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Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

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trum umfasst neuerdings auch Rangierdienste,<br />

die von verschiedenen EVU dankbar<br />

angenommen werden, indem sie die<br />

dortigen Anlagen zum Abstellen, Zwischenparken<br />

und Zügebilden nutzen.<br />

4.6.2 Einzelwagenverkehr<br />

Im Schienengüterverkehr lassen sich zwei<br />

Produktionsformen unterscheiden:<br />

• Der Ganzzugverkehr zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass ein Zugverband von<br />

der Quelle bis zum Ziel in unveränderter<br />

Zusammenstellung fährt. Solche<br />

Züge sind für hohes Frachtaufkommen<br />

von Punkt zu Punkt prädestiniert. Aus<br />

ökonomischer und logistischer Sicht<br />

sind sie leichter zu bewirtschaften, weil<br />

das Auslastungsrisiko geringer ist und<br />

kein Rangieraufwand während des Zuglaufs<br />

anfällt. Es liegt daher nahe, dass<br />

die Wettbewerbsbahnen zuerst in dieses<br />

Segment eingedrungen sind.<br />

Die Transporte von Containern, Wechselbehältern<br />

oder Trailern im Kombinierten<br />

(Ladungs-)Verkehr (KV)<br />

betrachten wir als Teilmenge des Ganzzugverkehrs,<br />

auch wenn er zuweilen als<br />

dritte Produktionsform separiert wird.<br />

Faktisch findet er heutzutage nur noch<br />

zwischen zwei Terminals oder von Seehafen<br />

zu Terminal mit ganzen Zügen<br />

statt, so dass ein grundlegender Unterschied<br />

nicht auszumachen ist. Auch<br />

die Bestreitbarkeit des Marktes ist hoch,<br />

weil der Zugangsanspruch zu Terminals<br />

als Serviceeinrichtungen reguliert ist<br />

und Loks wie KV-Wagen bei verschiedenen<br />

Vermietern erhältlich sind.<br />

• Beim Einzelwagenverkehr werden einzelne<br />

Wagen oder Wagengruppen<br />

auf ihrem Weg von der Quelle zum<br />

Ziel mindestens einmal mit anderen<br />

Wagen(-gruppen) vereint, um einen<br />

möglichst großen Abschnitt nach<br />

dem Vorbild des Ganzzuges gebündelt<br />

zurückzulegen. Weil die Güterwagen<br />

während ihres Laufweges zu Zügen<br />

zusammengestellt und diese in der Regel<br />

wieder getrennt werden müssen,<br />

nimmt die Komplexität der Produktionsstruktur<br />

im Vergleich zum Ganzzugverkehr<br />

erheblich zu. Die Entscheidung,<br />

wie viele Zugbildungsanlagen (Rangierbahnhöfe)<br />

an welchen Standorten vorzuhalten<br />

sind, steht in wechselseitigem<br />

Zusammenhang zur Konzeption des<br />

Zugnetzes. Betriebswirtschaftlich kann<br />

sich diese aufwendige Produktionsform<br />

nur rentieren, wenn eine hinreichende<br />

kritische Masse an Einzelwagen angesammelt<br />

wird.<br />

Seit jeher eilt dem Einzelwagenverkehr<br />

der Ruf voraus, strukturell defizitär zu sein.<br />

Ursächlich sei das kostenintensive Produktionssystem,<br />

das mit einer geringen Transportgeschwindigkeit,<br />

vergleichsweise niedrigen<br />

Deckungsbeiträgen und dem hohen<br />

Konkurrenzdruck des Lkw im Vor- und<br />

Nachlauf einhergehe.<br />

Auch wenn die schwierigeren Ausgangsbedingungen<br />

des Einzelwagenverkehrs<br />

unstrittig sind, überzeugt die These nicht,<br />

dass er pauschal unrentabel sei. Seitdem<br />

die DB AG das Segment im Zuge des strengen<br />

Rationalisierungsprogramms MORA C<br />

generalüberholte und rund ein Drittel der<br />

Güterverkehrsstellen bzw. Kunden mit geringen<br />

Frachtaufkommen abstieß, liegt<br />

der Anteil aus dem Einzelwagenverkehr an<br />

den gesamten Erlösen von DB Schenker<br />

Rail recht stabil bei etwa 35 %. Agiert die<br />

DB AG als Wirtschaftsunternehmen, wird<br />

sie das gestraffte Restnetz sicher nicht aus<br />

karitativen Gründen vorhalten. Daher ist<br />

der ökonomische Wert des Einzelwagenverkehrs<br />

nicht geringzuschätzen, zumal dieser<br />

Teilmarkt für Dritte nicht bestreitbar ist.<br />

Ob sich das System rechnet, hängt augenscheinlich<br />

auch davon ab, nach welchen<br />

Kriterien Kosten und Erlöse des gesamten<br />

Schienengüterverkehrs DB-intern auf die<br />

Produktionssysteme verteilt werden.<br />

Closed Shop für <strong>Wettbewerber</strong><br />

Wollen die Wettbewerbsbahnen am System<br />

des Einzelwagenverkehrs teilhaben,<br />

stehen ihnen zwei Optionen offen:<br />

• Sie setzen auf die Kooperationsbereitschaft<br />

von DB Schenker Rail<br />

• Sie bauen ein eigenes, zweites Produktionssystem<br />

auf<br />

Bei näherem Hinsehen muten die beiden<br />

Alternativen als »Wahl zwischen Pest und<br />

Cholera« an. Bei der Kooperationslösung<br />

diktiert der Betreiber DB Schenker Rail den<br />

NE-Bahnen die Bedingungen ihres Einsatzes.<br />

Die DB AG akzeptiert nur Partner, die sich<br />

als kleine, regional tätige NE-Bahnen aus<br />

dem Ganzzugverkehr heraushalten. Eben-<br />

Schienengüterverkehr 111

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