28.09.2014 Aufrufe

Allgemeine Mikrobiologie

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

15.3MutationenundDNA-Reparatur 449<br />

butanring und seltener, die Verknüpfung zweier Pyrimidine zu einem<br />

Pyrimidin-(6–4)-Pyrimidon-Photoprodukt, z.B. dem TC(6–4)-Produkt.<br />

Beide Veränderungen verzerren die DNA-Struktur und verhindern die<br />

Replikation.AuchfürdieseBasenveränderungengibtesReparaturmechanismen,diedieSchädenbehebenkönnen.DurchfehlerhafteReparatur<br />

entstehendabeiinseltenenFällenMutationen.<br />

MutageneVerbindungen<br />

DieHäufigkeitvonMutationsereignissenkanndurchdieBehandlungder<br />

ZellenmitmutagenenAgenzienerhöhtwerden.AlsMutagenekönnen<br />

chemischeundphysikalischeMitteleingesetztwerden.EinigeBeispiele<br />

für solche Mittel sind in Tabelle 15.1 zusammengefasst und werden<br />

nachfolgend kurz erläutert. Ein klassisches Verfahren zur Prüfung von<br />

Chemikalien auf ihre Mutagenität ist der von Ames entwickelte Test<br />

(Box15.1).<br />

Basenanaloga sind strukturell mit normalen Purin- und PyrimidinbasenverwandteVerbindungen,dievondenZellenaufgenommenund<br />

beiderReplikationindieDNAeingebautwerden.5-Bromuracil(5-BU)<br />

ist ein Thyminanalogon. Das Bromatom anstelle einer Methylgruppe<br />

verschiebtdasKeto-Enol-Tautomerie-Gleichgewicht,weshalb5-BUhäufiger<br />

als Thymin zur Enolform tautomerisiert. Die Enolform paart mit<br />

Guanin,sodassbeiderDNA-ReplikationApG-Transitionenentstehen.<br />

Der Einbau des Adeninanalogons 2-Aminopurin in die DNA bewirkt<br />

T pC-Transitionen.<br />

DiechemischeModifikationvonBaseninderDNAkannebenfallszu<br />

verändertenPaarungseigenschaftenunddamitzumNukleotidaustausch<br />

führen.ApG-undCpT-TransitionenentstehenalsFolgederDesaminierung<br />

von Adenin und Cytosin durch Nitrit in saurem Milieu. Die<br />

Hydroxylierung von Cytosin durch Hydroxylamin führt ebenfalls zu<br />

Transitionen(G pA).<br />

Alkylierende Agenzien wie EMS und MNNG können Ethyl- oder<br />

MethylgruppenanunterschiedlichenPositioneninNukleotidenanheften<br />

und deren Basenpaarungseigenschaften ändern. Beispielsweise paaren<br />

Box15.1 Ames-Test<br />

Bei diesem von Bruce Ames entwickelten Mutagenitätstest werden histidinbedürftigeMutantenvonSalmonellatyphimurium,diePunkt-oderLeserastermutationentragen,mitderzuprüfendenSubstanzgemischtundauf<br />

Mineralagar ausplattiert, der nur Spuren der Aminosäure Histidin enthält.<br />

Mutagene können Rückmutationen in den Histidin-Biosynthesegenen und<br />

damitPrototrophiebewirken.DieAnzahlderRevertanteninAbhängigkeit<br />

von der Konzentration der Testverbindung gibt Aufschluss über deren<br />

mutageneWirkung.<br />

Viele für Säuger mutagene Verbindungen entstehen erst im Organismus<br />

(häufiginderLeber)durchoxidativeUmwandlungenvonsogenanntenPromutagenen,<br />

die selbst kein oder nur geringes mutagenes Potenzial besitzen.DurchVorbehandlungderzutestendenSubstanzenmitderMikrosomenfraktion<br />

aus Rattenleber oder Hefezellen, in der oxidierende Enzyme<br />

enthaltensind,werdenviele promutageneSubstanzenzuMutagenenoxidiert.ErstdurchdieVorbehandlunggibtsichdasmutagenePotenzialvon<br />

PromutagenenimAmes-Testzuerkennen.<br />

Ames-Test. NacheinerInkubationszeit sindauf<br />

derTestplattemehrKolonienderIndikatorbakterien<br />

gewachsen, als auf der Kontrollplatte. Das<br />

weistaufmutageneEigenschaftenderTestsubstanzhin,diezuRückmutationengeführthaben.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!