Glossar zur Kritik der politischen Ökonomie
edition babbelClub 7
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Ω 4 Kapital [C]<br />
Ω Geldkapital. Akkumulation von Geldkapital.<br />
[cont.6]<br />
seinen Profit nicht erhöhen, son<strong>der</strong>n entsprechend<br />
vermin<strong>der</strong>n. Durch die Konjunktur <strong>der</strong><br />
Umstände mag sein Profit dennoch steigen, aber<br />
nie weil er die Arbeit teurer zahlt. Der letztere<br />
Umstand, soweit er die Nachfrage nach Geldkapital<br />
vermehrt, ist dagegen hinreichend, um<br />
die Zinsrate zu erhöhen. Stiege aus irgendwelchen<br />
Ursachen – bei sonst ungünstigen Kon junkturen<br />
– <strong>der</strong> Arbeitslohn so würde das Steigen<br />
des Arbeitslohns die Profitrate senken, aber die<br />
Zinsrate in dem Maß steigern, wie es die Nachfrage<br />
nach Geldkapital vermehrt.<br />
· Von <strong>der</strong> Arbeit abgesehen, besteht die ›Nachfrage<br />
nach Kapital‹ nur in Nachfrage nach Waren.<br />
Die Nachfrage nach Waren steigert ihren Preis,<br />
sei es, daß sie über den Durchschnitt steigt,<br />
o<strong>der</strong> daß die Zufuhr unter den Durchschnitt fällt.<br />
Wenn <strong>der</strong> industrielle Kapitalist o<strong>der</strong> Kaufmann<br />
jetzt z. B. 150 GE für dieselbe Warenmasse zu<br />
zahlen hat statt früher 100 GE, so hätte er 150 GE<br />
anzuleihen, statt sonst 100 GE, und hätte daher<br />
bei 5% Zins 7 1 /2 GE zu zahlen, statt sonst 5 GE.<br />
Die Masse des zu zahlenden Zinses würde mit<br />
<strong>der</strong> Masse des geborgten Kapitals steigen.<br />
· Die Interessen des Leihkapitals mit denen des<br />
industriellen Kapitals als identisch darzustellen,<br />
zielt darauf, die Differenz dieser Interessen zum<br />
Vorteil des Geldkapitals auszunützen.<br />
· Es ist möglich, daß die Nachfrage nach Waren,<br />
im Fall ihre Zufuhr unter den Durchschnitt gefallen<br />
(teurer), nicht mehr Geldkapital absorbiert<br />
als früher. Es wird für ihren Gesamtwert dieselbe<br />
Summe gezahlt, aber für dieselbe Summe wird<br />
ein kleineres Quantum von Gebrauchswerten erhalten.<br />
In diesem Falle wird die Nachfrage nach<br />
leihbarem Geldkapital dieselbe bleiben, also <strong>der</strong><br />
Zinsfuß nicht steigen, obgleich die Nachfrage<br />
nach <strong>der</strong> Ware im Verhältnis zu ihrer Zufuhr und<br />
daher <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> Ware gestiegen wäre. Der<br />
Zinsfuß kann nur berührt werden, sobald die<br />
Gesamtnachfrage nach Leihkapital wächst, und<br />
dies ist hier nicht <strong>der</strong> Fall.<br />
· Die Zufuhr eines Artikels kann auch unter den<br />
Durchschnitt fallen, wie bei Mißernte in Baumwolle,<br />
Getreide etc., und die Nachfrage nach<br />
Leih kapital wachsen, weil auf noch höhere Preise<br />
spekuliert wird. Das nächste Mittel sie hochzutreiben<br />
besteht darin, einen Teil <strong>der</strong> Zufuhr dem<br />
Markt zeitweilig zu entziehen. Um die gekaufte<br />
Ware zu bezahlen, ohne sie zu ver kau fen, wird<br />
vermittelst <strong>der</strong> kommerziellen ›Wech sel wirtschaft‹<br />
Geld beschafft. In diesem Fall wächst die<br />
Nachfrage nach Leihkapital. Der Zins fuß kann<br />
steigen infolge dieses Versuchs, die Zufuhr <strong>der</strong><br />
Ω Ω<br />
Ω 4 Kapital [C]<br />
