erstellt das städtische Forstamt<br />
eine Erholungsplanung, die die bestehende Aufnahmefähigkeit<br />
des Aachener Waldes (Erholungskapazität) mit der gegebenen<br />
Erholungsbelastung vergleicht und hieraus planerische Schlüsse<br />
zieht. Die Kap a z i t ä t ergibt sich im wesentlichen nach dem<br />
Verfahren von Jacsman (Lit. 1) aus der Länge der spazierfähigen<br />
Wege und Pfade, den Einrichtungen für Spiel und Sport und<br />
für Aasten, Ruhen, Lagern und Sonderanziehungspunkten. Es<br />
zeigt sich, daß der Wegeerschließungsgrad bereits die kritische<br />
Grenze von 110 m/ha nahezu erreicht hat, so daß hier nur noch<br />
qualitative Veränderungen sinnvoll erscheinen. Weiter zeig't sich,<br />
daß die erwünschte Ruhe- u nd Rastkapazität, die nach Jacsman<br />
bei etwa 20 % der Bewegungskapazität liegen sollte, noch nicht<br />
erreicht und deshalb zu verbessern ist. Die Er h o 1 u n g s b e -<br />
1 a s t u n g ergibt sich nach einem hier entwickelten Verfahren<br />
wie folgt: Zahl der Parkeinstellmöglichkeiten, Zahl der mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln den Wald zu einer bestimmten Zeit<br />
erreichenden Besucher, Zahl der Besucher zu Fuß. Letztere werden<br />
geschätzt als 5 - 10 % der Personen, die in 1,0 km Entfernung<br />
vom Wald wohnen. (Dieser Wert der Einwohner, die in<br />
fußgängiger Entfernung zum Walde wohnen, gibt wesentliche<br />
Aufschlüsse über die Belastung und die sich darauf ergebende<br />
unterschiedliche Erholu ngsstruktur eines Erholungswaldes; z.B.<br />
Aachener Wald 12 Einw./ha. Düsseldorfer Stadtwald 109 Einw/<br />
ha). Für den Aachener Wald ergibt sich eine Erholungskapazität<br />
von ca. 5.600 bis 7 .500 Personen, der eine Erholungsbelastung<br />
von 2.<strong>40</strong>0 bis 4.000 Personen (ohne Radfahrer und Reiter) gegenübersteht.<br />
Es zeigt sich also, daß unter normalen Verhältnissen<br />
noch keine Überlastung gegeben ist, woraus u.a. die Konsequenz<br />
gezogen wurde, den Aachener Wald in zwei Erholungszonen<br />
einzuteilen:<br />
Zone 1 · der dichtert. Erholung: 300 m von lockerer Wohnbebauung<br />
und/oder 1.000 m von dichter Wohnbebauung<br />
und/oder 500 m von Parkplätzen für je 50 Pkw bzw.<br />
w ichtigeren ÖNV-Haltestellen. Zusätzlich wurden besonders<br />
attraktive Geländeverhältnisse oder sonstige Erholungsanlagen<br />
berücksichtigt. Gesamtgröße ca. 500 ha.<br />
Zone 2 der Ruhe unter Einschluß kleinerer landwirtschaftlicher<br />
und sonstiger Flächen mit ca. 900 ha.<br />
Innerhalb der Zone 1 sollen mehrere Schwerpunktgebiete berücksichtigt<br />
werden, in denen die verschiedenen Erholungsrichtungen<br />
und Anziehungspunkte sinnvoll miteinander verbunden<br />
und abgestimmt werden. Durch die Bildung der Zonen und der<br />
Schwerpunkte soll die planmäßige Entwicklung der Walderholung<br />
gefördert, aber ein Ausufern der von einem Teil der Waldbesucher<br />
gewünschten Einrichtungen auf das ganze Gebiet verhindert<br />
werden, damit ein anderer Teil der Waldbesucher in der Zone<br />
2 weitgehend ungestörte Waldeseinsamkeit und -ruhe findet.<br />
Im Vergleich zu anderen Großstadtwaldungen bestätigt die Erholungsplanung<br />
für den Aachener Wald, daß für die Gestaltung<br />
ei nes :Erholungswaldes von maßgeblicher Bedeutung ist, wie<br />
nahe die dichte Besiedlung an diesen Wald heranstößt. Je direkter<br />
die Berührung mit dichter Bebauung ist, um so stärker ist<br />
die in Abschnitt 2 näher zu behandelnde Belastung des Waldes<br />
durch die Menschen und um so mehr müssen Einrichtungen<br />
geschaffen werden, die nicht zwingend in den Wald gehören,<br />
sondern dort nur die Aufgabe haben, Überlastung und Waldzerstörung<br />
zu verhindern, z.B. Spieleinrichtungen. Dagegen genügt<br />
es, einen durch Pufferflächen etwas geschützten Wald wenig<br />
mit Wegen und den dazu gehörigen Rasteinrichtungen auszurüsten<br />
und auch nur mit wenigen Spiel- und Sporteinrichtungen,<br />
und im übrigen den Wald selbst für die Erholung sinnvoll zu<br />
gestatten.<br />
1.32 Der M ü n s t e r w a 1 d wird als „erholungsfreundlicher<br />
Wirtschaftswald" bewirtschaftet. Die Erholung ist durch<br />
Schaffung der nötigen Einrichtungen und, wo nötig, entsprechende<br />
forstliche Gestaltungen im Rahmen der wirtschaftlichen<br />
und , sozialen Gesamtzielsetzung zu fördern. Es soll hierdurch<br />
den Bewohnern des alten Stadtzentrums so nahe wie möglich<br />
neben dem Aachener Wald eine zweite „Auffanglinie" am Beginr!.<br />
der Eifel geboten und der wachsenden Besiedlung des Südraumes<br />
Rechnung getragen werden. Im wesentlichen sind auf<br />
vorhandenen Wirtschaftswegen Rundwege und einige Rasteinrichtungen<br />
geschaffen worden, stark vergrößert werden muß<br />
die Parkplatzkapazität. Es war auch der Wunsch des Stadtrates<br />
diesen Wald als „Eifelwald" weiter zu bewirtschaften und einen<br />
deutlichen Unterschied zum Aachener Wald zu belassen.<br />
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