Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DB AG im Einzelwagenverkehr über ihren<br />
Trumpf des Einzelwagenverkehrs nicht unterschätzt<br />
werden.<br />
Dass die bisherigen starren Strukturen<br />
aufzubrechen sind, zeigt das ermutigende<br />
Beispiel der »ScandFibre«-Verkehre. Dort<br />
haben sich mehrere skandinavische Papierund<br />
Zellstoffhersteller zusammengeschlossen,<br />
um die Schienentransporte zwischen<br />
Schweden und verschiedenen Standorten<br />
in Europa in drei Losen neu zu vergeben.<br />
Anstelle von DB Schenker Rail erbringen<br />
nun die SNCF-Tochter Captrain sowie die<br />
beiden schwedischen Güterbahnen Hector<br />
Rail und Green Cargo die Leistungen<br />
in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden<br />
mit einem Volumen von knapp<br />
2 Mio. Tonnen pro Jahr.<br />
In diesem Fall drängt sich die Schlussfolgerung<br />
auf, dass die – in anderer Hinsicht<br />
nicht unkritische – Konzentration der Unternehmen<br />
der Schlüssel war, um einen<br />
großen Betreiber aus seiner langjährigen<br />
Domäne vorläufig zu verdrängen. Auf diese<br />
Weise wurde ein komplexer Marktbereich<br />
bestreitbar.<br />
Mittelständlern oder kleineren Staatsbahnen<br />
wie der SBB Cargo bedient wird, die<br />
sich auf bestimmte Nischen fokussieren.<br />
Die insgesamt positive Marktverfassung<br />
und die Aussicht auf weiteres Wachstum<br />
dürfen nicht zu dem Schluss verleiten, dass<br />
bereits alles Gold sei, was glänzt. Wer die<br />
ungleichen Rahmenbedingungen von DB<br />
Schenker Rail und der Konkurrenten in den<br />
Blick nimmt, wird sich im Gegenteil häufig<br />
verwundert die Augen reiben und fragen,<br />
wie der Erfolg der Dritten überhaupt<br />
möglich ist. Positiv gewendet lässt sich erahnen,<br />
wie viel besser der Schienengüterverkehr<br />
insbesondere im Wettbewerb der<br />
Verkehrsträger dastehen könnte, wenn die<br />
Politik eine aktive Wettbewerbspolitik unterstützte<br />
und ein unabhängiger, von Konzernfesseln<br />
befreiter Netzbetreiber auf die<br />
Bedürfnisse aller Marktteilnehmer eingehen<br />
dürfte.<br />
Im Weiteren zeigen wir die Barrieren auf,<br />
die einer noch besseren Entwicklung des<br />
SGV zur Zeit im Wege stehen.<br />
Im europäischen Maßstab spricht einiges<br />
dafür, dass der Betreibermarkt auf drei<br />
große Akteure bzw. Netzwerke zuläuft. Zu<br />
vermuten ist, dass neben der DB AG und<br />
der konsequent in die gleiche Richtung<br />
strebenden SNCF ein weiterer Platz frei<br />
ist, dessen Besetzung noch offen ist. Eine<br />
Schlüsselrolle könnte der noch für <strong>2011</strong><br />
angekündigten Privatisierung der polnischen<br />
staatlichen Güterbahn PKP Cargo<br />
zukommen. Sie stellt gemessen an Transportaufkommen<br />
und -leistung derzeit die<br />
Nummer zwei in Europa dar, beschränkt<br />
sich allerdings bislang vorwiegend auf den<br />
Heimatmarkt.<br />
Für Konzentrationsprozesse gilt die Faustformel,<br />
dass Organisationsstrukturen desto<br />
schwerfälliger werden, je größer und unübersichtlicher<br />
die Unternehmenskonglomerate<br />
werden. Aus diesem Grund ist es<br />
für die weitere Marktentwicklung auf seiten<br />
der <strong>Wettbewerber</strong> essentiell, dass die<br />
expandierenden Staatsbahnen wie SNCF<br />
oder FS Trenitalia ihren Beteiligungen in<br />
Deutschland weiterhin möglichst freie<br />
Hand gewähren und der Versuchung widerstehen,<br />
die mittelständischen Strukturen<br />
der Zentralisierung zu opfern. Zugleich<br />
ist die Hoffnung angebracht, dass ein Teil<br />
des Marktes auch in Zukunft besser von<br />
98 <strong>Wettbewerber</strong>-<strong>Report</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong>