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Allgemeine Mikrobiologie

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10.4AbbauvonLignin 293<br />

Streptomyceten,zumLigninabbauistbegrenztundbetriffteherdieletzten<br />

Stufen. Lösliche Ligninfragmente dürften dagegen von vielen Bakterien<br />

verwertet werden (Kap. 10.6.4). Lignin findet sich besonders<br />

im Holz (18–30 %). Es ist aus aromatischen Phenylpropaneinheiten<br />

(C 6 -C 3 -Körper) aufgebaut, die aus einem phenolischen Aromaten (C 6 )<br />

mit mindestens einer freien phenolischen OH-Gruppe und einem C 3 -<br />

AlkoholrestmitDoppelbindungbestehen.<br />

BeidiesenBausteinenhandeltessichumdieMonolignolep-Cumaryl-,<br />

Coniferyl-undSinapinalkohol,dieinverschiedenenPflanzeninunterschiedlichenMengenverhältnissenvorkommen(Abb.10.7).UmStruktur<br />

undProblemebeimAbbauvonLigninzuverstehen,machtmansicham<br />

bestenmitderungewöhnlichenSynthesevonLignindurchdiePflanzen<br />

bekannt(Plus10.5).<br />

PilzebauenLigninab,umdieCelluloseundHemicellulosen,dieihreeigentlichenWachstumssubstratedarstellen,verwertenzukönnen.Lignin<br />

alleinkannnichtalseinzigeC-undEnergiequelledienen.DanebenerschließtderLigninabbauauchinProteinengebundenenStickstoff.Pilze<br />

bildenimGegensatzzuBakterienHyphenaus,mitdenensiekomplexe<br />

Strukturen netzartig durchdringen können. Das Wachstumssubstrat<br />

kann dabei erst einmal weit entfernt von den Hyphenspitzen liegen.<br />

Plus10.5 Radikalische<br />

PolymerisationbeiderLigninsynthese<br />

Bei der Synthese des Lignins in Pflanzen<br />

werden die Phenylpropaneinheiten mithilfe<br />

von Sauerstoff radikalisch zu einem dreidimensionalen<br />

Riesenmolekül mit undefinierter<br />

Struktur polymerisiert. Durch EntzugeinesH-Atomsreagiertdasentstehende<br />

Substratradikal entsprechend seinen mesomeren<br />

Grenzstrukturen vor allem mit der<br />

Doppelbindung und der phenolischen OH-<br />

Gruppe wahllos und spontan mit dem<br />

nächstgelegenen Baustein unter Ausbildung<br />

einerBindung.DieinGanggesetzteKettenreaktion<br />

setzt sich in alle Raumrichtungen<br />

fort, bis kein geeignetes Substrat mehr in<br />

der Nähe ist. Die entstehenden Bindungen<br />

(b-O-4-Ether-, C-C- und Biarylbindungen)<br />

sind chemisch enorm stabil. Lignin ist eng<br />

mitCelluloseundHemicellulosendersekundären<br />

Pflanzenzellwand verknüpft (inkrustiert,<br />

Lignocellulose). Diese Verholzung bedingt<br />

die Widerstandsfähigkeit, Elastizität<br />

undDruckfestigkeitvonHolz.<br />

Abb.10.8 LigninolytischesSystemeinesWeißfäulepilzes.UmLigninabbauenzukönnen,exkretiertderPilzsowohlEnzymealsauchMoleküle,bei<br />

derenOxidation H 2 O 2 entsteht, das wiederumfür<br />

den Abbau von Lignin benötigt wird. Der Abbau<br />

verläuft über Radikalkationen, die spontan zerfallen.<br />

Die entstehenden Produkte (Alkohole und<br />

Aldehyde) werden zum Teil vom Pilz aufgenommenoderdienendenextrazellulärenOxidasenals<br />

Substrat,wiez.B.Glykolaldehyd(sieheauchText).<br />

Aus Fuchs, G. : <strong>Allgemeine</strong> <strong>Mikrobiologie</strong> (ISBN 978-313-444608-1) © Georg Thieme Verlag KG 2007<br />

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