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Didaktische Konzepte und Veranschaulichungsmittel zum - BSCW

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Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich Doris Vogel-Müller<br />

Masterarbeit<br />

wie Krause eindrücklich schilderte: „Den Ausgangspunkt beim Flechten bildet die Zahl. Das Flechtblatt<br />

ist eine Art Zählmaschine, ein Zahlenanschauungsapparat <strong>und</strong> zwar der zweckmässigste (...), den die<br />

Kinder stets selbst handhaben <strong>und</strong> dadurch unverlierbare Zahleneindrücke gewinnen" (Krause; zitiert<br />

nach Hahn, 2006, S. 216). Die mathematische Bildung erfolgte also nicht nur im Rechenunterricht, son-<br />

dern zusätzlich in Fächern wie Fröbelunterricht, Formen, Zeichnen oder Raumlehre <strong>und</strong> in realen Be-<br />

gegnungen mit Lernfeldern. Noch in den 1960er Jahren wurde Fröbelunterricht als eigenständiges Fach<br />

in Blindenschulen betrieben.<br />

Der Einfluss reformpädagogischer Ideen in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts war auch<br />

in Blindenschulen beobachtbar. Jedoch war er nicht so stark wie in den Volksschulen, weil in den Blin-<br />

denschulen schon seit den Anfängen notwendigerweise viel Anschauung <strong>und</strong> Selbsttätigkeit stattfand.<br />

Die Anschauung als F<strong>und</strong>ament bestimmt weitgehend den Blindenunterricht bis in die Gegenwart.<br />

Jede Blindenschule hatte ihre eigenen <strong>Konzepte</strong>. Bender <strong>und</strong> weitere Blindenpädagogen versuchten um<br />

1960 den Blickwinkel aus lernentwicklungspsychologischer Sicht zu erweitern. Sie wollten einen domi-<br />

nanten Alltagsbezug des Mathematikunterrichts herstellen, mit reichlichen Erlebnissen <strong>und</strong> Einbettung in<br />

die anderen Fächer, damit das Kind das Rechnen in verschiedenen Lebenssituationen anwenden konn-<br />

te. Seit den 1970er Jahren wurde die Mathematikdidaktik durch die Neue Mathematik beeinflusst. Es<br />

wurden blindengemässe Adaptionen von Lehr- <strong>und</strong> <strong>Veranschaulichungsmittel</strong>n produziert. Kritische<br />

Stimmen wurden laut, welche vor einer unkritischen Übertragung allgemeiner Entwicklungen in die Blin-<br />

denschulen warnten (vgl. Hahn, 2006, S. 134). Vor allem ist bis heute „...das Problem, ein geeignetes<br />

Lehrbuch für Blinde zusammenzustellen“ nicht befriedigend gelöst (Marci; zitiert nach Hahn, 2006, S.<br />

138). Neben einer inhaltlichen Neuorientierung kam zeitgleich eine Verdichtung des Lernstoffes dazu.<br />

„Der Schwerpunkt lag nunmehr auf funktionalem <strong>und</strong> abbildungsorientiertem Denken <strong>und</strong> Veranschauli-<br />

chen“ (Hahn, 2006, S. 243). Garbe forderte schon früher, dass nicht einfach die Richtlinien der Volks-<br />

schule übernommen werden dürften, sondern dass es Aufgabe der Blindenschulen sei, die Eigenarten<br />

des Blindenunterrichts zu behalten (vgl. Hahn, 2006, S. 228).<br />

Zur Kategorie Verbalisieren von Vorgängen finde ich bei Beyer verschiedene Aussagen. Sie meint: „Die<br />

Verbalisierung von Vorgängen ist eine wichtige Lerntechnik <strong>und</strong> Voraussetzung gegenseitigen Ver-<br />

ständnisses“ (Beyer, 2008, S. 93). Weiter sagt sie, dass Sprache zudem die Möglichkeit bietet, nicht<br />

sinnlich Erlebbares zu beschreiben.<br />

Die verschiedenen Repräsentationsebenen: enaktiv, ikonisch, symbolisch (E-I-S) <strong>und</strong> Bedeutung der<br />

auf- <strong>und</strong> absteigenden Linie erwähnte Heller bereits 1882 „... die Lückenhaftigkeit der aufsteigenden<br />

Reihe begründet eine Verkümmerung geistiger Bildung...“ (Heller, 2001, S.54). Diese Linie wurde nicht<br />

als Einbahnstrasse von den Handlungen über die Bilder zu den Symbolen aufgefasst, sondern auch in<br />

umgekehrter Reihe verfolgt. Heute wird wieder ein <strong>und</strong> derselbe mathematische Inhalt auf verschiede-<br />

nen Repräsentationsebenen dargestellt. In den Unterrichtshinweisen des Landesinstituts für Schulent-<br />

wicklung Baden-Württemberg finde ich: „Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt es, den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern visuelle<br />

Darstellungen durch Realsituationen nahe zu bringen, diese zu adaptieren oder anderweitig sinnvoll zu<br />

ersetzen“ (LIS, 2011, S. 2).<br />

Heller erklärte 1892, dass Tätigkeiten „... dem Lebenskreise des Schülers entnommen werden...“ (Hel-<br />

ler, 2001, S. 59). Genauso sagte Messner 1899, dass die Kinder möglichst bei der Auswahl der Re-<br />

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