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Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie

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Ω 11 Ware [W]<br />

Ω Produktionspreis [cont.6]<br />

an<strong>der</strong>e werfen kann. Aber in je<strong>der</strong> Sphäre <strong>der</strong><br />

eigentlichen Produktion – Industrie, Agrikultur,<br />

Bergwerke etc. – bietet die Übertragung von<br />

Kapital aus einer Sphäre in die an<strong>der</strong>e bedeutende<br />

Schwierigkeit, beson<strong>der</strong>s wegen des<br />

vorhandenen fixen Kapitals. Zudem zeigt die<br />

Erfahrung, daß ein Industriezweig – bspw. die<br />

Automobilindustrie – zu einer Zeit außerordentlich<br />

hohe Profite abwirft, zu einer an<strong>der</strong>en<br />

sehr geringen Profit o<strong>der</strong> gar Verlust bringt. In<br />

einem gewissen Zyklus von Jahren jedoch ist <strong>der</strong><br />

Durchschnittsprofit ziemlich <strong>der</strong>selbe wie in an<strong>der</strong>en<br />

Branchen.<br />

Was aber die Konkurrenz nicht zeigt, ist die Wertbestimmung,<br />

die die Bewegung <strong>der</strong> Produktion<br />

beherrscht; das sind die Werte, die hinter den<br />

Produktionspreisen stehen und sie in letzter<br />

Instanz bestimmen.<br />

Die Konkurrenz zeigt dagegen:<br />

1. die Durchschnittsprofite, die unabhängig sind<br />

von <strong>der</strong> organischen Zusammensetzung des<br />

Ka pitals in den verschiedenen Produktionssphären,<br />

also auch von <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> von<br />

einem gege benen Kapital in einer gegebenen<br />

Ex ploitations sphäre angeeigneten lebendigen<br />

Arbeit;<br />

2. Steigen und Fallen <strong>der</strong> Produktionspreise infolge<br />

von Wechsel in <strong>der</strong> Höhe des Arbeitslohns<br />

– eine Erscheinung, die dem Wert verhältnis<br />

<strong>der</strong> Waren auf den ersten Blick durchaus<br />

wi<strong>der</strong>spricht;<br />

3. Schwankungen <strong>der</strong> Marktpreise, die den<br />

Durch schnittsmarktpreis <strong>der</strong> Waren in einer<br />

gegebenen Zeitperiode reduzieren, nicht auf<br />

den Marktwert, son<strong>der</strong>n auf einen von diesem<br />

Marktwert abweichenden, sehr verschiedenen<br />

Mar k t p ro duk t i o nsp r e is .<br />

Alle diese Erscheinungen scheinen ebensosehr <strong>der</strong><br />

Bestimmung des Werts durch die Arbeitszeit,<br />

wie <strong>der</strong> aus [unbezahlter] Mehrarbeit bestehenden<br />

Natur des Mehrwerts zu wi<strong>der</strong>sprechen. Es<br />

erscheint also in <strong>der</strong> Konkurrenz alles verkehrt.<br />

Die fertige Gestalt <strong>der</strong> ökonomischen Verhältnisse,<br />

wie sie sich auf <strong>der</strong> Oberfläche zeigt, in ihrer<br />

realen Existenz, und daher auch in den Vorstellungen,<br />

worin die Träger und Agenten dieser<br />

Verhältnisse sich über dieselben klarzuwerden<br />

suchen, sind sehr verschieden von, und in<br />

<strong>der</strong> Tat verkehrt, gegensätzlich zu ihrer inneren,<br />

wesentlichen, aber verhüllten Kerngestalt<br />

und dem ihr entsprechenden Begriff. Ferner:<br />

Sobald die kapitalistische Produktion einen gewissen<br />

Entwicklungsgrad erreicht hat, geht<br />

die Ausgleichung zwischen den verschiedenen<br />

Profitraten <strong>der</strong> einzelnen Sphären zu einer allgemeinen<br />

Profitrate keineswegs bloß noch vor sich<br />

Ω Ω<br />

Ω 11 Ware [W]<br />

Ω Produktionspreis [cont.7]<br />

