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Allgemeine Mikrobiologie

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546 17DieRollevonMikroorganismenimStoffkreislaufundinderNatur<br />

Freiwasser<br />

Abb.17.10 AnoxygenephototropheBakterein<br />

imoberenHypolimnioneutropherSeen.aWasserprobeausdemKolksee,Schleswig-Holstein,aus<br />

ca.4mWassertiefe(Aufnahme:N.Pfennig).bMikroskopische<br />

Aufnahme verschiedener roter und<br />

grüner phototropher Bakterien aus der Sprungschicht<br />

eines kleinen eutrophen Sees (Schleinsee;<br />

Aufnahme:J.Overmann).<br />

ImlichtdurchstrahltenEpilimnionwirddurchdasPhytoplankton(Diatomeen,<br />

mixotrophe Flagellaten, Grünalgen, Cyanobakterien) Biomasse<br />

produziert.GewöhnlichgelangtausderUmgebungweiteresorganisches<br />

MaterialindenSee.BeihoherNährstoffversorgungkommteszurMassenvermehrungvonCyanobakterienundGrünalgen(Wasserblüte).<br />

DiegelösteorganischeSubstanzimFreiwasserbestehtfastausschließlich<br />

aus polymeren Verbindungen mit einem Molekulargewicht von<br />

10000g/molundmehr(sog.Gelbstoffe).DieseVerbindungengleichen<br />

strukturelldenHuminstoffenundunterscheidensichvonterrestrischen<br />

Huminstoffen(Kap.17.10.2)nurdurcheinengeringerenAnteilanaromatischen<br />

Bausteinen und ein geringeres Molekulargewicht. Sie werden<br />

daherauchaquatischeHuminstoffegenannt.DieVerbindungenwerden<br />

durch photochemisch und enzymatisch katalysierte, radikalische Polymerisation<br />

aus aromatischen und aliphatischen Bestandteilen der BiomassegebildetundwahrscheinlichaufdenselbenWegenlangsamwieder<br />

abgebaut,wobeiihremittlereLebensdauerimWassermehrereJahrebis<br />

Jahrzehntebeträgt.<br />

DieimFreiwasserdominierendenBakterienkönnenzueinemgroßen<br />

TeilderCytophaga/Flavobacterium-Gruppe,sowiedenGattungenPseudomonasundAlcaligeneszugeordnetwerden.Ihnenkommteinewichtige<br />

RollebeiderMineralisierungimsogenanntenMicrobialLoopzu(Plus<br />

17.10).KultiviertaufCasein-Pepton-Stärke-PlattenkannmanaufZellzahlenvon10<br />

2 –10 4 promlWasserschließen,derNachweisdurchDirektzählungnachFärbungmitDAPIergibt10<br />

4 –10 6 Zellenproml.DurchVerwendungbesserangepasster,magererKultivierungsmedienhatmanden<br />

AnteilderkultiviertenMikroorganismendeutlicherhöhenkönnen.<br />

EinTeilderorganischenSubstanzsinktzumGrunddesSeesabund<br />

wirddortzersetzt.DerAbbau im SedimentverbrauchtSauerstoffund<br />

führtzurBildungvonH 2 S,CH 4 undCO 2 (s.u.).BeihoherProduktivität<br />

einesSeeskanndiedurchdieAbbauprozessebedingteSauerstoffzehrung<br />

zuvölliganoxischenVerhältnissenimHypolimnionführen,inderenFolge<br />

H 2 S und CH 4 bis in das Metalimnion vorstoßen. Methan wird erst in<br />

GegenwartvonmolekularemSauerstoff,alsounmittelbaranderUntergrenzedesEpilimnions,wiederoxidert.DiemethanoxidierendenBakterienerfüllendamitals„Methanfilter“einewichtigeRolleinderEliminationdiesespotentenTreibhausgases,bevoresindieAtmosphäreeintreten<br />

kann.SchwefelwasserstoffhingegenkannbereitsimanoxischenHypolimniondurchNitratreduziereroderdurchanoxygenphototropheBakterienreoxidiertwerden,sofernLichthinreichenderQualitätundIntensität<br />

in dieseSchichtenvordringt.Mit dieserAktivität bilden dieSchwefelpurpurbakterienundGrünenSchwefelbakterieneinezweiteSchichtprimärerBiomasseproduktion(sekundärePrimärproduktion;Abb.17.10a).<br />

Plus17.10 MikrobielleAktivitätenimFreiwasser<br />

Die Limnologie hat sich anfangs fast ausschließlich mit der<br />

Bildung von Algenbiomasse, ihrer Abweidung und weiteren<br />

Verwertung durch das Zooplankton und durch Fische beschäftigt.Erstspätistdeutlichgeworden,dass<br />

Algenneben<br />

ihrer Zellmasse auch beträchtliche Mengen gelöster organischerSubstanzproduzierenundausscheiden.Diesewirdausschließlich<br />

von Bakterien genutzt, die ihrerseits wiederum<br />

vonProtozoen,v.a.Flagellaten,abgeweidetwerden(MicrobialLoop).AuchverschiedenepartikuläreNebenprodukteder<br />

Nahrungskette (Detritus) unterliegen nach enzymatischer<br />

Hydrolyse dem Abbau durch Bakterien. DetritusnahrungsketteundMicrobialLoopsinderstindenletzten20Jahren<br />

in ihrer Bedeutung erkannt worden. Immerhin kann bis zu<br />

50% des Elektronenflusses in einem Gewässer über diese<br />

beidenKanäleerfolgen.<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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