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Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie

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Ω 14 Zins<br />

Zins. Arbeitsbedingungen als Kapital.<br />

Der Zins an sich drückt gerade das Dasein <strong>der</strong> Arbeits<br />

bedingungen als Kapital, in ihrem gesellschaftlichen<br />

Gegensatz <strong>zur</strong> Arbeit, und in ihrer<br />

Verwandlung in persönliche Mächte gegenüber<br />

<strong>der</strong> Arbeit und über die Arbeit aus. Er stellt das<br />

bloße Kapitaleigentum dar als Mittel, sich Produkte<br />

frem<strong>der</strong> Arbeit anzueignen. Aber er stellt<br />

diesen Charakter des Kapitals dar als etwas, das<br />

ihm außerhalb des Produktionsprozesses zukommt<br />

und das keineswegs das Resultat <strong>der</strong><br />

spezifisch kapitalistischen Bestimmtheit dieses<br />

Produktionsprozesses selbst ist. Er stellt es dar,<br />

nicht in direktem Gegensatz <strong>zur</strong> Arbeit, son<strong>der</strong>n<br />

umgekehrt, ohne Verhältnis <strong>zur</strong> Arbeit und<br />

als bloßes Verhältnis eines Kapitalisten zum<br />

an<strong>der</strong>en, als eine dem Verhältnis des Kapitals<br />

<strong>zur</strong> Arbeit selbst äußerliche und gleichgültige<br />

Bestimmung. In dem Zins also, in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

Gestalt des Profits, worin sich <strong>der</strong> gegensätzliche<br />

Charakter des Kapitals einen selbständigen<br />

Ausdruck gibt, gibt er sich ihn so, daß dieser<br />

Gegensatz darin völlig ausgelöscht ist und<br />

ganz von ihm abstrahiert wird. Der Zins ist ein<br />

Verhältnis zwischen zwei Kapitalisten, nicht zwischen<br />

Kapitalist und Arbeiter.<br />

· Andrerseits gibt diese Form des Zinses dem an<strong>der</strong>en<br />

Teil des Profits die qualitative Form des<br />

Unternehmergewinns, weiter des Aufsichtslohns.<br />

Die beson<strong>der</strong>en Funktionen, die <strong>der</strong> Kapitalist als<br />

