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Allgemeine Mikrobiologie

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6.13MikrobiologischeDiagnostik 189<br />

6.13 MikrobiologischeDiagnostik<br />

Eine wichtige Aufgabe des Mikrobiologen ist die Identifizierung von<br />

MikroorganismenausderNaturoderausklinischemMaterial;siewird<br />

voralleminklinisch-diagnostischenLaborsingroßemUmfangbetrieben.<br />

Zur Identifizierung sind zahlreiche Tests erforderlich, die nur in ihrer<br />

Gesamtheit eine eindeutige Einordnung eines Neuisolats bzw. eines<br />

klinisch relevanten Keims erlauben. Naturgemäß ist der Aufwand für<br />

dieIdentifizierungeinesNeuisolatsmitneuen,ungewöhnlichenEigenschaftenundseineEinordnungindasbestehendetaxonomischeSystem<br />

wesentlich größer als die Identifizierung eines prinzipiell bekannten<br />

Bakteriums im klinischen Routinelabor. Dafür müssen zumeist nur<br />

wenigeEigenschaftengeprüftwerden.<br />

6.13.1 KlassischeTechniken<br />

FürdieIdentifizierungnachklassichenTechnikenmusseineReinkultur<br />

vorliegen.HierzuwerdenWachstumstestsaufnichtselektivenNährböden<br />

durchgeführt.DiegewachsenenKolonienwerdensowohlvisuellgeprüft<br />

alsauchhinsichtlichderZellform,Sporenbildungetc.mikroskopischkontrolliert.ZellformenvariierengelegentlichabhängigvomjeweilsverwertetenSubstratundvonderWachstumsphase;hierbeiistdieZellbreite<br />

typischerweisewenigbeeinflußt, währenddie Zelllängedurchaus veränderlichist(vgl.Box6.3).<br />

DieZuordnungzumGram-TypgeschiehtüberdieklassischeGram-<br />

Färbung(Kap.5.1.1),dieimmerimunmittelbarenVergleichmiteinem<br />

gramnegativen und einem grampositiven Kontrollorganismus durchgeführtwerdenmuss.SiekannaberauchdurchBehandlungeinerKolonie<br />

mit3%KOH-Lösungerfolgen.BeigramnegativenZellentrittnachdieser<br />

BehandlungdieDNAausundlässtsichmiteinerImpfösealsfädig-viskoserSchleimsichtbarmachen,währendbeigrampositivenkeinesolche<br />

Schleimbildung zu beobachten ist. Die endgültige Zuordnung zu den<br />

gramnegativenodergrampositivenBakterienistgelegentlicherstnach<br />

derelektronenoptischenUntersuchungeinesUltradünnschnittsderZellwandmöglich.WeiteremorphologischeKriteriensindeventuelleSporenbildungoderGeißeln,diedurchPräzipitationvonTanninenoderSchwermetallen(Silber-oderQuecksilbersalze)angefärbtwerdenkönnen.<br />

In der Routinediagnostik im medizinisch-klinischen Labor richtet<br />

sich das Interesse auf einen relativ kleinen Kreis klinisch relevanter<br />

Organismen,diezumeistmitHilfewenigerTestshinreichendsicheridentifiziertwerdenkönnen.HierzuzählenvorallemdiverseFärbetechniken<br />

sowie die Analyse des Spektrums der genutzten Substrate, die heute<br />

aufStandardnährbödenweitgehendautomatisiertdurchgeführtwerden<br />

kann (z. B. BIOLOG-System). Die Verwertung verschiedener Substrate<br />

wird durch sogenannte chromogene Substrate einfach nachgewiesen.<br />

Diessindz.B.Zucker,dieaneineno-Nitrophenylrestgekoppeltsind.Bei<br />

derHydrolysewirddasfarbigeNitrophenolfreigesetztundliefertdamit<br />

einenIndikatorfürdieSubstratverwertung.<br />

EinzelneBakterienkönnengegenüberanderenmitspezifischenIndikator-Nährmediendifferenziertwerden;dieswirdamBeispielderDifferenzierungvonE.colialsFäkalindikatorgegenüberanderenEnterobakterienausführlichinKapitel12dargestellt.DieseTechnikensetzenvoraus,<br />

dassdiejeweiligenZielorganismenproblemlosanwachsenundnichtz.B.<br />

durchvorhergehendeAushungerungoderzugesetzteSelektionssubstanzenbeeinträchtigtsind.<br />

Box6.3 DieklassischeBakteriendiagnostik<br />

Die klassische, kultivierungsbasierte Identifizierung<br />

von Mikroorganismen hat den<br />

Vorteil, dass sie denjeweilig angezüchteten<br />

Keim auch für weitere Untersuchungen zur<br />

näheren Spezifizierung verfügbar macht.<br />

Nachteil dieser amtlich vorgeschriebenen<br />

TechnikenistdievergleichsweiselangeZeitdauer<br />

von mehreren Tagen, die mit dem<br />

Anwachsen der Bakterien und der DurchführungderDifferenzierungstestsverbunden<br />

ist.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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