28.09.2014 Aufrufe

Allgemeine Mikrobiologie

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

606 19MikroorganismenimDienstedesMenschen:Biotechnologie<br />

19.4 ProduktionorganischerSäurendurchPilze<br />

MehrereorganischeSäurenwerdenimindustriellenMaßstabdurchPilze<br />

produziert.DieVorteilederVerwendungvonPilzenzurHerstellungvon<br />

Citronensäure,Itaconsäure,Gluconsäure,ÄpfelsäureundanderenSäuren<br />

wurdenschonfrüherkannt.SolassensichdiePilzez.B.leichtüberpreisgünstigeFiltrationenvonderFlüssigkeitabtrennen,währendzurAbtrennungvonBakterienleistungsfähigeZentrifugenundeinhoherEnergieaufwandnötigsind.<br />

19.4.1 PhysiologieundBiotechnologie<br />

DerPilzstoffwechselist strengoxidativ.Das bedeutetnicht,dass Pilze<br />

Kohlenhydrate nicht anaerob abbauen und vergären könnten (Hefegärung!).UnteranaerobenBedingungenerfolgtjedochkeinanhaltendes<br />

Wachstum und als Gärprodukte entstehen fast ausschließlich Ethanol<br />

oderMilchsäure.AndereorganischeSäurenwerdennurunteraeroben<br />

Bedingungensezerniert. Am natürlichen Standort der Pilze, im Boden,<br />

werdenIntermediärproduktekaumausgeschieden.<br />

BeiNahrungsmangelgewinnenPilzedurchvollständigeOxidationund<br />

Assimilation desSubstratseinMaximum anEnergieundZellsubstanz.<br />

DassimLaborundinderindustriellenPraxiszahlreicheStoffwechselprodukteausgeschiedenwerden,istaufdasÜberangebotanKohlenhydraten<br />

undeinehäufigdurchEntzugvonSpurenelementenverstärkteDesorganisationdesStoffwechselszurückzuführen.Pilzeverfügenüberein„starkes<br />

glykolytischesSystem”,d.h.beigenügendemSubstratangebotläuftdie<br />

GlykolysemithoherRateab,auchwenndieZwischenproduktedannoft<br />

nichtvollständigoxidiertsondernausgeschiedenwerden.Letztlichsind<br />

diemeisten„oxidativenGärungen“aufeineFehlregulationdesStoffwechsels<br />

zurückzuführen. An den Engpässen des Intermediärstoffwechsels<br />

stauensichIntermediärprodukte,dieentwederdirektodernachgeringfügigerVeränderungausgeschiedenwerden.InvielenFällengenügtes,<br />

ein essenzielles Spurenelement nicht zur Verfügung zu stellen, um<br />

einenPilzzurAnreicherungvonIntermediärproduktenimMediumzu<br />

veranlassen. Eine bemerkenswerte Wirkung hat dabei ein Mangel an<br />

Zink,Eisen,Mangan,KupfersowieMagnesium,KaliumundCalcium.<br />

Milchsäure wird hauptsächlich von Mucorales (Rhizopus nodosus,<br />

R.oryzae,R.arrhizus,R.nigricans)undanderenPhycomyceten(Allomyces,<br />

Saprolegnia, Blastocladiella) ausgeschieden. Bei diesen Organismen ist<br />

Milchsäure jedoch nie das einzige Stoffwechselprodukt, wie bei den<br />

homofermentativen Milchsäurebakterien. Neben Milchsäure entstehen<br />

geringeMengenFumarsäure,Bernsteinsäure,Äpfelsäure,Ameisensäure,<br />

EssigsäureundEthanol.EinemaximaleAusbeuteanMilchsäureerhält<br />

mannurinGegenwartvonSauerstoff.DaPilzekeinekomplexeNährlösungbenötigenundmitHarnstoffalsStickstoffquelleauskommen,bereitetdieAbtrennungderMilchsäureinbesondersreinerFormweniger<br />

SchwierigkeitenalsbeiderMilchsäuregärungdurchLactobacilli.<br />

Die Fumarsäureproduktion ist eine typische Eigenschaft mehrerer<br />

GattungenderMucorales(Mucor,Cunninghamella,Circinella,Rhizopus).<br />

GluconsäurewirdvonvielenAspergilliundPenicilliagebildet.DieProduktionberuhtaufderenzymatischenOxidationvonGlucosedurcheine<br />

vondenPilzeninsMediumausgeschiedeneGlucoseoxidase.Aspergillus<br />

nigerkanndabeiselbstin30–35%igenGlucoselösungenmithoherAusbeuteGluconsäureproduzieren,wenndieSäuredurchCalciumcarbonat<br />

neutralisiertwird.GlucoseoxidaseisteinEnzym,dasFADalsprostheti-<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!