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Didaktische Konzepte und Veranschaulichungsmittel zum - BSCW

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Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Doris Vogel-Müller<br />

Masterarbeit<br />

2.5 Blindendidaktischer Bezug<br />

Ein blindes Kind erfährt seine Umgebung - auf Gr<strong>und</strong> des Fehlens der visuellen Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

einer eingeschränkten Mobilität - anders als ein sehendes Kind. Im Lehrplan von Bayern ist zu lesen:<br />

„Aufgabe des Mathematikunterrichts der Gr<strong>und</strong>schulstufe ist es, an diese individuellen Kenntnisse an-<br />

zuknüpfen <strong>und</strong> sie systematisch zu erweitern“ (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht <strong>und</strong> Kultus,<br />

2001, S. 52). Und weiter sind die Verfasser überzeugt, dass die Lerninhalte des Mathematikunterrichts<br />

der Gr<strong>und</strong>schulstufe in hohem Masse geeignet sind, gr<strong>und</strong>legende Fähigkeiten zu entwickeln <strong>und</strong> zu<br />

fördern (vgl. ebd.).<br />

2.5.1 Auswirkung der Sehschädigung auf die Lernprozesse in Mathematik<br />

Zwar besagen die meisten Studien, dass die mathematischen Entwicklungsphasen ähnlich verlaufen,<br />

jedoch können sich Unterschiede „... im zeitlichen Verlauf bemerkbar machen, da sich Begriffe <strong>und</strong> Fer-<br />

tigkeiten früher oder später entwickeln können <strong>und</strong> die Quantität <strong>und</strong> Qualität der Sinneserfassungen<br />

jedes Einzelnen variieren“ (Csocsán et al., 2002, S. 7). Für den Unterricht mit blinden Lernenden gilt es<br />

die verschiedenen Wahrnehmungsmöglichkeiten der Kinder zu eruieren <strong>und</strong> zu schulen. Das ermöglicht<br />

ihnen zu Vorstellungen zu kommen. Aber die „Art <strong>und</strong> Weise, wie blinde Kinder Vorstellungen <strong>und</strong> Beg-<br />

riffe entwickeln, könnte in Gr<strong>und</strong>schulen <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>arstufen Schwierigkeiten in Mathematik verursa-<br />

chen“ (ebd.). Hahn erklärt, dass es Aufgabe des Mathematikunterrichts sei, den blinden Lernenden zu-<br />

nächst unanschauliche Dinge „...wie Menge, Zahl, Raum, Form begrifflich zu vergegenwärtigen <strong>und</strong> zu<br />

veranschaulichen“ (Hahn, 2006, S. 10). Er sagt, dass die haptische <strong>und</strong> auditive Wahrnehmung hierbei<br />

die zentrale Rolle übernimmt (vgl. ebd.). Csocsán et al. präzisieren: „Blinde <strong>und</strong> hochgradig sehbehin-<br />

derte Kinder bekommen die meisten Impulse zu Mengen- <strong>und</strong> Zahlerfahrungen durch das Gehör <strong>und</strong><br />

Tasten. Beide Sinnesorgane erlauben nur begrenzte Möglichkeiten, mehrere Elemente einer Menge<br />

simultan zu erfahren“ (2001, S. 296).<br />

Das Fach Mathematik, darin sind sich die Fachleute einig, ist „...eines der am schwierigsten zu unter-<br />

richtenden Fächer“ (Hahn, 2006, S. 10). Weiter meint Hahn: „Innerhalb der Blindenpädagogik stellt die<br />

mathematische Gr<strong>und</strong>bildung blinder Kinder <strong>und</strong> Jugendlicher eine komplexe <strong>und</strong> anspruchsvolle Her-<br />

ausforderung dar. Dies gilt sowohl für die Begriffsbildungsprozesse im arithmetischen <strong>und</strong> sachorientier-<br />

ten, als auch im besonderen Masse im geometrischen Bereich“ (ebd.).<br />

2.5.2 Zahlerfahrungen blinder Kinder<br />

Blinde Kinder verfügen wie sehende über den Zahlensinn <strong>und</strong> über Sprache (Erwerb der Zahlwortreihe).<br />

Csocsán <strong>und</strong> weitere Mitarbeitende haben eine Vielzahl blinder Kinder mit unterschiedlichen Aufgaben-<br />

stellungen konfrontiert, welche direkt für blinde Kinder entwickelt wurden. Sie konnten dabei unter-<br />

schiedliche Vorgehensweisen bezüglich des Umgangs mit Zahlen beobachten. Diese weisen auf ver-<br />

schiedene Stadien auf dem Weg <strong>zum</strong> Verständnis des Zahlbegriffs hin. Fest steht aber, dass blinde<br />

Kinder den Zahlbegriff insgesamt ein wenig langsamer entwickeln als sehende Kinder. Blinde Kinder<br />

erfahren die Zahlen zunächst ausschliesslich als Zahlwörter, dann als Ausdehnung (Extent), anschlies-<br />

send als Position in einer Reihe <strong>und</strong> schliesslich als gruppierte <strong>und</strong> strukturierte Einheit (vgl. Csocsán et<br />

al. 2001, S. 31).<br />

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