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Allgemeine Mikrobiologie

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442 15ProkaryontischeGenetikundMolekularbiologie<br />

Plus15.2 Typ-II-DNA-<br />

TopoisomerasenalsAngriffsortin<br />

derantibakteriellenTherapie<br />

DieWirkungzahlreicherantibakteriellerTherapeutikaberuhtaufderHemmungderbeidenTyp-II-TopoisomerasenDNA-Gyraseund<br />

Topoisomerase IV. Beide Enzyme erzeugen<br />

einen Doppelstrangbruch in einem von<br />

zwei durch Verdrillen benachbarten DNA-<br />

Strängen, ziehen den intakten durch den<br />

geöffneten Strang und verschließen den<br />

offenen Strang anschließend wieder. Dieser<br />

Prozess ist abhängig von ATP. Während die<br />

Gyrase für viele Reaktionen an der DNA<br />

erforderlich ist, spielt Topoisomerase IV<br />

einebesondereRollebeiderDecatenierung,<br />

d.h. der Trennung der Tochterchromosomen<br />

nach der DNA-Replikation. Verschiedene<br />

Wirkstoffe verhindern, dass die Doppelstrangbrüche<br />

wieder verschlossen werden.<br />

Chinolone (z. B. Nalidixinsäure) und<br />

Fluorochinolone (z. B. Ciprofloxacin) binden<br />

an die DNA-Topoisomerase-Komplexe während<br />

Coumarine(z. B. Novobiocin) die ATPspaltende<br />

Aktivität der Topoisomerasen<br />

hemmen.InderFolgewerdendieBakterien<br />

abgetötet.<br />

umeindichtesKnäuel,indemdieDNAalsüberspiralisierteSuperhelix<br />

vorliegt.OhnedieseÜberspiralisierungkönntenChromosomenmitetwa<br />

4MillionenBasenpaarenundeinerLängeimMillimeterbereichinprokaryontischen<br />

Zellen mit einer Größe im unteren Mikrometerbereich<br />

nichtverpacktwerden.<br />

EinewesentlicheRollebeiderBildungsuperhelikalerStrukturenspielt<br />

dasEnzymDNA-Gyrase,einesogenannteTyp-II-Topoisomerase.DNA-<br />

GyraseverdrehtDNA-Moleküle,führteinenDoppelstrangbruchaneiner<br />

Stelleein,anderzweiDoppelsträngezusammentreffen,ziehtdenintaktendurchdengeöffnetenDoppelstrangundverschließtdieÖffnunganschließendwieder.DasErgebnisisteinenegativeÜberspiralisierungder<br />

DNA,d.h.eineVerdrillungentgegenderrechtsgängigenHelixdrehrichtung.<br />

Zur Veranschaulichung stelle man sich zwei Fäden vor, die an<br />

einemEndefixiertsindundamanderenEndeimmerweiterineinerRichtung<br />

gegeneinander verdreht werden. Bei einer bestimmten TorsionsspannungbildetsicheinKnäuel.EinebesondereFormvonDNA-Gyrase<br />

–reverseGyrase–existiertinallenbisheruntersuchtenhyperthermophilenEubakterienundArchaebakterien.ReverseGyraseproduziertpositiv<br />

überspiralisierteDNA,dieeineerhöhteHitzestabilitätbesitzt.<br />

TopoisomerasensindfürdieReplikationderDNA,dieTranskription<br />

von Genen und für Rekombinationsvorgänge essenziell, da bei diesen<br />

ProzessendieSuperhelixstrukturenentwundenundanschließendwieder<br />

erzeugt werden müssen. Bakterielle Typ-II-Topoisomerasen sind der<br />

AngriffsortzahlreicherAntibiotika und Chemotherapeutika(Plus 15.2).<br />

Eine weitere Topoisomerase, die Topoisomerase I, entspannt negativ<br />

superhelikale DNA. Diese Auflockerung der superhelikalen Struktur ist<br />

eineVoraussetzungfürProzessewiedieTranskriptiondurchRNA-Polymerase(Kap.15.8.2)unddieDNA-Replikation(Kap.15.2).NachIsolierung<br />

des Nukleoids sind geordnete Domänen der Superhelix erkennbar<br />

(Abb.15.1),vondenenesinE.colietwa50Stückgibt.DieseStrukturen<br />

werden durch histonähnliche Proteine stabilisiert. In E. coli sind dies<br />

hauptsächlich die Proteine HU (engl. heat-unstable nucleoid protein),<br />

IHF(engl.integrationhostfactor),FIS(engl.factorofinversionstimulation)<br />

und H-NS (engl. histone-like nucleoid structuring protein)sowie<br />

einKomplexausMUK-Proteinen(vonjap.mukaku,kernlos),derdieKondensationdesChromosomsaufrechterhältunddeshalbauchalsKondensinbezeichnetwird.EineVielzahlweitererProteineistdaranbeteiligt,das<br />

NukleoidinderMittederZellezuverankernunddieTochterchromosomennachderReplikationzudenZellpolenzubewegen.Letzteresistfür<br />

dieverlässlicheChromosomensegregationbeiderZellteilungerforderlich,<br />

Abb. 15.1 Struktur des Nukleoids in situ und<br />

nachSpreitung.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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