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Allgemeine Mikrobiologie

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15.6MechanismenderGenübertragung 463<br />

Enger Zellkontakt ist eine Voraussetzung für die Konjugation. Beim<br />

konjugativen Transfer zwischen gramnegativen Bakterien produzieren<br />

dieDonorzellenspeziellePili(SexpilioderF-Pili,wenneinF-Plasmidvorhandenist,Plus15.10,vgl.Abb.5.28S.142),diesichmitihrerSpitzean<br />

derOberflächederRezipientenanheften.DieF-Pili,vondeneneineZelle<br />

1–3Stücksynthetisiert,bestehenausvielenEinheiteneineseinzigenProteins,demPilin.DastraA-GencodierteinenPilinvorläufer,derposttranslationalbeträchtlichverkürztwird.NachderKontaktaufnahmedurchden<br />

PilusbildetsicheinstabilesAggregatausDonorundRezipient,fallsder<br />

RezipientdiefürE.colitypischeStrukturderLipopolysaccharidschicht<br />

unddasOmpA-ProteininderäußerenMembranbesitzt.DerPiluswird<br />

depolymerisiertunddieZellenwerdeninengerNachbarschaftangeordnet.<br />

Zellen, die bereits ein F-Plasmid (F + ) besitzen, verhindern durch<br />

zweiTra-ProteinedieAusbildungstabilerAggregateunddenDNA-Transfer,sodasskeinzweitesF-Plasmidaufgenommenwerdenkann.Dieses<br />

PhänomenwirdalsSurfaceExclusion bezeichnet.ÄhnlicheAusschlussmechanismenexistierenauchbeianderenkonjugativenPlasmiden.<br />

Die weiteren Schritte der konjugativen DNA-Übertragung sind in<br />

Abbildung15.7schematischdargestellt.ZunächstwerdenmehrereTra-<br />

ProteineamoriT,derStelleaufdemF-Plasmid,anderderTransfereingeleitetwird,gebunden.DerentstehendeNukleoproteinkomplexwirdals<br />

Relaxosombezeichnet.Eines dieserProteine,dieRelaxase,führt einen<br />

EinzelstrangbruchamoriTeinundwirddabeiselbstübereinenTyrosinrestmitdemfreien5’-PhosphatendederDNAkovalentverknüpft.Der<br />

NukleoproteinkomplexwirdzumExportsysteminderMembran,einem<br />

ausMpf-Proteinenbestehenden,sogenanntenTyp-IV-Sekretionssystem<br />

(Plus15.11),geleitetunddurchdieZellhülleindenEmpfängertransportiert.DiegenaueAnordnungundFunktiondereinzelnenMpf-Proteinebei<br />

diesemProzesssindnichtbekannt.<br />

Der nächste Schritt während der konjugativen Übertragung ist die<br />

DNA-Replikation.ImDonorbeginntam3’-EndeoderinderNähedes<br />

3’-EndesdereinzelsträngigenDNAdieVerlängerungzumDoppelstrang.<br />

WegenderDrehbewegung,diedurchdenTransferdeseinenStrangesin<br />

dieEmpfängerzelleunddieNeusyntheseinentgegengesetzterRichtung<br />

ensteht,bezeichnetmandieseArtderReplikationauchalsRolling-Circle-<br />

Plus15.11 Typ-IV-Sekretionssysteme<br />

GenederMating-Pair-Formation-(Mpf-)RegioncodierenfürProdukte,die<br />

ähnlichzudenProduktenvonPathogenitätsinselninhumanpathogenen<br />

Krankheitserregern sind. Dies sind die Produkte der Dot/Icm-Genregion<br />

vonLegionellapneumophila(demErregerderLegionärskrankheit),derptl-<br />

Gene von Bordetella pertussis (dem Keuchhustenerreger) und der cag-<br />

RegionvonHelicobacterpylori(demErregervonMagengeschwüren).Ptl-<br />

ProteinesorgenfürdenExportdesausmehrerenUntereinheitenbestehenden<br />

Pertussistoxins durch die äußere Membran, Dot/Icm steht in<br />

ZusammenhangmitdemExporteines InhibitorsvonMakrophagenund<br />

cag-ProduktebildeneinProteinexportsystemfürCagA,dasdieFunktion<br />

von vielen regulatorischen Proteinen in der eukaryontischen Wirtszelle<br />

beeinflusst. Bereits bei der Betrachtung des Transfers der Ti-DNA von<br />

Agrobacterium tumefaciens in die Pflanzenzelle (Plus 15.13) wird offensichtlich,<br />

dass Mpf-Proteine nicht nur den Nukleoproteinkomplex, sondern<br />

auch bestimmte Proteine exportieren können. Die konjugativen<br />

Exporter und die genannten Proteinexporter werden deshalb als eine<br />

verwandte Klasse von Membrantransportern zusammengefasst und als<br />

Typ-IV-Sekretionssysteme(Kap.9.5.3)bezeichnet.<br />

Abb. 15.7 Teilreaktionen beim konjugativen<br />

DNA-Transfer. AAnheftendesPilusundanschließende<br />

Depolymerisation. S Anlagern verschiedener<br />

Tra-Proteine und Einzelstrangbruch (engl.<br />

nick)imBereichdesoriT. DTransferdesRelaxase/<br />

ssDNA-Komlexes, „Rolling-Circle“-Replikation im<br />

Donor,diskontinuierlicheReplikationimRezipient.<br />

F Rezirkularisieren der dsDNA. G ÜberspiralisierenderDNAundTrennenderZellen.ssDNA,<br />

einzelsträngigeDNA;dsDNA,doppelsträngigeDNA.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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