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Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

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Nachdem die BNetzA die Akzeptanz<br />

zeitversetzter Rahmenverträge verfügt<br />

hatte, zog die DB AG im Eilverfahren<br />

vor das VG Köln, das den Beschluss der<br />

BNetzA bestätigte. In der Revision<br />

kassierte das OVG Münster – wie so<br />

oft – das Urteil mit der denkwürdigen<br />

Begründung wider jede betriebswirtschaftliche<br />

Logik, dass Locomore nicht<br />

benachteiligt sei. Das EVU hätte wie<br />

DB Fernverkehr bereits über Fahrzeuge<br />

verfügen können, sofern es vor der<br />

Rahmenvertragserteilung entsprechende<br />

Züge gekauft hätte. Zudem sei der<br />

Wettbewerbsvorteil der DB AG »natürlich«.<br />

• Anlauf Nr. 4: Schließlich beantragte Locomore<br />

fristgerecht den Rahmenvertrag<br />

mit Zuteilung Anfang <strong>2010</strong> für Betriebsaufnahme<br />

an einem der letzten Kalendertage<br />

im Fahrplanjahr <strong>2011</strong>, also<br />

letztlich mit einer Vorlauffrist von 20<br />

Monaten. Vermutlich war dies der einzige<br />

Weg, um in Übereinstimmung mit<br />

den Rechtsauffassungen von DB Netz<br />

und OVG Münster an einen Rahmenvertrag<br />

zu kommen. Allerdings darf bezweifelt<br />

werden, ob diese Frist wirklich<br />

ausgereicht hätte, mit neu zu bauenden<br />

Fahrzeugen zu starten und parallel die<br />

Finanzierung der Investitionen abzusichern.<br />

Am Ende eines mühseligen Procederes<br />

hatte sich Locomore das erwünschte Rahmenvertragsangebot<br />

erkämpft, musste es<br />

jedoch ausschlagen, da die Verhandlungen<br />

mit den Investoren zu diesem Zeitpunkt erfolglos<br />

verliefen. Tatsächlich hätten in dem<br />

errungenen Zeitfenster von 19 Monaten<br />

nur einige wenige Züge produziert werden<br />

können, wodurch sich auch das Geschäftsmodell<br />

geändert hätte. Inwieweit das Gezerre<br />

um den Rahmenvertrag zu diesem<br />

Ergebnis beitrug, lässt sich nicht mit Gewissheit<br />

feststellen – es ist aber evident,<br />

dass die Bedingungen abschrecken, anstatt<br />

Kapitalgeber zu einem Einstieg in den<br />

deutschen Fernverkehr zu motivieren.<br />

HKX: Vorlauf mit weiteren Hindernissen<br />

Als sich abzeichnete, dass die »große«<br />

Variante des Markteinstiegs mit dem 2-Linien-Konzept<br />

an den genannten Widerständen<br />

scheitern könnte, entwickelten die<br />

Gründer von Locomore eine abgespeckte<br />

Geschäftsidee, die sich auf eine Linie<br />

konzentriert: den Hamburg-Köln-Express<br />

HKX. Wie im Eingangsabschnitt zur Marktübersicht<br />

(5.1) skizziert, sieht das Produktionskonzept<br />

vor, dreimal am Tag mit<br />

aufgearbeiteten Wagen der ÖBB auf preisgünstigen<br />

Nichttakttrassen zu fahren. Hierfür<br />

gelang es, zwei Investoren zu gewinnen.<br />

Allerdings zeigte sich erneut, dass der<br />

Abschluss des erforderlichen Rahmenvertrags<br />

mit dem Netzbetreiber die Bewältigung<br />

eines Hindernislaufs mit ungewissem<br />

Ausgang voraussetzt.<br />

Im Oktober 2009 gab DB-Personenverkehrs-Chef<br />

Ulrich Homburg der Presse bekannt,<br />

dass SNCF-Chef Guillaume Pepy die<br />

DB AG informiert habe, Rahmenvertragstrassen<br />

in Deutschland über die Tochter<br />

Keolis zu beantragen. Nebenbei erwähnte<br />

Homburg, dass ein unbeschriebenes Blatt<br />

namens Locomore aus Berlin ab August<br />

den Betrieb auf der Linie Hamburg – Köln<br />

aufnehmen wolle. Da das Geschäftskonzept<br />

von Locomore offiziell zu jenem Zeitpunkt<br />

nur DB Netz bekannt sein konnte,<br />

stellt sich die Frage, wie diese Information<br />

die vorgeblich undurchlässigen »chinesischen<br />

Mauern« zwischen dem EIU und der<br />

Transportsparte des DB-Konzerns durchdrungen<br />

haben konnte.<br />

In der Folgezeit wurden Grundzüge der<br />

Einstiegspläne von Keolis über die Presse<br />

öffentlich. Rahmenvertragsanträge wurden<br />

gestellt für die Strecken<br />

• Straßburg — Frankfurt/Main Flughafen<br />

— Koblenz — Köln — Gelsenkirchen —<br />

Münster — Hamburg mit bis zu fünf<br />

Zugpaaren,<br />

• Straßburg bzw. Mulhouse — Frankfurt/<br />

Main — Erfurt — Halle — Berlin — Hamburg<br />

mit zwei bis drei Zugpaaren sowie<br />

• je ein Zugpaar auf den Linien Metz —<br />

Trier — Koblenz — Köln und Straßburg<br />

— Stuttgart — München.<br />

Als Fahrzeuge wurden keine TGV, sondern<br />

200 km/h schnelle InterCity-Züge in<br />

Aussicht gestellt, vermutlich überzählige<br />

Corail-Wagen der SNCF.<br />

Mit den Anträgen von Keolis und Locomore<br />

auf Fernverkehrstrassen entstand für<br />

den Netzbetreiber DB Netz eine Situation,<br />

die in mehrfacher Hinsicht ein Novum bedeutete.<br />

Zum einen hatte Keolis bei jeder<br />

vorgesehenen Linie einen der beiden Endpunkte<br />

in Frankreich gewählt, wodurch die<br />

Trassen den Status des »internationalen<br />

Schienenpersonenfernverkehr 143

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