Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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nutzung und die Stadtentwicklung abgeleitet werden. Erste Versuche<br />
in dieser Richtung sind in der Landschaftsökologischen<br />
Modelluntersuchung Hexbachtal ( 197 4) und im Landschaftsplanerischen<br />
Gutachten Aachen unternommen worden.<br />
Zur Beurteilung der landschaftsöko logischen Zusammenhänge<br />
zwischen Stadt und Umland ist es notwendig, alle wicht igen<br />
Faktoren des Naturhaushaltes zu untersuchen. Es genügt nicht,<br />
sich z.B. nur auf das Stadtklima zu beschränken. Auch das<br />
Relief, das Gestein, der Boden, der Wasserhaushalt, die Vegetation<br />
und die wildlebende Tierwelt müssen herangezogen werden,<br />
um die Leistungsfähigkeit, die Belastbarkeit und die bereits<br />
bestehende Belastung des Naturhaushaltes Standort für<br />
Standort feststellen zu können. Erst dann ist es möglich, die<br />
Eignung der im bebauten Stadtgebiet und seinem Umland befindlichen<br />
Standorte für alle städtischen Nutzungsansprüche<br />
zu beurteilen ( Pf 1 u g ).<br />
Eine Hauptgefahr ist die Zersiedlung, zu der auch „agrarische<br />
Zersiedlung" gerechnet werden muß (ungeplante Ansiedlung etwa<br />
nach Erbteilung , Nebenerwerbsteilen usw.). Verkehrsgunst<br />
für Stadtbewohner droht, funktionsfähige stadtnahe Landwirtschaft<br />
zu verdrängen. D ie dadurch erleichterte „privatistische"<br />
Vergeudung stadtnaher Erholungslandschaft kann die Allgemeinheit<br />
schädigen. Auch von Einkaufszentren auf der grünen Wiese<br />
drohen ähnliche Gefahren (G a s s n er ).<br />
Gartenbaubetriebe in Stadtnähe befinden sich vielerorts im<br />
Kampf mit den Bau- und Planungsbehörden. Das Gewerbesteueraufkommen<br />
mag das mitunter geringe 1 nteresse der Gemeinden<br />
an Gartenbaubetrieben erklären. Es ist jedoch immer w ieder notwendig,<br />
sich vor Augen zu halten, welchen Nutzen stadtnaher<br />
Gartenbau stiftet. In unserem lande werden Bauten aller Art<br />
mit Vorliebe auf besten Böden errichtet. Nicht selten fehlt das<br />
Verständn is für den Boden als Pflanzenstandort. Anders ist es<br />
nicht zu erklären, daß immer noch hervorragende, für intensiven<br />
Pflanzenanbau bestens geeignete Böden überbaut werden und<br />
daß Landwirte und Gärtner in technisch schwer zu bearbeitende<br />
Lagen abgedrängt werden, obwohl auch andere Lösungen<br />
möglich wären. Das Verständnis für d ie Bedürfnisse der Pflanzenproduktion<br />
bei den boderwerbrauchenden Berufen muß geweckt<br />
werden ( Fr i tz).<br />
In einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung über Ausmaß<br />
und Bestimmungsgründe interregionaler Einkommensunterschiede<br />
in der L andwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland wurde<br />
eine besonders enge Beziehung zwischen der Höhe des im<br />
Wirtschaftsbereich Landwirtschaft pro Arbeitskraft erzielten<br />
Bruttoinlandprodukts und der Entfernung zu städtisch-industriellen<br />
Ballungsräumen nachgewiesen. Unter sonst vergleichbaren<br />
Bedingungen liegt das in der Landw irtschaft erzielte Pro<br />
Kopf-Einkommen in diesen Gebieten und ihrer unmittelbaren<br />
Umgebung deutlich über dem in den übrigen Reg ionen. Für die<br />
Landwirtschaft in den Verdichtungsräumen und ihrem Umland<br />
besitzen vor allem zwei Aspekte des räumlichen Konzentrationsprozesses<br />
unmittelbare Bedeutung: Einmal der anhaltend<br />
hohe Bedarf an Flächen für außerlandwirtschaftliche<br />
Verwendungszwecke mit seinen Folgen für die Nachfrage und<br />
Preisb ildung auf dem Bodenmarkt und zum anderen die<br />
vergleichsweise vielfältigen und lohnenden Beschäftigungsalternativen<br />
eines differenzierten Arbeitsmarktes für die Inhaber<br />
der landwirtschaftlichen Betriebe und ihre Familienangehörigen.<br />
Daß die Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe in der Nähe von<br />
