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Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie

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Ω 15 [Weitere Kategorien]<br />

Ω Wucherkapital [cont.2]<br />

Kleinbauern, völlig ruiniert hatte, fand diese<br />

Form <strong>der</strong> Ausbeutung ein Ende. Die reine<br />

Sklaven wirtschaft ( Latifundien) trat an die Stelle<br />

<strong>der</strong> kleinbürgerlichen.<br />

· Unter <strong>der</strong> Form des Zinses kann hier vom<br />

Wucherer aller Überschuß über die notdürftigsten<br />

Subsistenzmittel (den Betrag des späteren<br />

Arbeitslohns) <strong>der</strong> Produzenten verschlungen werden<br />

(was später als Profit und Bodenrente erscheint),<br />

und es ist daher höchst abgeschmackt,<br />

die Höhe dieses Zinses da, wo er, mit Ausnahme<br />

dessen, was dem Staat zukommt, allen Mehrwert<br />

sich aneignet, zu vergleichen mit <strong>der</strong> Höhe des<br />

mo<strong>der</strong>nen Zinsfußes, wo <strong>der</strong> Zins, wenigstens<br />

<strong>der</strong> normale, nur einen Teil dieses Mehrwerts<br />

bildet. Es wird dabei vergessen, daß <strong>der</strong> Lohnarbeiter<br />

dem Kapitalisten, <strong>der</strong> ihn anwendet,<br />

Profit, Zins und Grundrente, kurz den gesamten<br />

Mehrwert produziert und abgibt. Wenn <strong>der</strong><br />

Wucherer ferner, nicht zufrieden damit, die<br />

Mehr arbeit seines Opfers auszupressen, nach<br />

und nach sich die Eigentumstitel auf seine<br />

Arbeits bedingungen selbst, Land, Haus etc., erwirbt<br />

und beständig damit beschäftigt ist, ihn so<br />

zu expropriieren, so wird demgegen über wie<strong>der</strong><br />

vergessen, daß diese vollständige Expropriation<br />

des Arbeiters von seinen Arbeitsbedingungen<br />

nicht ein Resultat ist, dem die kapitalistische Produktionsweise<br />

zustrebt, son<strong>der</strong>n die fertige Voraussetzung,<br />

wovon sie ausgeht. Der Lohnsklave ist<br />

ebensogut wie <strong>der</strong> wirkliche Sklave durch seine<br />

Stellung davon ausgeschlossen, Schuldsklave<br />

zu werden, wenigstens in seiner Qualität als<br />

Produzent; er kann es nur allen falls werden in<br />

seiner Eigenschaft als Konsu ment. Das Wucherkapital,<br />

in dieser Form, worin es in <strong>der</strong> Tat alle<br />

Mehrarbeit <strong>der</strong> unmittel baren Produzenten sich<br />

aneignet, ohne die Produktionsweise zu än<strong>der</strong>n;<br />

worin das Eigentum resp. <strong>der</strong> Besitz <strong>der</strong> Produzenten<br />

an den Arbeitsbedingungen – und die<br />

ihr entsprechende vereinzelte Kleinproduktion –<br />

wesentliche Voraussetzung ist; wo das Kapital<br />

also die Arbeit sich nicht direkt unterordnet und<br />

ihr daher nicht als industrielles Kapital gegenübertritt,<br />

dies Wucherkapital verelendet diese<br />

Produktionsweise, lähmt die Produktivkräfte,<br />

statt sie zu entwickeln, und verewigt zugleich<br />

diese jammervollen Zustände, in denen nicht –<br />

wie in <strong>der</strong> kapitalistischen Produktion – die<br />

gesellschaftliche Produktivität <strong>der</strong> Arbeit auf<br />

Kosten <strong>der</strong> Arbeit selbst entwickelt wird.<br />

· Der Wucher wirkt so einerseits untergrabend<br />

und zerstörend auf den antiken und feudalen<br />

Reich tum und auf das antike und feudale Eigentum.<br />

Andrerseits untergräbt und ruiniert er die<br />

Ω Ω<br />

Ω 15 [Weitere Kategorien]<br />

Ω Wucherkapital [cont.3]<br />

kleinbäuerliche und kleinbürgerliche Produktion,<br />

kurz alle Formen, worin <strong>der</strong> Produzent noch als<br />

Eigentümer seiner Produktionsmittel erscheint.<br />

In <strong>der</strong> ausgebildeten kapitalistischen Pro duktions<br />

weise ist <strong>der</strong> Arbeiter nicht Eigen tümer <strong>der</strong><br />