Aufseher zu verrichten hat, und die ihm gerade<br />

im Unterschied von und im Gegensatz zu den<br />

Arbeitern zukommen, werden als bloße Arbeitsfunktionen<br />

dargestellt. Er schafft Mehrwert,<br />

nicht weil er als Kapitalist arbeitet, son<strong>der</strong>n weil<br />

er, abgesehen von seiner Eigenschaft als Kapitalist,<br />

auch arbeitet. Dieser Teil des Mehr werts<br />

ist also gar nicht mehr Mehrwert, son<strong>der</strong>n sein<br />

Gegenteil, Äquivalent für vollbrachte Arbeit. Da<br />

<strong>der</strong> entfremdete Charakter des Kapi tals, sein<br />

Ge gen satz <strong>zur</strong> Arbeit, jenseits des wirklichen<br />

Exploita tionsprozesses verlegt wird, nämlich ins<br />

zinstragende Kapital, so erscheint dieser Exploitationsprozeß<br />

selbst als ein bloßer Arbeits prozeß,<br />

wo <strong>der</strong> fungierende Kapitalist nur an<strong>der</strong>e<br />

Arbeit verrichtet als <strong>der</strong> Arbeiter. So daß die<br />

Arbeit des Exploitierens [<strong>der</strong> Aneignung des<br />

Mehrwerts] und die exploitierte Arbeit [erzwungene<br />

Mehrarbeit], beide als Arbeit, identisch sind.<br />

Die Arbeit des Exploitierens ist eben sogut Arbeit,<br />

wie die Arbeit, die exploitiert wird. Auf den Zins<br />

fällt die gesellschaftliche Form des Kapitals, aber<br />

in einer neutralen und indifferenten Form ausgedrückt;<br />

auf den Unter neh mergewinn fällt die ökonomische<br />

Funk tion des Kapitals, aber von dem<br />

bestimmten, kapita listischen Charakter dieser<br />

Funktion abstrahiert.<br />

Ω<br />

Ω 14 Zins<br />

Zinsrate. Zinsfuß.<br />

Um die Durchschnittsrate des Zinses zu finden, ist<br />

1. <strong>der</strong> Durchschnitt des Zinsfußes während seiner<br />

Variationen in den großen industriellen<br />

Zyklen zu berechnen;<br />

2. <strong>der</strong> Zinsfuß in solchen Anlagen, wo Kapital für<br />

längere Zeit ausgeliehen wird.<br />

· Die in einem Lande herrschende Durchschnittsrate<br />

des Zinses – im Unterschied zu den beständig<br />

schwankenden Marktraten – ist durch kein<br />

Gesetz bestimmbar. Es gibt in dieser Art keine<br />

natürliche Rate des Zinses.<br />

Der Zinsfuß verhält sich <strong>zur</strong> Profitrate ähnlich wie<br />

<strong>der</strong> Marktpreis <strong>der</strong> Ware zu ihrem Wert. Soweit<br />

<strong>der</strong> Zinsfuß durch die Profitrate bestimmt ist, ist<br />

es stets durch die allgemeine Profitrate, nicht<br />

durch die spezifischen Profitraten, die in beson<strong>der</strong>en<br />

Industriezweigen herrschen mögen, und<br />

noch weniger durch den Extraprofit, den <strong>der</strong> einzelne<br />

Kapitalist in einer beson<strong>der</strong>en Geschäftssphäre<br />

machen mag. Die allgemeine Profitrate<br />

erscheint daher als empirisches, gegebenes<br />

Faktum wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Durchschnittszinsrate, obgleich<br />

die letztere kein reiner o<strong>der</strong> zuverlässiger<br />

Ausdruck <strong>der</strong> ersteren.<br />

· Es ist zwar richtig, daß die Zinsrate selbst, je<br />

nach den Klassen <strong>der</strong> von den Borgern gegebenen<br />

Sicherheiten und nach <strong>der</strong> Zeitdauer <strong>der</strong> Anleihe<br />

beständig verschieden ist; aber für jede dieser<br />

Klassen ist sie in einem gegebenen Moment<br />

uni form. Dieser Unterschied beeinträchtigt nicht<br />

die fixe und uniforme Gestalt des Zinsfußes.<br />

· Der mittlere Zinsfuß erscheint in jedem Lande<br />

[Nationalstaat] für längere Epochen als konstante<br />

Größe, weil die allgemeine Profitrate – trotz des<br />

beständigen Wechsels <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Profitraten,<br />

wo aber <strong>der</strong>en Wechsel in einer Sphäre<br />

sich durch einen entgegengesetzten in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

ausgleicht – nur in längeren Epochen wechselt.<br />

Und ihre relative Konstanz erscheint eben in<br />

diesem mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> konstanten Charakter<br />

des mittleren Zinsfußes.<br />

· Was aber die beständig fluktuierende Marktrate<br />

des Zinses betrifft, so ist sie in jedem Moment<br />

als fixe Größe gegeben, wie <strong>der</strong> Marktpreis <strong>der</strong><br />

Waren, weil auf dem Geldmarkt beständig alles<br />

leihbare Kapital als Gesamtmasse dem fungierenden<br />

Kapital gegenübersteht, also das Verhältnis<br />

des Angebots von leihbarem Kapital auf <strong>der</strong><br />

einen Seite, die Nachfrage danach auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

den jedesmaligen Marktstand des Zinses<br />

entscheidet. Dies ist um so mehr <strong>der</strong> Fall, je<br />

mehr die Entwicklung und damit verbundene<br />

Konzentration des Kreditwesens dem leihbaren<br />

Kapital einen allgemein gesellschaftlichen Charakter<br />

gibt und es auf einmal, gleichzeitig, auf<br />

den Geldmarkt wirft. Dagegen existiert die allgemeine<br />

Profitrate beständig nur als Tendenz,<br />

Ω Ω<br />

102 29. Okt. 2014, 12:22 Uhr

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