Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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ausbreitenden Baugebiete im Vergleich zu anderen Standorten<br />
des Reviers noch die größten Hindernisse entgegen (u .a.<br />
mittlere b is steile Hanglagen , feuchte und nasse Böcien. häufiges<br />
Auftreten von Quellhorizonten, Überschwemmungsgefahr.<br />
hohe Schwülehäufigkeit, -intensität und -dauer, hohe Nebelhäufigkeit,<br />
-intensität und -dauer so wie hohe Immissionsgefährdung).<br />
Sie blieben daher vo n einer Bebauung mehr oder weniger<br />
verschont. Der Sied lungsverband Ruhrkohlenbezirk nahm<br />
diese „übriggebliebenen" Freiräume Anfang der zwanziger Jahre<br />
in sein Verbandsgrünflächenverzeichnis auf, aus dem er dann<br />
das bekannte regionale Grünflächensystem entwickelte (Sied·<br />
lungsverband Ruhrkohlenbezirk 1960 und 1967). In diesen<br />
T älern „schlugen" also die dort vorhandenen, sehr stabilen<br />
E igenschaften des Reliefs, d es Gesteins. des Bodens, des Wasserhaushaltes<br />
und des Klimas „ durch". Dies ist einer der wesentlichen<br />
Gründe, wesha lb sich dort heute noch Freiräume befinden.<br />
Gleiches kann vom Heilwegrücken und der darauf lagernden,<br />
mehr oder weniger dicken Lößdecke gesagt werden, auf der<br />
ein großer Teil der meisten Ruhrstädte liegt. Ihre Lage auf<br />
einer ausgedehnten Hochfläche und einem Gestein hoher Leistungsfähigkeit<br />
und Belastbarkeit (Löß) wirkt sich u.a. günstig<br />
auf das Stadtklima und die Lufthygiene, den Schutz d es Grundwassers<br />
vor Verunreinigungen und d ie Gesundheit der Vegetation<br />
aus. Die t rotz außerordentlich hoher Belastung vergleichsweise<br />
geringe Neigu ng dieses Teiles der Ruhrgebietslandschaft<br />
zur Smogbildung, die noch immer verhältnismäßig gute Qualität<br />
des Grundwassers (auf die die zahlreichen Hausbrunnen<br />
und d ie nicht oder kaum veru nreinigten Quellen hinweisen )<br />
und d ie nach w ie vor hohe Widerstandskraft zahlreicher Pflanzen<br />
gegenüber Schäden und Krankheiten hängen eng mit den<br />
hier gegebenen Eigenschaften des Naturhaushaltes zusammen .<br />
Karte 1. Untersuchungsgebiet Hexbachtal (aus BRAHE ,<br />
EMONDS , HORBERT, PFLUG und WEDECK 1977)<br />
•••• Grenze der Städte Essen , Mülheim und<br />
Oberhausen<br />
1. Zur landschaftsökologischen und landschaftsgestal·<br />
terischen Bedeutung innerstädtischer Freiräume, dar·<br />
gestellt am Hexbachtal im Ruhrgebiet<br />
Der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk ließ in den Jahren<br />
1972 bis 1974 in den im Bereich der Städte Essen , Mülheim und<br />
Oberhausen (Karte 1) gelegenen Freiräumen Hexbachtal und<br />
Bachembachtal eine Jandschaftsökologische Modelluntersuchung<br />
durchführen. Ziel d ieser Untersuchung war es, festzu stel len , welche<br />
Bedeutung Freiräume in Verdichtungsgebieten aus landschaftsökologischer<br />
Sicht haben und ob aus den Ergebnissen Folgerungen<br />
für die weitere Behand lung größerer innerstädtischer<br />
Freiräume gezogen werden können (z.B. ob ein solcher Freiraum<br />
mit neuen Wohngebieten, mit Industriegebieten, mit Durchgangsstraßen<br />
oder Abfallagerungen noch belastet werden darf<br />
oder nicht).<br />
Jede Stadt hat ihr eigenes Gesicht, zu dem nicht zuletzt die Ei·<br />
genschaften d er natürlichen Gegebenheiten, in deren Bereich sie<br />
entstanden ist und sich ausgedehnt hat, beitragen. So ist auch<br />
d ie Stad tstruktur des d icht bebauten Ruhrgebietes, wegen der<br />
in nordsüdlicher Richtung in mehr oder weniger großen Abstän·<br />
den voneinander verlaufenden Freiräumen (in denen überwiegend<br />
die Verbandsgrünflächen liegen) als „Kammsystem" bezeichnet,<br />
nicht zuletzt eine Folge der hier vorherrschenden natürlichen<br />
Gegebenheiten. Neben den bewaldeten Hängen zur<br />
Ruhr stellten die zur Emscher oder zur Ruhr verlaufenden Täler<br />
(z.B. d es Hexbaches oder des Ölbaches) einer Bebauung d er<br />
in den letzten 100 Jahren sich rasch in nördlich er Richtung<br />
Im Rahmen dieses Beitrages ist es n icht möglich, auf die natürlichen<br />
Gegebenheit en des Unt ersuchungsgebietes, d ie Ausweisu<br />
ng d er landschaftsökolog ischen Raumeinheiten und ihrer<br />
Eignung für versch iedene Nutzu ngsansprüche sowie die Methoden<br />
zur Feststellung der zum Zeitpunkt der Untersuchung vorhandenen<br />
Belastung des Bodens, d es Kl imas und der Vegetation<br />
näher einzugehen . Über sie kann im Untersuchungsbericht nachgelesen<br />
werden. H ier sollen lediglich einige der in der Untersuchung<br />
enthaltenen Ergebnisse mitgeteilt und d araus Folger ungen<br />
für die Behandlung innerstädtischer Freiräume gezogen werden.<br />
Der Hexbach entspringt im Stadtgebiet Essen am nördlichen<br />
Rand des Heilwegrückens, durchfließt ein vo n Süden nach Nord<br />
en verlaufendes Tal und entwässert in die Emscher. Der Höhenunterschied<br />
zwischen der höchsten Erhebung und der tiefesten<br />
Stelle im Emschertal beträgt rund 60 m. Das Untersuchungsgebiet<br />
umfaßt eine Fläche von rund 12 qk m, die darin gelegenen<br />
Freiräume Hexbachtal und Bachembachtal weisen eine Größe<br />
von rund 4 qkm auf (Karte 2).<br />
Zur Aufrechterhaltung auch nur einigermaßen günstiger Lebensbedingungen<br />
für die Bevölkerung im engeren Ruhrgebiet ist, auch<br />
im Bereich eines Naturhaushaltes hoher Leistungsfähigkeit und<br />
Belastbarkeit , die Offenhaltung der noch verbliebenen Freiräume<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Die beiden Freiräume im Untersuchungsgebiet Hexbachtal (Karte<br />
2) weisen im allgemeinen niedrigere Lufttemperaturen auf als<br />
die bebauten Randgebiete. Ein ige Teilräume sind als ausgesprochene<br />
nächtliche Kaltluftsammelgebiete anzusehen (oberes und<br />
unteres Hexbachtal) . Dadurch kann einerseits eine Entlüftung<br />
von bebauten Randgebieten erfolgen. Andererseits ist der Belüftungseffekt,<br />
besonders für das Randgebiet von Oberhausen<br />
( Karten 1 und 2), wesentlich ausgeprägter. Diese günstige Wirkung<br />
trit t etwa bei 70 % der stabilen und damit lufthygienisch<br />
kr itischen Wetterlagen ein. Sie ist unter anderem darauf zurück-<br />
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