Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie
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Ω 15 [Weitere Kategorien]<br />
Grundeigentum<br />
Einleitendes. Die Analyse des Grundeigentums in<br />
seinen verschiedenen geschichtlichen Formen<br />
ist hier nur Gegenstand <strong>der</strong> Betrachtung, soweit<br />
ein Teil des vom Kapital erzeugten Mehr werts<br />
dem Grundeigentümer anheimfällt. Daher unterstellt,<br />
die Agrikultur wird beherrscht von <strong>der</strong><br />
kapitalistischen Produktionsweise, die Landwirt<br />
schaft wird von Kapitalisten betrieben, <strong>der</strong><br />
Pächter produziert Weizen usw. wie <strong>der</strong> Fa brikant<br />
Maschinen. Die Unterstellung, daß die kapitalistische<br />
Produktionsweise sich <strong>der</strong> Land wirtschaft<br />
bemächtigt hat, schließt ein, daß sie alle<br />
Sphären <strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong> bürger lichen<br />
Gesellschaft beherrscht, daß also auch ihre<br />
Be din gungen, wie freie Konkurrenz <strong>der</strong> Kapitale,<br />
Über tragbarkeit <strong>der</strong>selben von einer Produk<br />
tions sphäre in die an<strong>der</strong>e, gleiche Höhe<br />
des Durch schnittsprofits usw., in ihrer ganzen<br />
Reife vorhanden sind. Die betrachtete Form des<br />
Grund eigentums ist eine spezifisch historische<br />
Form desselben, die durch die Einwir kung des<br />
Kapitals und <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise<br />
verwandelte Form, sei es des feudalen<br />
Grundeigentums, sei es <strong>der</strong> als Nahrungszweig<br />
betriebenen kleinbäuerlichen Agrikultur, worin<br />
<strong>der</strong> Besitz von Grund und Boden als eine <strong>der</strong><br />
Produktionsbedingungen für den unmittelbaren<br />
Produzenten und sein Eigentum am Boden als<br />
die vorteilhafteste Bedingung, als Bedingung <strong>der</strong><br />
Blüte seiner Produktionsweise erscheint. Wenn<br />
die kapitalistische Produktionsweise über haupt<br />
die Expropriation <strong>der</strong> Arbeiter von den Arbeitsbedingungen,<br />
so setzt sie in <strong>der</strong> Agrikultur die<br />
Ex pro priation <strong>der</strong> ländlichen Arbeiter von Grund<br />
und Boden und ihre Unterordnung unter einen<br />
Kapitalisten voraus, <strong>der</strong> die Agrikultur des Profits<br />
wegen betreibt. Für unsre Entwicklung ist es<br />
also ein ganz gleichgültiger Einwurf, wenn erinnert<br />
wird, daß auch an<strong>der</strong>e Formen des Grundeigentums<br />
und des Ackerbaus existiert haben<br />
o<strong>der</strong> noch existieren. Es kann dies nur die Ökonomen<br />
treffen, welche die kapitalistische Produktionsweise<br />
in <strong>der</strong> Landwirtschaft und die ihr<br />
entsprechende Form des Grundeigentums nicht<br />
als historische, son<strong>der</strong>n als ewige Kategorien<br />
behandeln.<br />
· Die Betrachtung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Form des<br />
Grund eigentums ist nötig, weil es überhaupt gilt,<br />
die bestimmten Produktions- und Verkehrs verhältnisse<br />
zu betrachten, die aus <strong>der</strong> Anlage des<br />
Kapitals in <strong>der</strong> Landwirtschaft entspringen. Ohne<br />
das wäre die Analyse desselben nicht vollständig.<br />
Wir beschränken uns also ausschließlich auf die<br />
Kapitalanlage im eigentlichen Ackerbau, d. h. in<br />
<strong>der</strong> Produktion des Hauptpflanzenstoffs, wovon<br />
