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Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie

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Ω 4 Kapital [C]<br />

Ω Kaufmannskapital [cont.9]<br />

umgekehrt auf Basis <strong>der</strong> einmal geschaffenen<br />

kapi talistischen Produktionsweise. Der Weltmarkt<br />

bildet selbst die Basis dieser Pro duktionsweise.<br />

Andrerseits, die <strong>der</strong> kapi talistischen Produktionsweise<br />

imma nente Notwendigkeit, auf<br />

stets größerer Stufen leiter zu produzieren, treibt<br />

<strong>zur</strong> bestän digen Aus dehnung des Weltmarkts,<br />

so daß <strong>der</strong> Handel hier nicht die Industrie, son<strong>der</strong>n<br />

die Industrie beständig den Handel revolutioniert.<br />

Auch die Handels herrschaft ist jetzt<br />

geknüpft an das größere o<strong>der</strong> geringere Vorwiegen<br />

<strong>der</strong> Bedingungen <strong>der</strong> großen Industrie.<br />

Man vergleiche z. B. England und Holland. Die<br />

Geschichte des Untergangs Hollands als herrschen<strong>der</strong><br />

Handelsnation ist die Geschichte<br />

<strong>der</strong> Unterordnung des Handels kapitals unter<br />

das industrielle Kapital. Die Hin <strong>der</strong> nisse, die<br />

die innere Festigkeit und Gliede rung vorkapitalisti<br />

scher, nationaler Produktions weisen <strong>der</strong><br />

auflösenden Wirkung des Handels entgegensetzt,<br />

zeigt sich schlagend im Verkehr <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong><br />

mit Indien und China. Die breite Basis<br />

<strong>der</strong> Produktionsweise ist hier gebildet durch<br />

die Einheit kleiner Agrikultur und häus licher<br />

Industrie, wobei in Indien noch die Form <strong>der</strong><br />

auf Gemeineigentum am Boden beruhenden<br />

Dorfgemeinden hinzukommt, die übrigens auch<br />

in China die ursprüngliche Form war. In Indien<br />

wandten die Englän<strong>der</strong> zugleich ihre unmittelbare<br />

politische und ökonomische Macht – als<br />

Herrscher und Grundrentner – an, um diese<br />

kleinen ökonomischen Gemeinwesen zu sprengen.<br />

Soweit ihr Handel hier revolutionierend auf<br />

die Produktionsweise wirkt, ist es nur, soweit sie<br />

durch den niedrigen Preis ihrer Waren die Spinnerei<br />

und Weberei – die einen uralt-integrierenden<br />

Teil dieser Einheit <strong>der</strong> industriell- agrikolen<br />

Produktion bildet – vernichten und so die Gemein<br />

wesen zerreißen. Selbst hier gelingt ihnen<br />

dies Auflösungswerk nur sehr allmählich. Noch<br />

weniger in China, wo die unmittelbare politische<br />

Macht nicht zu Hilfe kommt. Die große Öko nomie<br />

und Zeitersparnis, die aus <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Verbindung von Ackerbau und Manufaktur<br />

hervorgehen, bieten den Produkten <strong>der</strong> großen<br />

Industrie hier hartnäckigsten Wi<strong>der</strong> stand, in<br />

<strong>der</strong>en Preis die Unkosten des sie überall durchlöchernden<br />

Zirkulationsprozesses eingehen. Im<br />

Gegensatz zum englischen Handel läßt dagegen<br />

<strong>der</strong> russische die ökonomische Grundlage <strong>der</strong><br />

asiatischen Produktion unangetastet.<br />

· Der Übergang aus <strong>der</strong> feudalen Produktionsweise<br />

geschieht doppelt. Der Produzent wird<br />

Kauf mann und Kapitalist, im Gegensatz <strong>zur</strong><br />

agrikolen Natu ral wirtschaft und zum zünftig<br />

Ω Ω<br />

Ω 4 Kapital [C]<br />

Ω Kaufmannskapital [cont.10]<br />

gebun denen Hand werk <strong>der</strong> mittelalterlichen<br />

städ tischen Indu strie. Dies ist <strong>der</strong> wirklich revolutionierende<br />

