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Allgemeine Mikrobiologie

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362 12MikrobielleGärungen<br />

12.3.2 PraktischeBedeutung deralkoholischenGärung<br />

DerMenschbenutztHefenseitJahrtausendeninderLebensmittelherstellung.AusderlangenpraktischenErfahrunghatsichdieSelektionvieler<br />

verschiedener Hefestämme für unterschiedliche Produkte ergeben, die<br />

jeweilsoptimaldieerwünschtenEigenschaftenzurGeltungbringen.Die<br />

heuteverwendetenReinzuchthefengehörenmeistzurGattungSaccharomyces.DiebesonderengeschmacksbildendenEigenschaftenderHefenberuhenaufderProduktionvonkleinenMengenanNebenprodukten,die<br />

z.B. bei der Umsetzung von Aminosäuren entstehen. Typischerweise<br />

sind im vergorenenProdukt deshalb neben Ethanol auch so genannte<br />

FuselalkoholewiePropanol,Isobutanol,2-Butanol,AmylalkoholoderIsoamylalkoholenthalten,dieinniedrigerKonzentrationalsGeschmacksträgerwirken.<br />

Wein<br />

Abb. 12.12 Weinherstellung. Fasskeller einer<br />

Winzerei (Aufnahme John Heseltine, copyright<br />

sciencephotolibrary).<br />

FrüherbereitetemanWeindurchspontaneVergärungdesMostsdurch<br />

Wildhefen, die sich schon im Weinberg auf den Trauben ansiedeln.<br />

Heute werden in der Regel Reinzuchthefen verwendet. Der Charakter<br />

einesWeinswirdinersterLinievonderRebensortebestimmt(z.B.Riesling),aberauchvomStandortdesWeinbergsunddenklimatischenFaktorenderSaison;erwirdaberauchdurchdieArtderVergärungund<br />

Lagerungnachhaltigbeeinflusst(Abb.12.12).Weißweintraubenwerden<br />

vorderGärunggepresst,währendRotweintraubenerstnachderVergärung<br />

(„Maischegärung“) gepresst werden. Dabei werden durch die<br />

StoffwechselaktivitätderMikroorganismenunddenansteigendenAlkoholgehaltFarb-,Duft-undGerbstoffeausderBeerenhautherausgelöst.<br />

AmEndederGärungwirdSchwefligeSäure(oderSO 2 ,dasmitWasser<br />

zu Schwefliger Säure reagiert) zugegeben. Sie sorgt für reduzierende<br />

Bedingungen(SchwefligeSäurewirdzuSchwefelsäureoxidiert)undverhindertdieOxidationvonGeschmacksstoffen,aberauchdieAnsiedlung<br />

vonaerobenEssigsäurebakterien.DurchdenbiologischenSäureabbau<br />

wirdRotweingeschmacklichabgerundet.DieDecarboxylierungderunreif<br />

schmeckendenÄpfelsäure(eine zweiwertigeSäure) zu Milchsäure<br />

(schwächere einwertige Säure) erfolgt dabei durch Oenococcus Arten.<br />

DurchdieCO 2 -BildungscheintderWein„nachzugären“.<br />

Sekt<br />

SektewerdenaussorgfältiggemischtenWeinen(„Bukets“)hergestellt,<br />

dienachZusatzvonZuckerundbesondersalkoholtolerantenSekthefen<br />

einzweitesMalvergorenwerden,wobeidieentstehendeKohlensäure<br />

in der drucksicheren Sektflasche zurückgehalten wird („Champagner-<br />

Verfahren“).<br />

Bier<br />

AlsAusgangsstoffefürBierdienenmeistGerste,HopfenundWasser.Die<br />

verwendeten Braugersten enthalten dabei bei viel Stärke nur wenig<br />

Eiweiß.DaHefenkeineAmylasenproduzierenunddeshalbStärkenicht<br />

direktvergären,musszunächstdieStärkedesGerstenkornszuZuckern<br />

umgesetztwerden.DazulässtmandieGerstenkörnerunterkontrollierten<br />

Bedingungenquellenundkeimen,umdieSynthesegersteneigenerAmylasezuinduzieren.DasentstandeneGrünmalzwirdzumStoppender<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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