Pro duktionsbedingungen, des Ackers, den er<br />

bebaut, des Rohstoffs, den er verarbeitet, etc.<br />

Dieser Entfremdung <strong>der</strong> Produktions bedingung<br />

vom Produzenten entspricht bei <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Pro duk tions weise aber eine wirkliche<br />

Umwälzung in <strong>der</strong> Produktionsweise selbst. Die<br />

vereinzelten Arbeiter werden in großer Werkstatt<br />

vereinigt zu geteilter, ineinan<strong>der</strong>greifen<strong>der</strong> Tätigkeit;<br />

das Werkzeug wird <strong>zur</strong> Maschine. Die Produk<br />

tionsweise selbst erlaubt nicht mehr diese<br />

mit dem kleinen Eigentum verbundene Zersplitterung<br />

<strong>der</strong> Produktionsinstrumente, sowenig wie<br />

die Isolierung <strong>der</strong> Arbeiter selbst. In <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Produktion kann <strong>der</strong> Wucher nicht mehr<br />

die Produktionsbedingungen vom Produzenten<br />

scheiden, weil sie bereits geschieden sind.<br />

· Der Wucher zentralisiert Geldvermögen, wo<br />

die Produktionsmittel zersplittert sind. Er än<strong>der</strong>t<br />

die Produktionsweise nicht, son<strong>der</strong>n saugt<br />

sich an ihr fest als Parasit und macht sie miserabel.<br />

Er saugt sie aus, entnervt sie und zwingt<br />

die Reproduktion unter immer erbärmlichere<br />

Bedingungen. Daher <strong>der</strong> populäre Haß gegen<br />

den Wucher, am höchsten in <strong>der</strong> antiken Welt,<br />

wo das Eigentum des Produzenten an seinen<br />

Produktionsbedingungen zugleich Basis <strong>der</strong> <strong>politischen</strong><br />

Verhältnisse, <strong>der</strong> Selbständigkeit des<br />

Staatsbürgers (Polis).<br />

· Soweit Sklaverei herrscht o<strong>der</strong> soweit das Mehrprodukt<br />

vom Feudal herren und seiner Gefolgschaft<br />

aufgegessen wird und Sklaven be sitzer<br />

o<strong>der</strong> Feudalherr dem Wucher verfallen, bleibt die<br />

Produktionsweise dieselbe; nur wird sie härter für<br />

die Arbeiter. Der verschuldete Sklaven halter o<strong>der</strong><br />

Feudalherr saugt mehr aus, weil er selbst mehr<br />

ausgesaugt wird. O<strong>der</strong> er macht schließlich dem<br />

Wucherer Platz, <strong>der</strong> selbst Grundeigentümer<br />

o<strong>der</strong> Sklavenbesitzer wird wie <strong>der</strong> Ritter im alten<br />

Rom. An die Stelle <strong>der</strong> alten Ausbeuter, <strong>der</strong>en<br />

Exploitation mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> patriarchalisch,<br />

weil großenteils politisches Machtmittel war, tritt<br />

ein harter, geldsüchtiger Emporkömmling. Aber<br />

die Produktionsweise selbst wird nicht verän<strong>der</strong>t.<br />

· Revolutionär wirkt <strong>der</strong> Wucher in allen vorkapitalistischen<br />

Produktionsweisen nur, indem er<br />

die Eigentumsformen zerstört und auflöst, auf<br />

<strong>der</strong>en fester Basis und beständiger Repro duk tion<br />

in <strong>der</strong>selben Form die politische Gliede rung ruht.<br />

Bei asiatischen Formen kann <strong>der</strong> Wucher lange<br />

fortdauern, ohne etwas an<strong>der</strong>es als ökonomisches<br />

Verkommen und politische Verdorbenheit<br />

Ω Ω<br />

29. Okt. 2014, 12:22 Uhr<br />

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