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Allgemeine Mikrobiologie

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538 17DieRollevonMikroorganismenimStoffkreislaufundinderNatur<br />

Box17.2 NachweisnichtkultivierterBakterien<br />

Die neuen Techniken erlauben auch, nichtkultivierte Mikroorganismen<br />

phylogenetisch zuzuordnen und am Standort nachzuweisen. Zu diesem<br />

Zweck wird DNA aus der Standortprobe extrahiert und das Gen für<br />

16S-rRNA durch PCR mithilfe von geeigneten Primern vermehrt. Das<br />

Gemisch von rRNA-Genen wird in einen Vektor kloniert und E. coli an-<br />

schließendmitdemKonstrukttransformiert.NachIsolierungderE.-coli-<br />

Klone undSequenzierungderklonierten rRNA-Geneerhältmanso eine<br />

Klonbibliothek.NachSynthesegeeigneterkomplementärerrRNA-Sonden<br />

können dann die unbekannten Organismen im Standortmaterial durch<br />

FISHnachgewiesenwerden.<br />

Abb. 17.5 Nachweis von ammonium- und<br />

nitritoxidierenden Bakterien in einer Belebtschlammflocke<br />

mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung<br />

(FISH) und konfokaler Laser-Scanning-Mikroskopie.<br />

Für FISH wurden zwei unterschiedlich<br />

markierte Sonden verwendet, die mit<br />

16S-rRNA hybridisieren. Rot: ammoniumoxidierende<br />

Bakterien der Gattung Nitrosomonas, grün:<br />

Bakterien der Gattung Nitrospira. Der Balken entspricht10<br />

mm.DieengeräumlicheVergesellschaftungbeiderBakterientypenlegteineunmittelbare<br />

metabolische Kooperation nahe (Aufnahme Kilian<br />

StöckerundMichaelWagner,Wien).<br />

ersterLinieanStandortenmitguterNährstoffversorgung,z.B.BelebtschlammvonKläranlagen,mitErfolgeingesetzt.SchwierigeristdieAnwendungbeinährstoffarmenStandortenmitgeringemSubstratumsatz.<br />

InSedimentenundBödenverhindertderhoheGehaltanmineralischen<br />

Partikeln und Huminstoffen und deren Hintergrundfluoreszenz die<br />

AnwendungvonFISHweitgehend.<br />

WirddieFISH-TechnikmitderLaser-Scanning-Mikroskopiegekoppelt,lassensichdieMikroorganismenindreidimensionalenBildernlokalisieren.InmanchenFällen,etwanachMarkierungverschiedenerOrganismen<br />

mit verschiedenfarbig fluoreszierenden Sonden, kann man deren<br />

räumliche Anordnung und damit eventuell vorhandene funktionelle<br />

Kooperationenzwischenihnenerkennen(Abb.17.5).<br />

SolangesolchemolekularenAnalysenaufrRNA-Sequenzenaufbauen,<br />

gebensienurAuskunftüberdieIdentitätundphylogenetischePosition<br />

des jeweiligenOrganismus. In wenigenFällen metabolisch homogener<br />

phylogenetischerGruppen(z.B.Methanogene)wirdmitdieserZuordnungaucheineAussageüberdiemetabolischeFunktion,ihreökologische<br />

Nische,getroffen.Diesistz.B.beidenProteobakteriennichtmöglich,da<br />

deren Stammbaum noch bis in die feinsten Verästelungen hinein mit<br />

metabolischsehrverschiedenartigenOrganismenbesetztist.DiesemPro-<br />

blemversuchtmanmitderEntwicklungvonfunktionsbezogenenRNA-<br />

Sondenzubegegnen.DiesehybridisierenmitdenmRNA-Molekülen,die<br />

fürspezifischeEnzyme,z.B.fürdieEnzymederMethanbildung,codieren.<br />

IneinigenFällenistesgelungen,dieFISH-TechnikmiteinerMikroautoradiografie<br />

zu koppeln(FISH-MAR) und so neben der Aussage über die<br />

phylogenetischeZugehörigkeitauchInformationenüberdiemetabolische<br />

Box17.3 Markierungmitstabilen,<br />

nichtradioaktivenIsotopen<br />

Um spezifisch solche Organismen zu erfassen, die ein bestimmtes Substrat<br />

abbauen, kann man das Impfmaterial zuvor mit dem jeweiligen<br />

Substrat markieren (engl. stable isotope probing). So markiert man<br />

z. B.Methanoxidierer, indemmandasStandortmaterialmit 13 CH 4 inkubiert.DievondenMethanoxidierernwährendderInkubationproduzierte<br />

DNA ist spezifisch schwerer als die nichtmarkierte und lässt sich durch<br />

Dichtegradientenzentrifugation von der DNA anderer Organismen abtrennen.AnschließendlässtsichdiemarkierteDNA,z.B.überKlonierung<br />

der 16S-rRNA-Gene, weiter analysieren. Auf diese Weise kann man die<br />

Suche spezifisch auf die Organismen einengen, die das jeweils interessierendeSubstratumsetzenundinihreZellsubstanzeinbauen.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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