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Allgemeine Mikrobiologie

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6.8PhysiologiedesWachstums 175<br />

undbeträgtbeivielenBodenbakterien60–150min,beiNitrosomonasund<br />

Nitrobacter5–10Stunden,beiMycobacteriumsp.12–20Stundenundbei<br />

alkanverwertendenSulfatreduzierernmehrereTagebisWochen.<br />

BeivielenBakteriensindZellgrößeundZellproteingehaltwährendder<br />

exponentiellenWachstumsphasekonstant;dieKulturbestehtimWesentlichenausStandardzellen.Wenndieseindeutignachgewiesenistund<br />

Zellzahl,ProteinundTrockenmassemitgleicherRatezunehmen,sokann<br />

man das Wachstum durch Messung einer dieser Größen verfolgen. In<br />

vielenFällenverändernsichineinerstatischenKulturdieZellenjedoch<br />

auchwährenddesexponentiellenWachstums,dasichauchdasMilieu<br />

fortwährendändert:DieSubstratkonzentrationnimmtab,dieZelldichte<br />

steigtundStoffwechselprodukte,z.B.saureGärprodukte,häufensichan.<br />

StationärePhase.WenndieZellennichtmehrwachsen,hatdieKultur<br />

diestationärePhaseerreicht.DieWachstumsrateistvonderSubstratkonzentration<br />

abhängig; infolgedessen nimmt bei abnehmender SubstratkonzentrationbereitsvordemvölligenVerbrauchdesSubstratsdie<br />

Wachstumsrateab.DerÜbergangvonderexponentiellenzurstationären<br />

Phase erfolgt daher allmählich. Außer der Substratbegrenzung können<br />

auchdiehohePopulationsdichte,niedrigerO 2 -PartialdruckunddieAnsammlunghemmenderodertoxischerStoffwechselproduktedieWachstumsrateherabsetzenunddiestationärePhaseeinleiten.InderstationärenPhasekönnennochSpeicherstoffegenutzt,einTeilderRibosomen<br />

abgebautundEnzymegebildetwerden(Plus6.5).DieeinzelnenVorgänge<br />

sindvondemFaktorabhängig,derdas Wachstum begrenzt.Nur sehr<br />

empfindlicheZellensterbenraschab.SoferndiezurZellerhaltungnotwendigeEnergiedurchVeratmung<br />

vonSpeicherstoffenoderProteinen<br />

gewonnenwerdenkann,bleibenBakterienlangeZeitlebensfähig.<br />

Absterbephase.DieAbsterbephaseunddieUrsachendesAbsterbensvon<br />

BakterienzelleninnormalenNährlösungensindnochweniguntersucht.<br />

Die Lebendzellzahl kann exponentiell abnehmen. Unter Umständen<br />

lösensichdieZellendurchWirkungvonzelleigenenEnzymenauf(Autolyse).<br />

6.8.2 ParameterderWachstumskurve<br />

VerfolgtmandasWachstumeinerstatischenKulturanderVermehrung<br />

derMasse(Trockenmasse),sointeressiereninersterLiniedreiGrößen,<br />

die das Wachstum kennzeichnen: die Wachstumsparameter Ertrag,<br />

WachstumsrateundAnlaufzeit.<br />

Ertrag.DerErtrag(Abb.6.10a)istdieDifferenzzwischenderanfänglichen<br />

und der maximal erreichten Bakterienmasse: x = x max –x 0 . Er wird in<br />

GrammTrockenmasseangegeben.VonbesondererBedeutungistdasVerhältnis<br />

des Ertrags zum Substratverbrauch (x/S). Werden beide Größen<br />

inGewichtseinheitenangegeben,sobezeichnetmandenQuotientenals<br />

ErtragskoeffizientenoderWachstumsertrag(engl.growthyield)Y.Häufig<br />

beziehtmandenErtragaufdieStoffmengedesSubstratsundberechnet<br />

denmolarenErtragskoeffizientenY m (gZellen/molSubstrat).Dermolare<br />

Ertragskoeffizientmachtesmöglich,denErtragmitderauseinerEnergiequelle<br />

(Substrat) gewinnbaren Menge an ATP in Verbindung zu setzen.<br />

Man gelangt zum Energie-Ertragskoeffizienten (g Zellen/mol ATP). Er<br />

lässtsichberechnen,wennfürdieVerwertungeinesSubstratsderAbbauwegunddiedabeizuerzielendeATP-Ausbeutebekanntsind(Plus6.6).<br />

Plus6.5 DieIdiophase<br />

Bei vielen mikrobiellen Produktionsprozessen,<br />

die auf die Bildung von sekundären<br />

Metaboliten(z.B.Penicillin,Kap.19.7)abzielen,<br />

ist die stationäre Phase die eigentliche<br />

Produktionsphase.InderBiotechnologieunterscheidet<br />

man daher eine Trophophase<br />

(Ernährungs- oder Wachstumsphase) von<br />

der Idiophase (Produktionsphase). Obwohl<br />

dieZelleninderIdiophasenichtmehrwachsen,<br />

werden oft noch zugesetzte Substrate<br />

genutzt und z. B. Produktvorstufen in Produkteeingebaut.<br />

Plus6.6 DerEnergie-<br />

Ertragskoeffizient<br />

Für anaerobe Kulturen von Escherichia coli<br />

und Klebsiella pneumoniae, deren WachstumsratedurchdieZufütterungvonGlucose<br />

begrenztwar,wurdenY ATP -Wertevon12,4g<br />

bzw. 14 g Zellmasse/mol ATP ermittelt.<br />

Natürlich hängt dieser Wert von der Art<br />

des Substrats ab, d. h. von dem biochemischen<br />

Aufwand, der für die Bildung von<br />

Zellsubstanz aus diesem Substrat erforderlichist.DieBildungvonZellsubstanzausZuckern<br />

ist vergleichsweise einfach. Sehr viel<br />

mehrAufwandmussfürdieZellsubstanzsyntheseausAcetatodergarausCO<br />

2 betrieben<br />

werden; entsprechendfallen Y ATP -Werte mit<br />

solchen Substraten deutlich geringer aus<br />

(i2g/molATP).AuchdieArtderStickstoffquelle<br />

kann sich im Energie-Ertragskoeffizientenniederschlagen.<br />

WennmandieseAspekteberücksichtigtund<br />

denEnergie-Ertragskoeffizientenkonsequent<br />

nur auf die Menge des dissimilierten (nicht<br />

des assimilierten!) Substrats bezieht, lassen<br />

sichdieerhaltenenY ATP -Wertesehrgutvergleichen,<br />

unabhängig davon, ob man mit<br />

atmenden oder gärenden Organismen umgeht.BestimmtmanfüreinneuesBakterium<br />

einenerheblichgrößerenWertals erwartet,<br />

so kann man auf „Nebeneinnahmen“, z. B.<br />

Assimilation aus zugesetztem Hefeextrakt<br />

oder Energie aus einem zusätzlichen energielieferndenStoffwechselwegschließen.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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