Didaktische Konzepte und Veranschaulichungsmittel zum - BSCW
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Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Doris Vogel-Müller<br />
Masterarbeit<br />
enden beidseits unterschiedlich sind, können somit mit einem Stift 16 verschiedene Symbole gesetzt<br />
werden. Die Taylor-Tafel war stark verbreitet bis in die 1970er Jahre (vgl. Hahn, 2006, S. 41f.).<br />
Die Schleussner-Rechentafel ist ein Brett mit beweglichen Metallstiften mit vollständigen Braille-Zeichen<br />
<strong>und</strong> nur den oberen 4 Positionen in Reihen <strong>und</strong> Spalten. Mit einem Griffel werden die Messingstifte von<br />
der einen Seite auf die andere gedrückt. Von einem Braillezeichen drückt man alle überflüssigen Stifte<br />
weg, damit man die gewünschte Ziffer erhält. Diese Tafel wurde bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhun-<br />
derts gebraucht.<br />
Die Brailleschrift 30 verbreitete sich ab der 2. Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts eher zögerlich. Bereits zu Be-<br />
ginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. erkannte man, dass die herkömmliche Brailleschrift nur in sehr begrenztem<br />
Masse in der Mathematik eingesetzt werden konnte, da es nur Ziffern <strong>und</strong> wichtigste Operatoren gab.<br />
Es entstand die Marburger Mathematikschrift (1. Version 1930) ab 1955. Die Marburger Mathematik-<br />
schrift enthält erweiterte Symbolkombinationen, beinhaltet aber einige Unzulänglichkeiten, wie das Lan-<br />
desinstitut für Schulentwicklung Baden-Württemberg betont: „Ausserdem weist die Ziffern- <strong>und</strong> Rechen-<br />
zeichenschreibweise der Brailleschrift eine hohe Buchstabenähnlichkeit auf. Zudem ist die Verwechs-<br />
lungsgefahr der einzelnen Ziffern aufgr<strong>und</strong> ihrer grösseren Ähnlichkeit im Vergleich zu Schwarzschrift<br />
erhöht“ (LIS, 2011, S.3). Sie wurde <strong>und</strong> wird immer noch in mathematischen Lehrbüchern <strong>und</strong> im schuli-<br />
schen Mathematikunterricht eingesetzt. Somit setzten sich diejenigen Mittel, mit denen die Braillesymbo-<br />
le unmittelbar geschrieben werden können immer mehr durch.<br />
Das Punktschriftrechnen mit Punktschrifttafel ist eine Methode, bei der von Hand mit dem Stichel die<br />
Braillezeichen spiegelverkehrt auf der Rückseite des Papiers eingedrückt werden. Die Braille-<br />
Schreibmaschine erleichterte dies. Jeder Braillepunkt hat eine eigene Taste. Die Punkte werden über<br />
die gemeinsam zu drückenden Tasten direkt von unten ins Papier gestanzt. Damit entfällt das Drehen<br />
des Blattes <strong>und</strong> es kann leicht nachgelesen werden, was geschrieben wurde. Die Braille-<br />
Schreibmaschine verbreitete sich schnell.<br />
Mit Einzug von Computern musste das Rechnen auf dem Computer möglich werden. Seit Ende der<br />
1970er Jahren gibt es Blindenschrift-Ausgabegeräte am PC, auf denen eine 8-Punktschrift (Eurobraille)<br />
verwendet wird. Für Blinde sind die Braillezeile 31 <strong>und</strong> die Sprachausgabe die Ausgabegeräte, den Bild-<br />
schirm bräuchte es gar nicht. Der Computer ist heute nicht mehr aus den Klassenzimmern wegzuden-<br />
ken.<br />
Der sprechende Taschenrechner ist speziell auf die Bedürfnisse von Sehgeschädigten abgestimmt. Alle<br />
Zahlen <strong>und</strong> Rechenbefehle wie z.B. Plus, Minus <strong>und</strong> Prozent werden sprachlich wiedergegeben. Heute<br />
ist er ein beliebtes Mittel um Operationen zu lösen. Wann der erste sprechende Taschenrechner in Blin-<br />
denschulen <strong>zum</strong> Einsatz kam, ist bei meinen Recherchen nicht ersichtlich.<br />
30 Der Franzose Louis Braille (1809 - 1852) war der Erfinder der nach ihm benannten Punktschrift. Er war selber blind. Allgemein<br />
gilt 1825 als Entstehungsjahr der Schrift. Die Brailleschrift ist bis heute die einzige wirkliche Schrift geblieben, mit der Blinde<br />
selbstständig lesen können. Vgl. auch Kap. 2.5.5.1.<br />
31 Die Braillezeile ist ein Computer-Ausgabegerät für Blinde, das Zeichen in Brailleschrift darstellt.<br />
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