Didaktische Konzepte und Veranschaulichungsmittel zum - BSCW
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Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Doris Vogel-Müller<br />
Masterarbeit<br />
2.6 Materialkriterien für <strong>Veranschaulichungsmittel</strong> im Blindenunterricht<br />
Laut der in Kapitel 2.3.2 erwähnten kognitiven Entwicklungstheorie nach Piaget entstehen formale Ope-<br />
rationen über verinnerlichte Handlungen. Damit hat die handelnde Auseinandersetzung mit dem Veran-<br />
schaulichungsmittel grosse Bedeutung. <strong>Veranschaulichungsmittel</strong> unterstützen den Lernprozess <strong>und</strong><br />
fordern die Kinder <strong>zum</strong> handelnden Umgang mit ihm auf. Zudem erleichtern sie das Begreifen, fördern<br />
das Behalten <strong>und</strong> bieten deshalb Hilfe bei der Verinnerlichung des Lerngegenstandes (vgl. Csocsán et<br />
al. 2001, S. 298f.). Anders formuliert sollen <strong>Veranschaulichungsmittel</strong> dabei helfen, von konkreten Hand-<br />
lungen zu „handelnden Anschauungen“ zu gelangen, das heisst den Transfer zwischen der enaktiven,<br />
der ikonischen <strong>und</strong> der symbolischen Ebene zu erleichtern.<br />
Weiter empfehlen Csocsán et al: „Die Wahl der Arbeitsmittel darf nicht willkürlich geschehen, sondern<br />
sollte auf der Gr<strong>und</strong>lage von mathematisch-didaktischen <strong>und</strong> sehbehindertenspezifischen Kriterien ge-<br />
schehen“ (ebd.). Wichtig bei blinden Kindern ist der Zugang <strong>zum</strong> Material über verschiedene Sinne.<br />
Eine besondere Bedeutung kommt dem Tastsinn zu. Doch ist auch das Lernen über alle anderen Sinne,<br />
besonders über den akustischen Sinn, zu berücksichtigen. In Anlehnung an verschiedene Autoren (Ra-<br />
datz, Wittmann <strong>und</strong> weitere) stellen Csocsán et al. einen Katalog von achtzehn Kriterien zusammen,<br />
welchen sie in didaktische, spezifische, unterrichtsorganisatorische <strong>und</strong> ökologische Kriterien unterteilen<br />
(vgl. ebd.). Lang betont, dass der Einsatz von <strong>Veranschaulichungsmittel</strong>n immer von den konkreten<br />
vorherrschenden Bedingungen abhängt. Zu berücksichtigen sind seiner Meinung nach Lernvorausset-<br />
zungen der Kinder, Klassenstufe oder Schulart. Jedoch lassen sich übergeordnete Kategorien aufstellen<br />
(vgl. Lang, 2011b, S. 71ff.). Diese acht Fragen zur Beurteilung von <strong>Veranschaulichungsmittel</strong>n formuliert<br />
Lang folgendermassen:<br />
� Erlaubt das Material zählendes Rechnen <strong>und</strong> gleichzeitig die simultane Mengenerfassung bzw.<br />
die strukturierte Erfassung grösserer Anzahlen?<br />
� Ermöglicht das Material die (eigenständige) Entwicklung von Rechenstrategien?<br />
� Kann das Material für verschiedene Sachverhalte verwendet werden? Existiert für das Material<br />
beispielsweise eine Fortsetzung für grössere Zahlenräume?<br />
� Sind die mit dem Material durchgeführten Handlungen bildhaft darstellbar?<br />
� Ist das Material von Kindern leicht handhabbar <strong>und</strong> unter Alltagsbedingungen haltbar?<br />
� Kann das Material schnell bereitgestellt bzw. weggeräumt werden?<br />
� Ist eine ästhetische Qualität gegeben?<br />
� Ist das Material aus Naturprodukten bzw. ges<strong>und</strong>heitlich unbedenklichen Stoffen hergestellt?<br />
(vgl. ebd.)<br />
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