Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
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Die Instrumente der Marktpflege richtig<br />
zu dosieren ist eine permanente Gratwanderung.<br />
Zu Recht ist das Unbehagen groß,<br />
den unternehmerischen Freiraum der EVU<br />
teilweise noch stärker einzugrenzen, wenn<br />
dieser ohnehin schon systemisch stark beschnitten<br />
ist, z. B. aufgrund des Infrastrukturmonopols<br />
der integrierten DB AG. Solange<br />
aber die Übermacht der DB AG so<br />
groß ist wie in der heutigen Marktkonfiguration,<br />
sehen wir im Angesicht der Vergabewelle<br />
mit zunehmend nachfragestarken<br />
Netzen keine andere Möglichkeit,<br />
ein »level playing field« herzustellen. Die<br />
Problematik der Erlösrisiken bzw. des DBcken<br />
und damit die Schwelle für die Beteiligung<br />
an Vergabeverfahren deutlich<br />
niedriger zu setzen. Andernfalls können<br />
unternehmensinterne Erfolgsmessungen<br />
wie die Gewinnquote in den Verfahren<br />
dazu führen, dass die EVU sich<br />
nur noch sehr selektiv an den Verfahren<br />
beteiligen.<br />
Für den einzelnen Aufgabenträger bietet<br />
die Prämie eine Möglichkeit, bei<br />
bundesweit 20 bis 30 Vergaben im Jahr<br />
den Blick der EVU auf sein Verfahren zu<br />
lenken. Dies kann zumindest in der Phase<br />
»Wettbewerb der Aufgabenträger«<br />
ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt<br />
sein. Dies setzt allerdings voraus, dass<br />
entweder nicht alle Besteller im Gleichschritt<br />
handeln oder aber umgekehrt<br />
ein Ausscheren »nach unten« nicht<br />
möglich ist, weil das Instrument zum<br />
Standard geworden ist und einen Überbietungswettbewerb<br />
auslöst.<br />
• Zeitliche Koordination der Vergaben<br />
Ein Dauerbrenner in der Diskussion<br />
über unterstützende Maßnahmen ist<br />
der Appell an die Aufgabenträger, ihre<br />
Vergabepläne offenzulegen und frühzeitig<br />
miteinander abzustimmen. Während<br />
dies für die Vergaben unausweichlich<br />
ist, die in benachbarte Gebiete überlappen,<br />
ist die Forderung vor allem auf<br />
jene Verfahren gemünzt, die sich inhaltlich<br />
in die Quere kommen können<br />
oder aber umgekehrt das Potenzial haben,<br />
wechselseitige Synergien auszulösen.<br />
Ziel eines abgestimmten Vorgehens<br />
ist es demnach, das Marktergebnis<br />
im Spannungsfeld zwischen begrenzten<br />
Bearbeitungskapazitäten der EVU und<br />
den vorhandenen Fertigungskapazitäten<br />
der Industrie zu verbessern.<br />
Würden z. B. die beiden Gleichstrom-<br />
S‐Bahnen Berlin und Hamburg zum selben<br />
Zeitpunkt ausgeschrieben, wären<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach nur sehr<br />
wenige <strong>Wettbewerber</strong> in der Lage, in<br />
beiden Verfahren mitzubieten. Die Fahrzeugindustrie<br />
stünde vor dem Problem,<br />
die hohen Stückzahlen nur über einen<br />
lang gestreckten Zeitraum liefern zu<br />
können.<br />
• Entzerren der Betriebsaufnahmen<br />
Hersteller wie EVU weisen im Einklang<br />
darauf hin, dass es hilfreich wäre, die<br />
Spitzenlast der Betriebsaufnahmen zu<br />
entschärfen, die zum Fahrplanwechsel<br />
Fazit<br />
im Dezember über die Branche hereinbricht.<br />
Wird der Start für einen Teil der<br />
Verfahren auf die kleine Fahrplanumstellung<br />
im Juni gelegt (praktiziert z. B. im<br />
Oberpfalznetz mit BeNEX oder im Dieselnetz<br />
Ostthüringen), hat die Industrie<br />
den Vorteil, die Auslieferung und Zulassung<br />
der Fahrzeuge gleichmäßiger über<br />
das Jahr verteilen zu können. Auch die<br />
EVU werden entlastet, wenn die Vorbereitungen<br />
sich in der Endphase nicht zur<br />
gleichen Zeit ballen. Der vergangene<br />
harte Winter <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong> zeigte zudem,<br />
dass die Witterung im Dezember den<br />
Start »verhageln« kann, was für Newcomer<br />
besonders ärgerlich ist.<br />
Auch die mengenmäßige Entzerrung im<br />
Wege einer gestaffelten Betriebsaufnahme<br />
ist ein probates Mittel, um einem<br />
neuen Betreiber den Start zu erleichtern.<br />
Beispiele hierfür sind das E‐Netz<br />
Regensburg oder die S‐Bahn Bremen,<br />
die in mehreren Tranchen hochgefahren<br />
werden.<br />
Die Entwicklung des Vergabemarktes in<br />
den letzten zwei bis drei Jahren deutet darauf<br />
hin, dass sowohl die Bieter – jenseits<br />
der omnipräsenten DB AG – als auch die<br />
Menge der verfügbaren Fahrzeuge eine<br />
»rare Spezies« werden könnten. Aus diesem<br />
Grund müssen sich die Aufgabenträger<br />
aus eigenem Interesse der Aufgabe<br />
stellen, über das reine Vergabegeschäft hinaus<br />
den Markt, genauer: die Zukunftsfähigkeit<br />
der Wettbewerbsbahnen zu pflegen.<br />
Das Mittel der Wahl sind modifizierte<br />
Vergabebedingungen, die der schwierigen<br />
Ausgangslage der NE-Bahnen als »Underdogs«<br />
Rechnung tragen. Ansätze hierzu<br />
sind bereits erkennbar.<br />
Schienenpersonennahverkehr 73