eine Bevölkerung lebt. Wir können sagen Weizen,<br />
Ω Ω<br />
Ω 15 [Weitere Kategorien]<br />
Ω Grundeigentum [cont.1]<br />
weil dieser das Hauptnahrungsmittel <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen,<br />
kapitalistisch entwickelten Völker. (O<strong>der</strong>,<br />
statt Ackerbau, Bergwerke, weil die Gesetze<br />
dieselben.)<br />
· Der Vollständigkeit wegen zu bemerken, Grund<br />
und Boden ist auch Wasser etc., soweit es einen<br />
Eigentümer hat, als Zubehör von Grund und<br />
Boden sich darstellt.<br />
· Das Grundeigentum setzt das Monopol gewisser<br />
Personen voraus, über bestimmte Portionen<br />
des Erdkörpers als ausschließliche Sphären<br />
ihres Privatwillens zu verfügen, unter Ausschluß<br />
aller an<strong>der</strong>en. Dies vorausgesetzt, handelt es<br />
sich darum, den ökonomischen Wert, d. h. die<br />
Verwertung dieses Monopols auf Basis <strong>der</strong> kapitalistischen<br />
Produktion zu entwickeln. Mit <strong>der</strong><br />
juristischen Macht dieser Personen, Portionen<br />
des Erdballs zu brauchen und zu mißbrauchen,<br />
ist nichts abgemacht. Der Gebrauch <strong>der</strong>selben<br />
hängt ganz und gar von ökonomischen Bedingungen<br />
ab, die von ihrem Willen unabhängig<br />
sind. Die juristische Vorstellung selbst heißt weiter<br />
nichts, als daß <strong>der</strong> Grundeigentümer mit dem<br />
Boden verfahren kann, wie je<strong>der</strong> Warenbe sitzer<br />
mit seiner Ware; und diese Vorstellung – die<br />
ju ristische Vorstellung des freien Pri vatgrundeigentums<br />
– tritt in <strong>der</strong> alten Welt nur ein <strong>zur</strong><br />
Zeit <strong>der</strong> Auflö sung <strong>der</strong> organischen Gesellschafts<br />
ord nung, und in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt nur<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> kapitalistischen Produktion.<br />
Diese Produktionsweise setzt einerseits<br />
die Loslösung <strong>der</strong> unmittelbaren Produzenten<br />
aus <strong>der</strong> Stellung eines bloßen Zube hörs<br />
des Bodens (in <strong>der</strong> Form von Hörigen, Leibeigenen,<br />
Sklaven etc.) voraus, andrerseits die<br />
Expropriation <strong>der</strong> Masse des Volks vom Grund<br />
und Boden. Insofern ist das Monopol des Grundeigentums<br />
eine historische Voraussetzung und<br />
bleibt fortwährende Grundlage <strong>der</strong> kapitalistischen<br />
Produktionsweise wie aller früheren Produk<br />
tionsweisen, die auf Ausbeutung <strong>der</strong> Massen<br />
in einer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Form beruhen. Die<br />
Form aber, worin die beginnende kapitalisti sche<br />
Produktionsweise das Grundeigentum vorfin det,<br />
entspricht ihr nicht. Die ihr entsprechende Form<br />
wird erst von ihr selbst geschaffen durch die<br />
Unterordnung <strong>der</strong> Agrikultur unter das Kapital;<br />
womit denn auch feudales Grund eigentum, Claneigentum<br />
o<strong>der</strong> kleines Bauerneigentum mit<br />
Mark gemeinschaft, in die dieser Produktionsweise<br />
entsprechende ökonomische Form verwandelt<br />
wird, wie verschieden auch <strong>der</strong>en juristische<br />
Formen seien. Es ist eines <strong>der</strong> großen Resultate<br />
<strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise, daß sie<br />
einer seits die Agrikultur aus einem bloß empirischen<br />
und mechanisch sich forterbenden<br />
Ω Ω<br />
106 29. Okt. 2014, 12:22 Uhr