Verdichtungsräumen im allgemeinen über vielfältigere und bessere<br />
Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung, insbesondere<br />
über Marktvorgänge, verfügen als in peripheren Regionen, liegt<br />
auf der Hand . Beides würde dafür sprechen, daß sich die Nähe<br />
zu Verdichtungsräumen u.a. in einer rascheren Anpassung der<br />
in der Landwirtschaft tätigen Menschen an Dat enänderu ngen<br />
auswirken kann.<br />
Nachhaltig wachsende Raumnut zungsansprüche für die Bereiche<br />
Wohnen. Arbeit, Verkehr, Ver- und Entsorgung, Freizeit und<br />
Erholung, insbesondere in den Rand- und Nachbargebieten<br />
der Verdichtungsräume, führen n icht nur zu einer stetigen Abnahme<br />
der für die landwirtschaftliche Nutzung verfügba ren<br />
Flächen und zu spekulat iven Bodenpreissteigerungen. sondern<br />
darüber hinaus zu vielfältigen Erschwernissen und Begrenzungen<br />
der Faktornutzung in den verbleibenden landwirtschaftlichen<br />
Betrieben, vor allem dann, wenn in den Bau leitplanungen<br />
der betreffenden Gemeinden die Raumnutzungsbedürfnisse<br />
dieser Betriebe nicht ausreichend Berücksichtigung finden .<br />
Zur Vermeidung von Konflikten gehört vor allem , daß den Bauleitplanungen<br />
der Gemeinden im Umland der Verdichtungsräume<br />
rechtzeitig sowohl Agrarstrukt urei le Vorplanungen als<br />
auch Landschaftsplanungen vorgeschaltet werden (N e an der) .<br />
Der Wald ist überall dort besonders zu schützen, wo er an die<br />
städtische Bebauung direkt angrenzt. Hierbei dem Forstmann<br />
zu helfen, sollte Ziel der städtischen Politiker und vor allem der<br />
Planer sein. Der Glaube t rügt, daß Absprachen oder Verordnungen<br />
das Auswuchern einer Stadt in den Wald allein verhindern<br />
können. Aus praktischer Sicht hat es sich gut bewährt,<br />
wenn Wald und Bebauung durch einen öffentlichen Weg getrennt<br />
werden.<br />
Nicht alle im Umland der Städte gelegenen Wälder si nd nur Erholungswald.<br />
Sie werden oft nicht einmal vom Bürger angenommen.<br />
Es ist daher von nachhaltiger Wichtigkeit, erst genau zu<br />
beobachten oder gar zu untersuchen. wo der Besucherdruck<br />
sich am meisten staut und welche Maßnahmen zu einer verknüpften<br />
Kanalisierung eingeleitet werden sol len. Auch bei<br />
der Bewirtschaftung kleiner Forstflächen ist es im städtischen<br />
Umland möglich, eine betriebswirtschaftliche, auf Ertrag ausgerichtete<br />
Wa ldbehandlung zu treiben, wenn diese Flächen<br />
nicht direktes angestammtes Erholungsziel der Bevölkerung<br />
sind. Der Bürger hat bei näherer Untersuchung dafür mehr Verständnis,<br />
als ihm oft in Fachkreisen zugebilligt wird, zumal dann ,<br />
• wenn diese Flächen in bewirtschafteten landwirtschaftlichen<br />
Teilbereichen liegen.<br />
Stadtumland ist eine durchaus gesunde Kompromißlandschaft.<br />
deren Säule neben der Vielfältigkeit auch die Toleranz und das<br />
Verständnis für übergreifencle Disziplinen benötigt ( P et s c h).<br />
Die drei Schwerpunktsysteme industrielle Produktion (inklusiv<br />
verdichtetes Wohnen). landwirt schaftliche Produ kt ion und<br />
„Naturschutz" stehen nicht beziehungslos nebeneinander. Das<br />
natürliche System kann ohne die beiden anderen Systeme existieren.<br />
Die Kultursysteme sind jedoch auf die Wechselwirkung angewiesen.<br />
Für die Flächenplanung Verdichtungsgebiet - Umland<br />
heißt das: Sicherung einer Mindestausstattung mit Freiflächen<br />
im Verdichtungsgebiet. die eine ökologische Verteilungsstruktur<br />
haben müssen, also nicht „Restflächen" darstellen (K au 1 e).<br />
4. Leistungen der Freiflächen für St adt· und Verdichtungsgebiete<br />
Die Freif lächen dienen der Stadt durch<br />
verbrauchernahe Erzeugung wertvoller Nahrungsmittel,<br />
den Anbau von Pflanzen, vor allem Blumen für Wohnen und<br />
Garten,<br />
direkte Kontaktmöglichkeit zwischen Erzeuger und Stadtbewohner.<br />
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