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Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie

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Ω 4 Kapital [C]<br />

Ω Akkumulation des Kapitals [cont.1]<br />

· Geld und Ware sind nicht von vornherein Kapital,<br />

sowenig wie Produktions- und Lebens mittel<br />

es sind. Sie bedürfen <strong>der</strong> Verwandlung in Kapital.<br />

Diese Verwandlung selbst aber kann nur unter<br />

bestimmten Umständen vorgehen, die darauf<br />

hinauslaufen: Zweierlei sehr verschiedene Sorten<br />

von Warenbesitzern müssen sich gegenüber und<br />

in Kontakt treten, einerseits Eigner von Geld, Produktions-<br />

und Lebensmitteln, denen es gilt, die<br />

von ihnen geeignete Wertsumme zu ver werten<br />

durch Ankauf frem<strong>der</strong> Arbeitskraft; andrerseits<br />

freie Arbeiter, Verkäufer <strong>der</strong> eigenen Arbeitskraft<br />

und daher Verkäufer von Arbeit. Freie Arbeiter in<br />

dem Doppelsinn, daß we<strong>der</strong> sie selbst unmittelbar<br />

zu den Produktionsmitteln gehören, wie<br />

Sklaven, Leibeigene usw., noch auch die Produktionsmittel<br />

ihnen gehören, wie beim selbstwirtschaftenden<br />

Bauer usw., sie davon vielmehr<br />

frei, los und ledig sind. Mit dieser Polarisation<br />

des Warenmarkts sind die Grundbedingungen<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Produktion gegeben. Das<br />

Kapitalverhältnis setzt die Scheidung zwischen<br />

den Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen<br />

<strong>der</strong> Arbeit voraus. Sobald<br />

die kapitalistische Produktion einmal auf eigenen<br />

Füßen steht, erhält sie nicht nur jene<br />

Schei dung, son<strong>der</strong>n reproduziert sie auf stets<br />

wachsen<strong>der</strong> Stufenleiter. Der Prozeß, <strong>der</strong> das<br />

Kapitalverhältnis schafft, kann also nichts an<strong>der</strong>es<br />

sein als <strong>der</strong> Scheidungsprozeß des Arbeiters<br />

vom Eigentum an seinen Arbeitsbedingungen, ein<br />

Prozeß, <strong>der</strong> einerseits die gesellschaftlichen<br />

Lebens- und Produktionsmittel in Kapital verwandelt,<br />

andrerseits die unmittelbaren Produzenten<br />

in Lohnarbeiter. Die sog. ursprüngliche<br />

Akkumulation ist also nichts als <strong>der</strong> historische<br />

Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel.<br />

Er erscheint als ›ursprünglich‹, weil<br />

er die Vorgeschichte des Kapitals und <strong>der</strong> ihm<br />

entsprechenden Produktionsweise bildet.<br />

Ω Ω<br />

Ω 4 Kapital [C]<br />

Ω Akkumulation des Kapitals [cont.2]<br />

· Die ökonomische Struktur <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Gesellschaft ist hervorgegangen aus <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Struktur <strong>der</strong> feudalen Gesellschaft.<br />

Die Auflösung dieser hat die Elemente jener<br />

freigesetzt.<br />

· Der unmittelbare Produzent, <strong>der</strong> Arbeiter, <strong>der</strong><br />

im gesellschaftlichen Stoffwechselprozeß arbeitende<br />

Mensch, konnte erst dann über seine<br />

Person verfügen, nachdem er aufgehört hatte,<br />

an die Scholle gefesselt und einer an<strong>der</strong>en Person<br />

leibeigen o<strong>der</strong> hörig zu sein. Um freier Verkäufer<br />

von Arbeitskraft zu werden, <strong>der</strong> seine<br />

Ware überall hinträgt, wo sie einen Markt findet,<br />

mußte er ferner <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong> Zünfte,<br />

ihren Lehrlings- und Gesellenordnungen und<br />

hemmenden Arbeitsvorschriften entronnen sein.<br />

Somit erscheint die geschichtliche Bewegung,<br />

die die Produzenten in Lohnarbeiter verwandelt,<br />

einerseits als ihre Befreiung von Dienstbarkeit<br />

und Zunftzwang; und diese Seite allein existiert<br />

für unsre bürgerlichen Geschichtsschreiber.<br />

Andrerseits aber werden diese Neubefreiten erst<br />

Verkäufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre<br />

Produktionsmittel und alle durch die alten feudalen<br />

Einrichtungen gebotenen Garantien ihrer<br />

Existenz geraubt sind. Und die Geschichte dieser<br />

ihrer Expropriation (Ausbeutung) ist in die<br />

Annalen <strong>der</strong> Menschheit eingeschrieben mit<br />

Zügen von Blut und Feuer.<br />

· Die industriellen Kapitalisten, diese neuen Potentaten,<br />

mußten ihrerseits nicht nur die zünftigen<br />

Handwerksmeister verdrängen, son<strong>der</strong>n auch<br />

die im Besitz <strong>der</strong> Reichtumsquellen befindlichen<br />

Feudalherren. Von dieser Seite stellt sich ihr<br />

Emporkommen dar als Frucht eines siegreichen<br />

Kampfes gegen die Feudalmacht und ihre empörenden<br />

Vorrechte sowie gegen die Zünfte und<br />

die Fesseln, die diese <strong>der</strong> freien Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong> freien Ausbeutung des<br />

Menschen durch den Menschen angelegt. Die<br />

Ritter von <strong>der</strong> Industrie brachten es jedoch nur<br />

dadurch fertig, die Ritter vom Degen zu verdrängen,<br />

daß sie Ereignisse ausbeuteten, an denen<br />

sie ganz unschuldig waren. Sie haben sich emporgeschwungen<br />

durch Mittel, ebenso gemein<br />

wie die, wodurch <strong>der</strong> römische Freigelassene sich<br />

einst zum Herrn seines patronus gemacht hat.<br />

Ω Ω<br />

18 29. Okt. 2014, 12:22 Uhr

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