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Allgemeine Mikrobiologie

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8 1DieMikroorganismen–einekurzeEinführung<br />

Plus1.2 DasPrinzipdes<br />

miniaturisiertenprokaryontischen<br />

Organismus<br />

Eubakterien und Archaebakterien haben offenbar<br />

ein ähnliches einfaches, aber erfolgreiches<br />

Organisationsprinzip beibehalten,<br />

dasdesminiaturisiertenprokaryontischen<br />

Organismus. Die DNA liegt als ringförmig<br />

geschlossener Strang im Cytoplasma vor.<br />

Dieses Bakterienchromosom ist viel kleiner<br />

unddieGene(500–8000)sindvielkompakterangeordnet(mitwenignichtcodierender<br />

DNA)alsbeitypischenEukaryonten;esenthält<br />

– „stromlinienförmig“ auf hohe Effektivität<br />

angelegt – die gesamte zur VermehrungderZellenotwendigeInformation.Histonähnliche<br />

Proteine und niedermolekulare<br />

Verbindungen sorgen für eine kompakte<br />

Verpackung; diese muss dennoch garantieren,dassdieineinerwachsendenBakterienzelle<br />

gleichzeitig ablaufende Transkription<br />

der Gene und die Replikation der DNA<br />

reibungslos funktionieren. Daneben können<br />

kleine ringförmig geschlossene DNA-Moleküle,sogenanntePlasmide,vorliegen.Diese<br />

enthalten zusätzliche genetische Information,sindaberunterLaborbedingungenentbehrlich.<br />

Die Vermehrung erfolgt durch Zweiteilung<br />

der Zelle. Die prokaryontische Zelle enthält<br />

keineOrganellen;dieUnterteilungderZelle<br />

in distinkte Räume fehlt in der Regel. Aber<br />

es gibt auch hier erste Hinweise auf ein<br />

ArtvonCytoskelett,freilichausabgewandelten<br />

Komponenten aufgebaut und weniger<br />

ausgeprägt als bei Eukaryonten. Die Ribosomensindklein<br />

(70S).Die Ribosomenund<br />

der Proteinsyntheseapparat sowie die prokaryontische<br />

Zellwand sind die AngriffspunktefürmehrereAntibiotika.(DieseAntibiotika<br />

wirken – wegen der genannten<br />

Unterschiede zu den Eubakterien – in der<br />

Regel nicht auf Archaebakterien, unter<br />

denen bisher auch keine pathogenen Arten<br />

bekannt geworden sind). Weitere Unterschiede<br />

zwischen den drei Reichen werden<br />

inKapitel2dargelegt.<br />

DieprokaryontischeFormistmorphologisch<br />

relativ wenig differenziert. Der Gestalt nach<br />

lassen sich nur wenige Formen unterscheiden,<br />

die sichdurchwegauf die Kugel sowie<br />

gerade und gekrümmte Zylinder als Grundformen<br />

zurückführen lassen. Dieser „Einförmigkeit“stehtabereinestoffwechselphysiologische<br />

Vielseitigkeit und Flexibilität sondergleichengegenüber.<br />

penhabenjedocheinenahegemeinsamestammesgeschichtlicheWurzel.<br />

DieProtistenimSinnevonHaeckellassensichdagegenaufgrundihrer<br />

ZellstrukturinzweischarfvoneinanderabgrenzbareGruppenunterteilen:<br />

DiehöherenProtistenähnelnbezüglichihresZellaufbausdenTierenund<br />

Pflanzen;siesindEukaryonten.ZuihnengehörendieAlgen,Pilzeund<br />

Protozoen.DieseMikroorganismenbildeneinenKosmosfürsich,mitvielenverschiedenenEntwicklungslinienimStammbaumderEukaryonten.<br />

AufdiesefaszinierendvielfältigenGruppenwirdteilweiseinKapitel3<br />

eingegangen.DieVirensindalsnichtzelluläreTeilchenallenOrganismen<br />

gegenüberzustellen.SiesindnochkleineralsBakterien(20nm–400nm)<br />

und können sich nicht selbst vermehren, sondern bedürfen lebender<br />

ZellenzuihrerVermehrung(Reproduktion).<br />

DieEukaryontenverfügenübereinenechtenKern.Dieserenthältden<br />

größtenTeildesGenomsdereukaryontischenZelle.DasGenomistauf<br />

einen Satz von Chromosomen verteilt, der nach Verdopplung durch<br />

einenalsMitosebezeichnetenVorganggetrenntwird.IndenChromosomenliegtdieDNAinAssoziationmitHistonenvor.Dieeukaryontische<br />

ZelleenthältOrganellen,wiedieMitochondrienund(beiPflanzen)die<br />

Chloroplasten;dieseenthalteneinenanderen,sehrkleinenTeildesGenoms,undzwarinFormringförmiggeschlossenerDNA-Moleküle.DanebengibtesweitereOrganellenwiedasEndoplasmatischeRetikulum.Die<br />

Ribosomensindgroß(80S).DenProkaryontenfehleneinvoneinerMembranumgebenerKernsowieOrganellen.DieseoffenkundigeGemeinsamkeit<br />

und die einfache mikroskopische Zellstruktur der Prokaryonten<br />

täuschtabereinenahephylogenetischeVerwandtschaftallerBakterien<br />

vor,dienichtexistiert,wiewirgleichsehenwerden.<br />

1.3.2 DiedreineuenReiche<br />

DerheutigeLeserkannsichkaumindieLagevonForschernbisvorwenigenJahrzehntenversetzen,diesichfürdieMannigfaltigkeit,dienatürlicheVerwandtschaftunddieEvolutionvonMikroorganismeninteressierten.<br />

Diese Themen waren Gegenstand kontroverser Spekulationen. Zu<br />

einemphylogenetischenStammbaumderProkaryontengelangteman<br />

erst,nachdemCarlWoeseabMitteder1970erJahredieRNAderRibosomen,dierRNA,einergroßenZahlvonBakterienisoliertunddieSequenz<br />

der Basen bestimmt hatte. Aus dem Grad der Ähnlichkeit der BasensequenzenverschiedenerProkaryontenließsichdieSchlussfolgerungziehen,dassalleLebeweseneinegemeinsameWurzelhabenunddasssich<br />

dieProkaryonten(synonymmitBakterien)frühinzweigroßeGruppen<br />

aufgespalten haben, die Eubakterien (oder Bacteria; nicht Bakterien!)<br />

und die Archaebakterien (oder Archaea). Diese beiden Reiche stehen<br />

gleichberechtigt neben dem Reich der Eukaryonten (oder Eukarya)<br />

(Abb.1.5).Manhatinzwischenvieleweiteremolekulareundstrukturelle<br />

Indizien,welchedieneueTheoriestützen.Esistsogarwahrscheinlich,<br />

dassdieArchaebakterienauseinergemeinsamenEntwicklungsliniemit<br />

denEukaryontenabzweigen.<br />

EinerseitshabenArchaebakterieneinegroßeÄhnlichkeitmitdenEukaryontenhinsichtlichderMolekularbiologiederZelle,beispielsweiseinder<br />

DNA-,RNA-und Proteinsynthese.Andererseitshaben Eubakterien und<br />

ArchaebakteriengroßeÄhnlichkeitenindermikroskopischenZellstruktur<br />

sowieimEnergie-undBaustoffwechsel(Plus1.2).<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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