Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie
edition babbelClub 7
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Ω 9 Prozesse<br />
Ω Produktionsprozeß [cont.5]<br />
[…] Es könnte scheinen, als ob wenigstens in:<br />
›Arbeit—Arbeitslohn‹ ein rationales Verhältnis<br />
ausgesprochen wäre. Aber dies ist ebensowenig<br />
<strong>der</strong> Fall wie mit: ›Boden—Grundrente‹.<br />
Soweit die Arbeit wertbildend ist und sich im<br />
Wert <strong>der</strong> Waren darstellt, hat sie nichts zu tun<br />
mit <strong>der</strong> Verteilung dieses Werts unter verschiedene<br />
Kategorien. Soweit sie den spezifisch gesellschaftlichen<br />
Charakter <strong>der</strong> Lohnarbeit hat, ist<br />
sie nicht wertbildend. Es ist überhaupt früher<br />
gezeigt worden, daß Arbeitslohn o<strong>der</strong> Preis <strong>der</strong><br />
Arbeit nur ein irrationaler Ausdruck für den Wert<br />
o<strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Arbeitskraft ist; und die bestimmten<br />
gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen<br />
diese Arbeitskraft verkauft wird, haben mit <strong>der</strong><br />
Arbeit als allgemeinem Produktionsagenten<br />
nichts zu schaffen. Die Arbeit vergegenständlicht<br />
sich auch in dem Wertbestandteil <strong>der</strong> Ware, <strong>der</strong><br />
als Arbeitslohn den Preis <strong>der</strong> Arbeitskraft bildet;<br />
sie schafft diesen Teil ebensogut wie die an<strong>der</strong>n<br />
Teile des Produkts; aber sie vergegenständlicht<br />
sich in diesem Teil nicht mehr und nicht an<strong>der</strong>s<br />
als in den Teilen, die Rente o<strong>der</strong> Profit bilden.<br />
Und überhaupt, wenn die Arbeit als wertbildend<br />
fixiert wird, wird sie nicht in ihrer konkreten<br />
Gestalt als Produktionsbedingung betrachtet,<br />
son<strong>der</strong>n in einer gesellschaftlichen Bestimmtheit,<br />
die von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Lohnarbeit verschieden ist.<br />
· Selbst <strong>der</strong> Ausdruck: ›Kapital—Profit‹ ist hier<br />
inkorrekt. Wenn das Kapital in <strong>der</strong> einzigen Beziehung<br />
gefaßt wird, worin es Mehrwert produziert,<br />
nämlich in seinem Verhältnis zum Arbeiter,<br />
worin es Mehrarbeit erpreßt durch den Zwang,<br />
den es auf die Arbeitskraft, d. h., auf den Lohnarbeiter<br />
ausübt, so umfaßt dieser Mehr wert außer<br />
Profit (Unternehmergewinn plus Zins) auch die<br />
Rente, kurz, den ganzen ungeteilten Mehrwert.<br />
Hier dagegen, als Quelle von Revenue, wird es<br />
nur auf den Teil in Beziehung gesetzt, <strong>der</strong> dem<br />
Kapitalisten anheimfällt. Es ist dies nicht <strong>der</strong><br />
Mehrwert, den es überhaupt extrahiert, son<strong>der</strong>n<br />
nur <strong>der</strong> Teil, den es für den Kapitalisten extrahiert.<br />
Noch mehr fällt aller Zusammenhang<br />
fort, sobald sich die Formel verwandelt in die:<br />
›Kapital—Zins‹.<br />
· Wenn erstens das Disparate <strong>der</strong> drei Quellen<br />
betrachtet wird, so jetzt zweitens, daß dagegen<br />
ihre Produkte, ihre Abkömmlinge, die Revenuen,<br />
alle <strong>der</strong>selben Sphäre, <strong>der</strong> des Werts angehören.<br />
Indes gleicht sich dies dadurch aus (dies Verhält<br />
nis nicht nur zwischen inkommensurablen<br />
Größen, son<strong>der</strong>n zwischen ganz ungleich mäßigen,<br />
unter sich beziehungslosen und unvergleichbaren<br />
Dingen), daß tatsächlich das Kapital,<br />
