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Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie

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Ω 15 [Weitere Kategorien]<br />

Ω Grundrente. Absolute. [cont.8]<br />

Nur in diesem Fall würde sich alle Rente in Differentialrente<br />

verwandeln, nicht in Differentialrente,<br />

bestimmt durch die Differenz in <strong>der</strong> Bonität<br />

des Bodens, son<strong>der</strong>n durch die Differenz<br />

zwischen den, nach den letzten Kapitalanlagen<br />

auf einen bestimmten Boden sich ergebenden<br />

Surplusprofiten und <strong>der</strong> Rente, die für Pachtung<br />

des Bodens schlechtester Klasse gezahlt würde.<br />

Als Schranke wirkt das Grundeigentum nur absolut,<br />

soweit die Zulassung zum Boden überhaupt,<br />

als zu einem Anlagefeld des Kapitals, den Tribut<br />

an den Grundeigentümer bedingt. Hat diese<br />

Zu lassung stattgefunden, so kann dieser dem<br />

quantitativen Umfang <strong>der</strong> Kapitalanlage auf gegebenem<br />

Bodenstück keine absoluten Schranken<br />

mehr entgegensetzen. Dem Häuserbau überhaupt<br />

ist eine Schranke gelegt durch das Grundeigentum<br />

eines Dritten an dem Boden, worauf<br />

das Haus gebaut werden soll. Ist dieser Boden<br />

aber einmal zum Häuserbau gepachtet, so hängt<br />

es vom Pächter ab, ob er ein hohes o<strong>der</strong> niedriges<br />

Haus darauf errichten will.<br />

Wäre die Durchschnittszusammensetzung des agrikolen<br />

Kapitals dieselbe o<strong>der</strong> höher als die des<br />

gesellschaftlichen Durchschnittskapitals, so fiele<br />

die absolute Rente, immer in dem entwickelten<br />

Sinn, fort: d. h. die Rente, die ebenso von<br />

<strong>der</strong> Differentialrente wie von <strong>der</strong> auf eigentlichem<br />

Monopolpreis beruhenden Rente verschieden<br />

ist. Der Wert des Ackerbauprodukts<br />

stände dann nicht über seinem Produktionspreis,<br />

und das agri kole Kapital setzte nicht mehr<br />

Arbeit in Bewegung, realisierte also auch nicht<br />

mehr Mehrar beit als das nicht agrikole Kapital.<br />

Dasselbe fände statt, wenn die Zusammensetzung<br />

des agrikolen Kapitals sich im Fortschritt<br />

<strong>der</strong> Kultur mit <strong>der</strong> des gesellschaftlichen<br />

Durchschnittskapitals ausgleichen würde.<br />

Ω<br />

Ω 15 [Weitere Kategorien]<br />

Grundrente. Bodenpreis.<br />

Der Preis des Bodens ist <strong>der</strong> Kaufpreis nicht des<br />

Bodens, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Grundrente, die er abwirft,<br />

berechnet nach dem gewöhnlichen Zinsfuß. Ist<br />

<strong>der</strong> Zinsfuß 5% und beträgt die Rente 500 GE,<br />

so <strong>der</strong> ›Bodenpreis‹ 500/0,05 o<strong>der</strong> 10 000 GE,<br />

bei 4% Zins 500/0,04 o<strong>der</strong> 12 500 GE. Diese<br />

Kapitalisierung <strong>der</strong> Rente setzt aber die Rente<br />

voraus, während die Rente nicht umgekehrt aus<br />

ihrer eigenen Kapitalisierung abgeleitet und erklärt<br />

werden kann. Ihre Existenz, unabhängig von<br />

dem Verkauf, ist vielmehr hier die Voraussetzung,<br />

von <strong>der</strong> ausgegangen wird.<br />

· Die Grundrente als konstante Größe vorausgesetzt,<br />

kann <strong>der</strong> Bodenpreis steigen o<strong>der</strong> fallen<br />

umgekehrt wie <strong>der</strong> Zinsfuß steigt o<strong>der</strong> fällt. Fiele<br />

<strong>der</strong> gewöhnliche Zinsfuß von 5% auf 4%, so<br />

würde eine jährliche Grundrente von 200 GE die<br />

jähr liche Verwertung eines Kapitals von 5000 GE<br />

statt von 4000 GE vorstellen, und so wäre <strong>der</strong><br />

Preis desselben Grundstücks von 4000 GE auf<br />

5 000 GE gestiegen. Es ist dies eine von <strong>der</strong><br />

Bewegung <strong>der</strong> Grundrente selbst unabhängige<br />

und nur durch den Zinsfuß geregelte Bewegung<br />

des Bodenpreises. Da die Profitrate im Fortschritt<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklung eine<br />

Tendenz zum Fallen hat und daher auch <strong>der</strong><br />

Zinsfuß, soweit er durch die Profitrate geregelt<br />

wird; da auch abgesehen von <strong>der</strong> Profitrate, <strong>der</strong><br />

Zinsfuß eine Tendenz zum Fallen hat infolge des<br />

Wachstums des verleihbaren Geldkapitals, folgt,<br />

daß <strong>der</strong> Bodenpreis eine Tendenz zum Steigen<br />

hat, auch unabhängig von <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong><br />

Grundrente und des Preises <strong>der</strong> Bodenprodukte,<br />

wovon die Rente einen Teil bildet.<br />

· Die Verwechslung <strong>der</strong> Grundrente selbst mit<br />

<strong>der</strong> Zinsform, die sie für den Käufer des Bodens<br />

annimmt – eine Verwechslung, die auf völliger<br />

Unkenntnis <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Grundrente beruht –,<br />

führt zu den son<strong>der</strong>barsten Trugschlüssen. Daß<br />

die kapitalisierte Grundrente als Bodenpreis o<strong>der</strong><br />

Bodenwert sich darstellt und die Erde daher wie<br />

jede an<strong>der</strong>e Ware gekauft und verkauft wird, gilt<br />

einigen Apologeten (Schönrednern und neuerdings<br />

›kritischen‹ Sensationsschriftstellern) als<br />

Rechtfertigungsgrund des Grundeigentums,<br />

indem <strong>der</strong> Käufer dafür, wie für jede an<strong>der</strong>e Ware,<br />

ein Äquivalent gezahlt und <strong>der</strong> größte Teil des<br />

Grundeigentums in dieser Weise die Hände gewechselt<br />

habe. Derselbe Rechtfertigungsgrund<br />

kann so auch für die Sklaverei gelten; indem für<br />

den Sklavenhalter, <strong>der</strong> den Sklaven bar bezahlt<br />

hat, <strong>der</strong> Ertrag von dessen Arbeit nur den Zins<br />

des in seinem Ankauf ausgelegten Kapitals darstellt.<br />

Aus dem Kauf und Verkauf <strong>der</strong> Grundrente<br />

die Berechtigung ihrer Existenz herzuleiten, heißt<br />

überhaupt, ihre Existenz aus ihrer Existenz zu<br />

rechtfertigen.<br />

Ω<br />

29. Okt. 2014, 12:22 Uhr<br />

115

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