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Allgemeine Mikrobiologie

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12.3Ethanolgärung 359<br />

Silage<br />

SilageistdurchnatürlicheMilchsäuregärunghaltbargemachtesViehfutter.<br />

FrischesoderangewelktesPflanzenmaterialwieGras,Klee,Mais,Getreide<br />

oderRübenblätterwirdgehäckseltundinSilobehälteroderinFoliensilos<br />

festeingepresst,dannwirdderBehälterverschlossenunddieGärungbeginnt.UmFehlgärungenzuvermeiden,z.B.übermäßigeEntwicklungvon<br />

ButtersäuredurchClostridien,werdenoftZusätzebeigemengt,welchedie<br />

säuretolerantenMilchsäurebakterienbegünstigen(organischeoderanorganische<br />

Säuren oder leicht vergärbare Melasse). Nachdem die obligat<br />

undfakultativaerobenKeimedenSauerstoffimSilagegutraschverbraucht<br />

haben,entstehenoptimaleWachstumsbedingungenfürdieMilchsäurebakterien,diezunächstnureinensehrkleinenAnteilderepiphytischen(aufder<br />

Futterpflanze natürlich vorkommenden) Mikroflora ausmachen. In der<br />

Silage finden sich nebeneinander homo- und heterofermentativeArten<br />

derGattungenLactobacillus,StreptococcusundLeuconostoc.<br />

12.2.5 MedizinischeBedeutungvonMilchsäurebakterien<br />

MilchsäurebakteriensindeinwesentlicherTeildernormalenBakterienfloravonMenschundTier,diefürdieGesunderhaltungwichtigist(Plus<br />

12.4,S.354).DieAnsäuerungnachBesiedlungderSchleimhäuteschützt<br />

vor Invasion durch pathogene Bakterien. Bekannte Beispiele sind die<br />

Besiedlung des Säuglingsdarms durch Bifidobacterium oder der Vagina<br />

der Frau durch Lactobacillus acidophilus. Einige Milchsäurebakterien,<br />

z.B.StreptococcusmutansoderStreptococcussalivarius,besiedelnalsTeil<br />

eineskomplexenBiofilmsdieZähneundverursachendurchdieBildung<br />

vonMilchsäureaus ZuckernKaries(Abb. 12.9).Auslöserist derübermäßigeVerzehrvonSaccharose(Rohr-oderRübenzucker).Verschiedene<br />

Karies-StreptokokkenvergärenjeweilsnureinenderbeidenZuckerbausteinedesDisaccharidsSaccharose(GlucoseoderFructose);denanderen<br />

setzensiezupolymerenDextranen(Polyglucosen)bzw.Laevanen(Polyfructosen)<br />

um. Diese extrazellulären Polysaccharide vermitteln eine<br />

besonders gute Haftung der Zellen an den Zahnoberflächen (Plaque).<br />

Weitere Pathogene unter den Milchsäurebakterien sind die hämolytischenVertreterderGattungSteptococcus,z.B.Sc.pyogenes,dieu.a.<br />

Rachenentzündungen oder Scharlach auslösen können (Abb. 12.10).<br />

DieseArtenkommenaberinderNaturwesentlichseltenervoralsdie<br />

apathogenenMilchsäurebakterienundwerdenwegenderMilch-PasteurisierungheutepraktischnurnochvonMenschzuMenschübertragen.<br />

Abb. 12.8 Verschiedene Käsesorten (copyright<br />

Digitalstock).<br />

Abb. 12.9 Krankheitsbild der Karies. MilchsäuregärungdurchZahnbelag-Bakterien(z.B.Streptococcusmutans;<br />

S. salivarius) führt zur Bildung von<br />

Löchern im Zahnschmelz (aus Gängler et al.,<br />

2005).<br />

12.3 Ethanolgärung<br />

Ethanol ist ein Gärprodukt vieler Mikroorganismen. Viele Hefen und<br />

einigeBakterienproduzierenEthanolsogaralseinzigesEndproduktder<br />

Zuckervergärung. Für die Praxis am wichtigsten sind die Stämme der<br />

HefeSaccharomycescerevisiae(„ZuckerpilzdesBiers“).DiealkoholgärendenHefensindfakultativanaerob,bestreitenalsoihrenEnergiestoffwechselüberaerobeAtmung,solangeSauerstoffvorhandenist,undwechseln<br />

beiLuftabschlusszurVergärungvonZuckern.UnterdenBakteriensind<br />

nurwenigeArtenalsreineAlkoholgärerbekannt,z.B.Zymomonasmobilis.<br />

DieseArtensindinderRegelstriktanaerob.Studienzuralkoholischen<br />

Gärung haben wesentlich zum Verständnis des Stoffwechsels und der<br />

BegründungderBiochemiealsWissenschaftbeigetragen(Plus12.8).<br />

Abb.12.10 KrankheitsbildvonScharlach.Charakteristische<br />

„Erdbeerzunge“ als Symptom einer<br />

Infektion mit Streptococcus pyogenes (aus Sitzmann,2002).<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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