Scan (40 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Das Verkehrsgrün innerhalb der Stadt und im Industriebereich<br />
hat in zunehmendem Maße bedeutende Funktionen sowohl für<br />
den Kraftverkehr als auch für die Fußgänger und den Radfahrer<br />
zu erfüllen. Es d ient der Trennung der Verkehrsstraßen von den<br />
Wohnflächen sowie von den Fuß- und Radfahrwegen; es soll<br />
aber auch, wenn der Grünstreifen genügend breit angelegt ist,<br />
Fuß- und Radwege in sich aufnehmen. Die Verkehrsdichte und<br />
die hohen Fahrgeschwindigkeiten erzeugen beträchtliche Mengen<br />
Verkehrsstaub und ruotorische Abgase, von denen besonders<br />
das Kohlenmonoxid schädlich ist. Eine d ichte und hohe Trennpflanzung<br />
aus Bäumen und Sträuchern gegenüber den Wohnflächen<br />
und eine dichte Sträucherpflanzung gegenüber den Fußund<br />
Radfahrwegen kann hier als ein wirksamer Schirm und Filter<br />
gegen Staub, Abgase und Lärm des Verkehrs fungieren.<br />
Die moderne Stadt soll nicht versäumen, sich auch im dichtbebauten<br />
Kern der Innenstadt, der sog. City, noch genügend Raum<br />
für Grünanlagen zu erhalten. Schöne Beispiele zur Durchgrünung<br />
der Stadtkerne finden wir in den wiederaufgebauten Innenstädten<br />
von Rotterdam, Köln, Frankfurt und München. Wenn es<br />
in Rotterdam gelungen ist, anstelle des zerstörten Stadtkerns ein<br />
neues Geschäftszentrum ohne Fahrverkehr und mit vielen Grünanlagen<br />
zu schaffen und so auch den Aufenthalt in der Innenstadt<br />
angenehm werden zu lassen, so ist hier für viele Städte in<br />
aller Welt ein richtungsgebendes Beispiel fortschritt! ichen Städtebaues<br />
entstanden. Auch die Anlagen am Kaiser-Wilhelm-Ring in<br />
Köln sind ein Beispiel dafür, wie man inmitten von hohen Geschäftshäusern,<br />
zwischen dem Ver kehr von Straßenbahnen und<br />
Kraftfahrzeugen dennoch eine grüne Insel der Ruhe mit Bäumen<br />
und Sträuchern, Blumen und Rasen, Wasserspielen und Sitzplätzen<br />
gestalten kann. Wenn es in Frankfurt möglich ist, die<br />
Fußgänger durch eine Reihe blühender Gartenhöfe. abseits von<br />
Straße, Verkehr und Lärm, zu führen, dann ist das ein hoher<br />
Beitrag zur Ordnung einer überlasteten Innenstadt. München hat<br />
sich im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen 1976<br />
eine ausgedehnte Fußgängerzone in der Innenstadt geschaffen,<br />
die in ihrer guten Gestaltung inzwischen Vorbild für viele andere<br />
Städte geworden ist.<br />
4. Die Landschaft im Umland der Städte.<br />
Die stadtnahen Erholungsbereiche mit einem Rad ius von etwa<br />
50 - 100 km werden um so größere Bedeutung gewinnen,<br />
je mehr die Motorisierung zunimmt und die Verkehrsstraßen<br />
an den Wochenenden überlastet sind. Die Entwick lung von<br />
großflächigen Erholungsgebieten in der Nähe von Städten und<br />
Verdichtungsräumen ist daher eine vordringl iche Aufgabe der<br />
nahen Zukunft.<br />
Abb. 4 : A lsterwanderweg in Hamburg. Der Weg führt von der<br />
Binnenalster im Kern der Großstadt entlang der A lster<br />
bis in d ie freie Landschaft und erfüllt damit eine Forderung<br />
des stadtnahen Erholungsverkehrs.<br />
Abb. 5: Negatives Beispiel für eine „Verbauung" eines Gewässerufers<br />
mit Campingwagen und Zeiten im Landkreis<br />
Olpe.<br />
Nun ist aber gerade im Einflußbereich der Großstädte der<br />
Wald besonders gefährdet, weshalb es eine grundsätzliche Forderung<br />
ist , ihn hier als notwendiges Element der stadtnahen<br />
Erholung zu erhalten. Als gute Beispiele stadtnaher Erholungsgebiete<br />
können der Naturpark Harburger Berge im Raum Hamburg,<br />
der Stadt wald in Frankfurt, der Erholungspark Neandertal,<br />
10 ·km von Düsseldorf entfernt, und der Erholungspark Ville im<br />
Süden des rheinischen Braunkohlengebietes, vor den Toren der<br />
Stadt Köln gelegen, genannt werden.<br />
Beispielhaft ist auch die Gründung des „Vereins zur Sicherstellung<br />
überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um<br />
München" im Dezember 1965, dem inzwischen außer der Landeshauptstadt<br />
München der gesamte Reg ierungsbezirk Oberbayern<br />
und viele kreisangehörige Gemeinden beigetret en sind.<br />
Das Beitragsaufkommen ermöglicht es, wertvolle Erholungsgebiete,<br />
vor allem Seeufer, aufzukaufen oder langfristig anzupachten.<br />
Die Satzung des Vereins sieht als Zweck u.a. vor, überörtliche<br />
Erholungsflächen sicherzustellen und in Einzelfällen<br />
auch zu gestalten. Hier liegt fürwahr ein nachahmenswertes<br />
Beispiel von Zusammenarbeit und gemeinsamer überörtlicher<br />
Planung vor (Verein zum Schutz überörtlicher Erholungsgebiete<br />
1975).<br />
Der stadtnahe Erholungsbereich ist mit einer Reihe von schwierigen<br />
Problemen belastet. Es beginnt bei den großflächigen Abfallplätzen<br />
für den Haus- und Industriemüll, d ie an richtiger Stelle<br />
ausgewiesen, in die Landschaft eingefügt und möglichst für<br />
Erholungszwecke gestaltet werden sollen. Vielerorts bereiten die<br />
F lugplätze mit ihrer Lärmbelästigung erhebliche Sorge und verlangen<br />
eine akustische und optische Abschirmung. Schließlich<br />
ist die vermehrte Anlage von Campingplätzen, d ie in Deutschland<br />
nur selten als geordnet und gestaltet im Sinne der Landschaftspflege<br />
zu betrachten sind, und die zunehmende Ausweisung<br />
von Wochenend- und Zweitwohnungsgebieten problematisch.<br />
weil sie häufig den Erholungswert einer Landschaft zer-<br />
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