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Allgemeine Mikrobiologie

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84 3Pilze<br />

Box3.2 SporenfarbealsMarker<br />

beiderAscusanalyse<br />

DurchdieschlauchförmigeMorphologiedes<br />

Ascus ist bei den Zellteilungen der Meiose<br />

(und der nachfolgenden postmeiotischen<br />

Mitose)kein„Platztausch“derentstehenden<br />

8 Zellen möglich. An der Stelle, an der sie<br />

entstandensind,liegendieSporenimAscus.<br />

DaindensichteilendenKernendieChromosomen<br />

durch die Spindel verteilt werden,<br />

und die Spindel an den Centromeren der<br />

Chromosomen ansetzen, ist die Lage der<br />

SporenimAscusdurchdieLagederCentromeren<br />

bei der ersten meiotischen Teilung<br />

vorherbestimmt. Ist die Chromosomenverteilungalsozufälligso,dassdasChromosom<br />

mit wildtypfarbenen, schwarzen Sporen<br />

obenliegtunddasChromosommitdergelbenFarbmutationunten,dannentstehenim<br />

Ascus unten 4 gelbe und oben 4 schwarze<br />

Sporen. Dies wäre eine reguläre 4:4-Verteilung,<br />

wie sie immer dann erwartet werden<br />

kann, wenn keine weiteren Prozesse wie<br />

z.B.Rekombinationstattgefundenhaben.<br />

Durch Rekombination zwischen dem Farbmarker<br />

und dem Centromer entsteht dagegen<br />

eine abweichende Verteilung (Abb.<br />

3.14b). Bei der Rekombination wurde ein<br />

Chromosomenarm vertauscht. Damit wird<br />

das Chromosom mit der ursprünglich auf<br />

beiden Chromatiden liegenden Wildtypsequenz<br />

so verändert, dass ein Chromatid<br />

jetzt die „gelbe“ Mutation trägt. Dementsprechend<br />

trägt das entsprechende Chromatid<br />

des Schwesterchromosoms jetzt das<br />

Wildtypallel. Die Anzahl der mutierten und<br />

nicht mutierten Chromatiden bleibt aber<br />

insgesamt gleich. Dadurch werden jetzt<br />

2 schwarze und 2 gelbe Sporen unten und<br />

2schwarze und2gelbeSporenobengebildet,<br />

es kommt damit zu einer aberranten<br />

4:4-Verteilung(2:2:2:2).<br />

Durch Auszählen der Asci mit aberranter<br />

Sporenverteilung kann man bestimmen,<br />

wie oft eine Rekombination stattgefunden<br />

hat.DieRekombinationshäufigkeitistdamit<br />

ein direktes Maß für den genetischen Abstanddes<br />

MarkersvomCentromer.DerAbstandzweierGene,dersobestimmtwurde,<br />

wird in der Genetik in der Einheit Morgan<br />

angegeben (nach Thomas Hunt Morgan,<br />

der diese Einheit definiert hat). Bei den haploidenAscomycetenentsprichtdieRekombinationsfrequenz<br />

zwischen zwei Markern<br />

(hier Centromer und Farbmutation) direkt<br />

derAngabeincentiMorgan.<br />

Merkmalen erst mit einem rezessiven Elternteil rückgekreuzt werden,<br />

damit in der F2-Generation die Auswirkungen rezessiver Mutationen<br />

sichtbarwerden.BeiachtsporigenAscomycetenjedochwirdeine4:4-VerteilungderSporenfarbendirektsichtbar(Abb.3.14a).Rekombinationmit<br />

anschließendenReparaturereignissenführenzuabweichendenVerteilungenwieeiner5:3oder6:2-VerteilungderSporenfarbenimAscus.Hier<br />

liegteineGenkonversionvor,beiderzuBeginnderMeiosedieInformation<br />

eines Einzelstrangs (5:3) oder eines Doppelstrangs (6:2) entfernt<br />

wurdeunddieanschließendeReparaturanhandeinesnichthomologen<br />

BereichsdesSchwesterchromosomserfolgte(Abb.3.14b,Box3.2).<br />

3.9.2 MolekulargenetikmiteukaryontischenSystemen<br />

BeiderBäckerhefekönnenPlasmidealsfreireplizierendeVektoreneingesetztwerden,wiedasauchbeiEscherichiacolimöglichist.DazumüssendiePlasmideeinenReplikationsursprungtragen,derz.B.auseinem<br />

natürlichenPlasmidstammenkann.Einsolches,freireplizierendesPlasmidistdas2mmgroße2m-PlasmidderHefe.Esenthältdassog.2m-Element,<br />

das häufig als Replikationsursprung eingesetzt wird. Es können<br />

aberauchSequenzenbenutztwerden,diedenReplikationsursprüngen<br />

auf den Chromosomen entsprechen. Diese Sequenzenermöglichen die<br />

ReplikationvonextrachromosomalenSequenzenundwerdendaherals<br />

autonom replizierende Sequenzen oder ARS-Elemente bezeichnet. Bei<br />

derKnospungkann die Verteilung vonPlasmiden, insbesonderewenn<br />

sieingeringerKopienzahlvorliegen,instabilsein,dasiezufälligaufdie<br />

beiden Tochterzellen verteilt werden. Damit eine stabile Weitergabe<br />

erreichtwird,könnensolche Plasmide mit Centromersequenzen, CEN-<br />

Regionen,ausgestattetwerden.DieCEN-Regiongarantiert,dassdiePlasmideüberdieTeilungsspindelanbeideTochterzellenweitergegebenund<br />

sogleichmäßigverteiltwerden.AlsSelektionsmarkereignensichneben<br />

Resistenzgenen auch Gene für die Biosynthese von Aminosäuren oder<br />

Uracil.SokönnenStämme,dieTryptophannichtmehrselbstsynthetisierenkönnen,mitdementsprechendenSynthesegenkomplementiertwerdenundsinddannwiederinderLage,aufeinemMediumohneTryptophanzuwachsen.<br />

Neben solch frei replizierenden Plasmiden sind aber auch Integrationsvektorengebräuchlich(Abb.3.15).DiesetragenlediglichdenSelektionsmarkerundwerdendurchIntegrationinsWirtsgenomstabilweitergegeben.<br />

Solche Vektoren sind insbesondere für filamentöse Pilze<br />

gebräuchlich,fürdieinderRegelkeinePlasmidealsVektorenzurVerfügungstehen.DieIntegrationerfolgtektopisch,alsoannichthomologen<br />

StellenimGenomdesPilzes.WeitereAnforderungenandietransformierendeDNAmüssenkaumgestelltwerden,weilsowohlcirculärealsauch<br />

lineareFragmenteguteTransformationsergebnisseerzielen.InAbhängigkeitvombetrachtetenPilzistderErfolgvonlinearenFragmenteninder<br />

Transformationsogarbiszu100fachhöher.<br />

FüreineExpressionderkloniertenSequenzenmüssenpilzlichePromotorenvorhandensein.DiesesindnichtimmerleichtausderSequenz<br />

abzuleiten, da die für Eukaryonten typischen ElementeCAAT-Box und<br />

TATA-Sequenzoftfehlen.InHymenomycetenkonnteaußerdemgezeigt<br />

werden,dassIntronsfüreineExpressionessenziellseinkönnen,wobei<br />

das Intronnicht notwendigerweisein dercodierendenSequenzliegen<br />

muss,sondernauchimnichttranslatiertenBereichdermRNAangeordnet<br />

seinkann.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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