Ω Geldkapital. Akkumulation von Geldkapital.<br />
[cont.7]<br />
Ware zum Markt künstlich zu verhin<strong>der</strong>n. Der<br />
höhere Zinsfuß drückt dann eine künstliche<br />
Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zufuhr des Warenkapitals aus.<br />
· Andrerseits kann die Nachfrage nach einem Artikel<br />
wachsen, weil seine Zufuhr gewachsen ist<br />
und <strong>der</strong> Artikel unter seinem Durchschnittspreis<br />
steht (billiger).<br />
· In diesem Fall kann die Nachfrage nach Leihkapital<br />
dieselbe bleiben o<strong>der</strong> selbst fallen, weil<br />
mit <strong>der</strong>selben Geldsumme mehr Waren zu haben<br />
sind. Es könnte aber auch spekulative Vor ratbildung<br />
eintreten, teils <strong>zur</strong> Benutzung des günstigen<br />
Moments für Produktionszwecke, teils<br />
in Erwartung späterer Preissteigerung. In diesem<br />
Fall könnte die Nachfrage nach Leihkapital<br />
wachsen, und <strong>der</strong> erhöhte Zinsfuß wäre so Ausdruck<br />
von Kapitalanlage in überschüssiger Vorratbildung<br />
von Elementen des produktiven Kapitals.<br />
(Hier nur die Nachfrage nach Leihkapital betrachtet,<br />
wie sie durch Nachfrage und Zufuhr des<br />
Warenkapitals beeinflußt wird.)<br />
· In Zeiten <strong>der</strong> Klemme ist die Nachfrage nach<br />
Leihkapital Nachfrage nach Zahlungsmittel und<br />
weiter gar nichts; keineswegs Nachfrage nach<br />
Geld als Kaufmittel. Der Zinsfuß kann dabei sehr<br />
hoch steigen, einerlei ob reales Kapital – produktives<br />
und Warenkapital – im Übermaß vorhanden<br />
ist o<strong>der</strong> knapp. Die Nachfrage nach Zah lungsmitteln<br />
ist bloße Nachfrage nach Umsetz barkeit<br />
in Geld, soweit Kaufleute und Produ zenten gute<br />
Sicherheiten bieten können; sie ist Nachfrage<br />
nach Geldkapital, soweit dies nicht <strong>der</strong> Fall ist,<br />
soweit also ein Vorschuß von Zahlungsmitteln<br />
ihnen nicht nur die Geldform gibt, son<strong>der</strong>n das<br />
ihnen mangelnde Äquivalent für ihre fälligen<br />
Zahlungen. – Die sagen, daß bloß Mangel an<br />
Zahlungsmitteln existiert, haben entwe<strong>der</strong> bloß<br />
die Besitzer von bona fide Sicherheiten im Auge<br />
o<strong>der</strong> sind Narren, die glauben, es sei die Pflicht<br />
und in <strong>der</strong> Macht einer Bank, durch Papierzettel<br />
alle bankrotten Schwindler in zahlungsfähige solide<br />
Kapitalisten zu verwandeln. Die sagen, daß<br />
bloß Mangel an Kapital existiert, betreiben entwe<strong>der</strong><br />
bloße Wortklauberei, da in solchen Zeiten<br />
das inkonvertible Kapital infolge von Über einfuhr<br />
und Überproduktion massenhaft vorhan den ist,<br />
o<strong>der</strong> sie sprechen bloß von jenen Kredit rittern,<br />
die nun in <strong>der</strong> Tat in Umstände gesetzt sind, wo<br />
sie nicht länger fremdes Kapital erhalten, um<br />
damit zu wirtschaften, und nun verlangen, die<br />
Bank [o<strong>der</strong> if too big, <strong>der</strong> Staat] solle ihnen nicht<br />
nur das verlorene Kapital zahlen, son<strong>der</strong>n sie<br />
auch noch <strong>zur</strong> Fortsetzung des Schwindels befähigen.<br />
[Bürgschaft, <strong>der</strong>zeit Teil <strong>der</strong> gängigen<br />
Praxis].<br />
Ω Ω<br />
28 29. Okt. 2014, 12:22 Uhr