Weg. O<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> Kaufmann<br />

bemächtigt sich <strong>der</strong> Produktion unmittelbar. So<br />

sehr <strong>der</strong> letztere Weg historisch als Übergang<br />

wirkt, sowenig führt er an und für sich <strong>zur</strong> Umwäl<br />

zung <strong>der</strong> alten Produktionsweise. Er konserviert<br />

sie vielmehr und behält sie, als seine Voraus<br />

setzung, bei. Diese Manier steht <strong>der</strong> wirklichen<br />

kapitalistischen Produktionsweise – mit<br />

<strong>der</strong>en Entwicklung sie untergeht – überall im<br />

Wege. Ohne die Produktionsweise umzuwälzen,<br />

verschlechtert <strong>der</strong> Kaufmann nur die Lage <strong>der</strong><br />

unmittelbaren Produzenten. Er eignet sich ihre<br />

Mehrarbeit auf Basis <strong>der</strong> alten Produktionsweise<br />

an. Ähnlich beim Übergang in die Manufaktur<br />

aus den Zwei gen, die früher handwerksmäßig<br />

o<strong>der</strong> als Neben zweige <strong>der</strong> ländlichen Industrie<br />

betrieben wurden. Je nach <strong>der</strong> technischen Entwick<br />

lung, die dieser kleine Selbstbetrieb hat – wo<br />

er selbst schon Maschinen anwendet, die handwerksmäßigen<br />

Betrieb zulassen –, findet auch<br />

Übergang <strong>zur</strong> großen Industrie statt.<br />

Es findet also ein dreifacher Übergang statt:<br />

1. <strong>der</strong> Kaufmann wird direkt Industrieller; dies bei<br />

den auf Handel gegründeten Gewerben, namentlich<br />

bei Luxusindustrien, welche von den<br />

Kaufleuten mitsamt Roh stoffen und Arbeitern<br />

ein ge führt werden, wie bspw. im fünfzehnten<br />

Jahr hun <strong>der</strong>t in Italien aus Konstantinopel.<br />

2. <strong>der</strong> Kaufmann macht die kleinen Meister zu<br />

seinen Zwischenschiebern (middlemen) o<strong>der</strong><br />

kauft auch direkt vom Selbstproduzenten;<br />

er läßt ihn nominell selbständig, läßt seine<br />

Produktionsweise unverän<strong>der</strong>t.<br />

3. <strong>der</strong> Industrielle wird Kaufmann und produziert<br />

direkt im großen für den Handel.<br />

· Im Mittelalter ist <strong>der</strong> Kaufmann bloß ›Verleger‹,<br />

<strong>der</strong> sei es von den Zünftlern, sei es von den<br />

Bauern produzierten Waren. Der Kaufmann<br />

wird Industrieller o<strong>der</strong> vielmehr läßt die handwerksmäßige,<br />

beson<strong>der</strong>s die ländliche kleine<br />

Indu strie für sich arbeiten. Andrerseits wird <strong>der</strong><br />

Produzent Kaufmann. Statt daß z. B. <strong>der</strong> Tuchwebermeister<br />

seine Wolle nach und nach in kleinen<br />

Portionen vom Kaufmann erhält und samt<br />

seinen Gesellen für diesen arbeitet, kauft er<br />

selbst Wolle o<strong>der</strong> Garn und verkauft sein Tuch<br />

an den Kaufmann. Die Produktionselemente<br />

gehen als von ihm selbst gekaufte Waren in den<br />

Produktionsprozeß ein. Statt für den einzelnen<br />

Kaufmann zu produzieren o<strong>der</strong> für bestimmte<br />

Kunden, produziert <strong>der</strong> Tuchweber jetzt für die<br />

Handelswelt. Der Produzent ist selbst Kaufmann.<br />

Das Handelskapital verrichtet nur noch den<br />

Zirkulationsprozeß. Ursprünglich war <strong>der</strong> Handel<br />

Ω Ω<br />

44 29. Okt. 2014, 12:22 Uhr

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