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Didaktische Konzepte und Veranschaulichungsmittel zum - BSCW

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Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Doris Vogel-Müller<br />

Masterarbeit<br />

2.5.5 Kompensationen <strong>und</strong> Anpassungen<br />

In der Blindenbildung „...war <strong>und</strong> ist die Suche nach geeigneten Möglichkeiten des Lehrens <strong>und</strong> Lernens<br />

beim Wegfall des Sehens“ ein übergeordnetes Ziel (Hofer, 2008a, S. 107). Im Unterricht mit blinden<br />

Kindern sind aufgr<strong>und</strong> der fehlenden visuellen Wahrnehmungsfähigkeit zahlreiche Adaptionen notwen-<br />

dig. So wurden <strong>und</strong> werden viele Lehr- <strong>und</strong> Lernmaterialien medial adaptiert oder neu kreiert. Hofer<br />

schreibt weiter: „Es gehört zur didaktischen Verantwortung, Lerninhalte an die gegebenen sinnlichen<br />

Voraussetzungen zu adaptieren, sprich taktil oder auditiv vermittel- <strong>und</strong> verstehbar zu machen“ (ebd.).<br />

Hofer empfiehlt, dass Wahrnehmungsförderung im Unterricht individuell, handlungsorientiert, multimodal<br />

<strong>und</strong> mit der Unterstützung von passenden Medien durchgeführt werden soll (vgl. Hofer, 2008a, S. 210).<br />

2.5.5.1 Taktile Anpassungen<br />

Das Ertasten von Gegenständen oder Darstellungen kann eine Möglichkeit sein, den fehlenden Ge-<br />

sichtssinn zu kompensieren <strong>und</strong> die Umwelt begreifbar zu machen. Beinhalten kann das<br />

� auf der enaktiven Ebene (konkrete Handlung) tastbare Gegenstände (3D). Das kann das Objekt<br />

selbst sein oder dessen verkleinerte Nachbildung.<br />

� auf der ikonischen Ebene (bildhafte Darstellungen) tastbare Abbildungen (2D). Das sind bildli-<br />

che Darstellungen von Objekten, also Reliefdarstellungen.<br />

� auf der symbolischen Ebene (formale Abstraktion) tastbare Erhebungen (2D). Das können tast-<br />

bare Pläne, Grafiken oder Schriften wie z.B. die Brailleschrift 13 sein.<br />

Ob haptisch wahrnehmbare Darstellungen aber vergleichbare Vorstellungen ermöglichen können, ist<br />

unsicher <strong>und</strong> löste immer wieder Streitgespräche unter Fachpersonen aus. Oft helfen zusätzliche kogni-<br />

tive Kompensationen (vgl. Hofer, 2008a, S. 109). Fritz Hohn erläutert einleuchtend, welche Leistungen<br />

beim Ertasten erbracht werden müssen:<br />

Da Blinde über eine kleinere Übersicht verfügen, müssen sie versuchen, die vielen im synthetischen Verfahren<br />

mühsam ertasteten <strong>und</strong> im Vergleich mit einem „Überblick“ Sehender wenig aussagekräftigen <strong>und</strong> losgelösten<br />

Einzelwahrnehmungen mit viel Geduld <strong>und</strong> Phantasie zu einem sinnvollen <strong>und</strong> zusammenhängenden Ganzen<br />

zu verknüpfen. Ist dies geschehen, werden die Blinden feststellen, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner<br />

Einzelteile. (Hohn, o. J. S. 3)<br />

2.5.5.2 Auditive Anpassungen<br />

Die Teilhabe am mündlichen Unterricht braucht keine Anpassungen, solange dieser rein auditiv erfolgt.<br />

Durch mündliche Beschreibungen oder Aufgabenstellungen können Anpassungen erfolgen.<br />

Auditive Anpassungen erhalten mit den elektronischen Medien <strong>und</strong> Hilfsmitteln eine riesige Bedeutung.<br />

Diese Technologien werden dauernd verbessert <strong>und</strong> erweitert. Als heute genutzte Technologien sind<br />

hier die Screenreader 14 <strong>und</strong> Daisy 15 für den PC, Geräte zur Sprachwiedergabe (Tonband, MP3 Player<br />

usw.), Sprachnotizgeräte <strong>und</strong> verschiedene Gebrauchsgegenstände mit Sprachausgabe (Taschenrech-<br />

ner, Lesegerät, Farbleser usw.) zu nennen (vgl. Hofer, 2008a, S. 110).<br />

13<br />

Bei der Brailleschrift (auch Punktschrift oder Blindenschrift genannt) bilden sechs Punkte das Raster für die Punkte-<br />

Kombinationen, mit denen Buchstaben oder Ziffern dargestellt werden. Die Punkte sind erhaben, damit sie mit den Fingerspitzen<br />

abgetastet werden können. Für die Brailleschrift am Computer werden acht Punkte verwendet. Somit sind mehr Kombinationen<br />

möglich.<br />

14<br />

Das ist eine Software für ein Bildschirmleseprogramm. Systeminformationen des PCs, Internetseiten oder Dokumente können<br />

damit von der Sprachausgabe gelesen werden.<br />

15<br />

DAISY (Digital Accessible Information System) ist der Name eines weltweiten Standards für navigierbare <strong>und</strong> barrierefrei zugängliche<br />

Multimedia-Dokumente. Es können Dokumente auf dem PC oder Hörbücher gezielt abgesucht oder markiert werden.<br />

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