Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
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5 Schienenpersonenfernverkehr<br />
5.1 Stand des Wettbewerbs<br />
<strong>2011</strong>: ein Funken Hoffnung<br />
Unter den drei Transportmärkten der <strong>Eisenbahn</strong><br />
belegt der Schienenpersonenfernverkehr<br />
(SPFV) in puncto Wettbewerb den<br />
letzten Platz. Seit der Bahnreform hat es<br />
die DB AG bis dato mehr als 17 Jahre geschafft,<br />
mit einem Marktanteil von über<br />
99 % an der Verkehrs- und Betriebsleistung<br />
ihr De-facto-Monopol zu verteidigen (vgl.<br />
Abbildung 40).<br />
Abbildung 40:<br />
Marktanteile an der<br />
Verkehrsleistung im<br />
SPFV in Deutschland<br />
<strong>2010</strong><br />
in % der Pkm<br />
Quelle: eigene<br />
Aufgefüllt wird der Markt – Stand Mai<br />
<strong>2011</strong> – durch drei <strong>Wettbewerber</strong> auf vier<br />
Verbindungen. Das »Urgestein« Berlin-<br />
Night-Express verkehrt seit 2000 zwischen<br />
Berlin und Malmö und wird von der Georg<br />
Verkehrsorganisation in Kooperation mit<br />
der schwedischen Staatsbahn SJ betrieben.<br />
Das zweitdienstälteste Produkt ist der<br />
Inter Connex der OLA (Veolia Transdev)<br />
mit zwei Zugpaaren am Tag, von denen<br />
jedoch eines nur zwischen Berlin-Gesundbrunnen<br />
und Leipzig pendelt, während das<br />
andere Zugpaar die lange Relation zwischen<br />
Leipzig und Warnemünde in rund<br />
viereinhalb Stunden bedient. Ursprünglich<br />
verkehrte der InterConnex I als Dieseltriebwagen<br />
zwischen Rostock und Gera, wurde<br />
jedoch Ende 2006 auf den Laufweg Leipzig<br />
verkürzt. Zuvor war im Sommer 2006 die<br />
Zugbildung zwischen Rostock und Berlin<br />
wegen Streckenbauarbeiten auf die Wochenenden<br />
beschränkt worden. Auf dem<br />
Abschnitt Berlin — Leipzig hatte das Unternehmen<br />
auf Wagenzüge mit E‐Lok umgestellt,<br />
die der Konzern ab diesem Zeitpunkt<br />
verfügbar hatte. Während der Bundesgartenschau<br />
in Gera hielt Connex die Anbindung<br />
der Stadt aber noch mit einem<br />
Anschluss-Dieseltriebwagen aufrecht. Die<br />
vom EVU ursprünglich erhoffte Durchbindung<br />
weiter nach Süden unter Beteiligung<br />
der Aufgabenträger der bedienten Region<br />
war nicht zustande gekommen, so dass<br />
das Angebot auf den kommerziell tragfähigen<br />
Teil beschränkt wurde.<br />
Dreimal pro Woche verbindet der Harz-<br />
Berlin-Express die Hauptstadt mit der Tourismusregion<br />
Harz. Dieses zum Fahrplanjahr<br />
2006 eingerichtete Verkehrsangebot<br />
der Veolia-Transdev-Tochter HEX (Harz-Elbe-Express)<br />
ist von der Lauflänge her eindeutig<br />
dem Fernverkehr zuzuordnen, wirtschaftlich<br />
handelt es sich jedoch insofern<br />
um einen SPFV »mit Sternchen«, als nur<br />
der Abschnitt östlich von Genthin eigenwirtschaftlich<br />
finanziert wird. Auf sachsenanhaltinischem<br />
Gebiet ist der Verkehr als<br />
Teil des Nordharz-Netzes im SPNV bestellt,<br />
so dass der Betreiber für den Fernverkehrspart<br />
eine Mischkalkulation aufstellen kann,<br />
die ihn aufgrund geminderter Risiken und<br />
der gestaltbaren Aufteilung der Gemeinkosten<br />
entlastet.<br />
Die vierte aktuell angebotene Linie ist<br />
der Vogtlandexpress, der einmal am Tag<br />
zwischen Plauen und Berlin von der Vogtlandbahn<br />
– zugehörig zu Netinera, Marke<br />
des neuen Anteilseigners FS Trenitalia – auf<br />
die Reise geschickt wird. Seit Jahren fürchten<br />
Branchenkenner um die Zukunft dieses<br />
Produktes, das aufgrund seiner wirtschaftlichen<br />
Schwäche schon einmal zwischen<br />
dem 16.2.2009 und dem 8.4.2009 eingestellt<br />
war. Nach öffentlichen Appellen zur<br />
Rücknahme der Streichung in den betroffenen<br />
Regionen entschloss sich der damalige<br />
Gesellschafter Arriva Deutschland, den<br />
Betrieb wieder aufzunehmen.<br />
Seit Januar <strong>2011</strong> ruht er jedoch auf der<br />
Schiene, da die im SPNV eingesetzte Flotte<br />
des EVU im Winter durch wetterbedingte<br />
Beschädigungen einiger Triebwagen dezimiert<br />
wurde, so dass der Fernverkehrszug<br />
dort aushelfen muss. Ersatzhalber wird<br />
Schienenersatzverkehr mit einem Reisebus<br />
angeboten. Die Vogtlandbahn beteuert,<br />
Schienenpersonenfernverkehr 119