durch das Spiel <strong>der</strong> Attraktion und Repulsion,<br />

worin die Marktpreise Kapital anziehen o<strong>der</strong> abstoßen.<br />

Nachdem sich die Durchschnittspreise<br />

und ihnen entsprechende Marktpreise für eine<br />

Zeitlang befestigt haben, tritt es in das Bewußtsein<br />

<strong>der</strong> einzelnen Kapitalisten, daß in dieser<br />

Ausgleichung bestimmte Unterschiede ausgeglichen<br />

werden, so daß sie dieselben gleich in<br />

ihrer wechselseitigen Berechnung einschließen.<br />

In <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Kapitalisten leben sie<br />

und werden von ihnen in Rechnung gebracht als<br />

Kompensationsgründe.<br />

Die Grundvorstellung dabei ist <strong>der</strong> Durchschnittsprofit<br />

selbst, die Vorstellung, daß Kapitale von<br />

gleicher Größe in denselben Zeitfristen gleich<br />

große Profite abwerfen müssen. Ihr liegt wie<strong>der</strong><br />

die Vorstellung zugrunde, daß das Kapital<br />

je<strong>der</strong> Produktionssphäre pro rata seiner Größe<br />

teilzunehmen hat an dem von dem gesellschaftlichen<br />

Gesamtkapital den Arbeitern ausgepreßten<br />

Gesamtmehrwert; o<strong>der</strong> daß jedes beson<strong>der</strong>e<br />

Kapital nur als Stück des Gesamtkapitals,<br />

je<strong>der</strong> Kapitalist in <strong>der</strong> Tat als Aktionär in dem<br />

Gesamtunternehmen zu betrachten ist, <strong>der</strong> pro<br />

rata <strong>der</strong> Größe seines Kapitalteils am Gesamtprofit<br />

sich beteiligt.<br />

· Auf diese Vorstellung stützt sich dann die Berechnung<br />

des Kapitalisten, z. B., daß ein Kapital,<br />

welches langsamer umschlägt, den Profit, <strong>der</strong><br />

ihm dadurch entgeht, dennoch anrechnet,<br />

sich also durch Aufschlag auf den Preis entschädigt.<br />

O<strong>der</strong> aber, daß Kapitalanlagen, die<br />

größeren Gefahren ausgesetzt sind, wie z. B. in<br />

<strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei, eine Entschädigung durch Preisaufschlag<br />

erhalten. Sobald die kapita listische<br />

Produktion, und mit ihr das Assekuranzwesen<br />

entwickelt ist, ist die Gefahr jedoch für alle Produktionssphären<br />

gleich groß; aber die gefährdeteren<br />

zahlen die höhere Assekuranz prämie und<br />

erhalten sie im Preis ihrer Waren vergütet. In<br />

<strong>der</strong> Praxis kommt dies alles darauf hinaus, daß<br />

je<strong>der</strong> Umstand, <strong>der</strong> eine Kapitalanlage – und alle<br />

gelten für gleich notwendig, innerhalb gewisser<br />

Schranken – weniger, und eine an<strong>der</strong>e mehr profitlich<br />

macht, als ein für allemal gültiger Kom pensationsgrund<br />

in Rechnung gebracht wird, ohne<br />

daß es immer von neuem wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wirkung<br />

<strong>der</strong> Konkurrenz bedürfte, um die Berechtigung<br />

solches Motivs o<strong>der</strong> Berechnungs faktors darzutun.<br />

Nur vergißt <strong>der</strong> Kapitalist – o<strong>der</strong> sieht vielmehr<br />

nicht, da die Konkurrenz ihm das nicht<br />

zeigt –, daß alle diese, in <strong>der</strong> wechsel sei tigen<br />

Berechnung <strong>der</strong> Warenpreise verschiedener<br />

Produktionszweige von den Kapitalisten gegeneinan<strong>der</strong><br />

geltend gemachten Kompensationsgründe<br />

sich bloß darauf beziehen, daß sie alle,<br />

Ω Ω<br />

29. Okt. 2014, 12:22 Uhr<br />

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