gleich <strong>der</strong> Erde und <strong>der</strong> Arbeit, bloß seiner stofflichen<br />
Substanz nach, also einfach als produziertes<br />
Produktionsmittel genommen wird, wobei<br />
Ω Ω<br />
Ω 9 Prozesse<br />
Ω Produktionsprozeß [cont.6]<br />
sowohl vom Kapital als Verhältnis zum Arbeiter<br />
wie vom Kapital als Wert abstrahiert wird.<br />
· Drittens. In diesem Sinn also bietet die Formel:<br />
Kapital—Zins (Profit),<br />
Erde—Rente,<br />
Arbeit—Ar beits lohn,<br />
gleichmäßige und symmetrische Inkongruenz.<br />
Indem die Lohnarbeit nicht als eine gesellschaftlich<br />
bestimmte Form <strong>der</strong> Arbeit, son<strong>der</strong>n alle<br />
Arbeit ihrer Natur nach als Lohnarbeit erscheint<br />
(sich dem in den kapitalistischen Produktions verhältnissen<br />
Befangenen so vorstellt), fallen auch<br />
die bestimmten, spezifischen gesellschaftlichen<br />
Formen, welche die gegenständlichen Arbeitsbedingungen<br />
– die produzierten Produk tionsmit<br />
tel und die Erde – <strong>der</strong> Lohnarbeit gegenüber<br />
ein nehmen (wie sie umgekehrt ihrerseits die<br />
Lohn arbeit voraussetzen), ohne weiteres zusammen<br />
mit dem stofflichen Dasein dieser Arbeitsbedingungen<br />
o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Gestalt, die sie überhaupt<br />
im wirklichen Arbeitsprozeß besitzen,<br />
unab hängig von je<strong>der</strong> geschichtlich bestimmten<br />
gesellschaftlichen, ja unabhängig von je<strong>der</strong> gesell<br />
schaftlichen Form desselben. Die <strong>der</strong> Arbeit<br />
entfremdete, ihr gegenüber verselbständigte<br />
und somit verwandelte Gestalt <strong>der</strong> Arbeits bedingungen,<br />
worin also die produzierten Pro duktions<br />
mittel sich in Kapital verwandeln und die<br />
Erde in monopolisierte Erde, in Grund eigen tum,<br />
diese einer bestimmten Geschichts periode angehörige<br />
Gestalt fällt daher zusammen mit dem<br />
Dasein und <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong> produzierten Produktionsmittel<br />
und <strong>der</strong> Erde im Produktionsprozeß<br />
überhaupt. Jene Produktionsmittel sind<br />
an und für sich, von Natur, Kapital; Kapital ist<br />
nichts als ein bloßer ›ökonomischer Name‹ für<br />
jene Produktionsmittel; und so ist die Erde an<br />
und für sich, von Natur, die von einer gewissen<br />
Zahl Grundeigentümer monopolisierte Erde.<br />
Wie im Kapital und Kapitalisten – <strong>der</strong> nichts ist<br />
als das personifizierte Kapital – die Produkte<br />
eine selbständige Macht werden gegenüber den<br />
Produzenten, so wird im Grundeigentümer <strong>der</strong><br />
Grund und Boden personifiziert, <strong>der</strong> sich ebenfalls<br />
auf die Hinterfüße stellt und als selbständige<br />
Macht seinen Anteil for<strong>der</strong>t von dem mit<br />
seiner Hilfe erzeugten Produkt; so daß nicht <strong>der</strong><br />
Boden den ihm gehörigen Teil des Produkts zu<br />
Ersatz und Steigerung seiner Produktivität erhält,<br />
son<strong>der</strong>n statt seiner <strong>der</strong> Grundeigentümer<br />
einen Anteil dieses Produkts <strong>zur</strong> Verschacherung<br />
und Verschwendung. Es ist klar, daß das Kapital<br />
die Arbeit als Lohnarbeit voraussetzt. Es ist<br />
aber ebenso klar, daß, wenn von <strong>der</strong> Arbeit als<br />
Lohnarbeit ausgegangen wird, so daß das Zusam<br />
men fallen <strong>der</strong> Arbeit überhaupt mit <strong>der</strong><br />
Lohn arbeit selbstverständlich scheint, dann auch<br />
Ω Ω<br />
68 29. Okt. 2014, 12:22 Uhr