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Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

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die Höhe der Einnahmen von außen kaum<br />

prüfbar.<br />

Ein weiterer ungelöster Dissenspunkt ist<br />

die Einbeziehung der erheblichen Erlöse<br />

aus der Vermarktung und Vermietung von<br />

Stationsgebäudeflächen (über 30 % der<br />

Gesamterlöse). Hieran beteiligt DB St&S<br />

die EVU und Zugangsberechtigten nicht,<br />

da die Einnahmen aus dem nichtverkehrlichen<br />

Teil resultierten. Es ist jedoch evident,<br />

dass die kommerzielle Ergiebigkeit einer<br />

Station unmittelbar von der verkehrlichen<br />

Nutzung abhängt, die wiederum maßgeblich<br />

an die Menge der bestellten SPNV-<br />

Leistungen gekoppelt ist.<br />

Das EIU macht geltend, im Falle eines<br />

auferlegten Verteilungsschlüssels auch die<br />

spezifischen Kosten dieser Leistungen gegenrechnen<br />

zu müssen. Das ist selbstverständlich,<br />

ändert aber nichts an der Aussicht<br />

für die Nutzer, von der Verbreiterung<br />

der Erlösbasis zu profitieren, da anzunehmen<br />

ist, dass DB St&S per Saldo einen Gewinn<br />

aus diesen Aktivitäten erwirtschaftet.<br />

Regionalfaktoren<br />

Zum 1.1.2003 führte DB Netz die Regionalfaktoren<br />

als zusätzlichen Entgeltbestandteil<br />

des Trassenpreissystems für<br />

Regionalnetze ein. Dieser Aufschlag sei erforderlich,<br />

um das Defizit der schwächer<br />

ausgelasteten Netze in der Fläche abzudecken,<br />

die andernfalls in ihrem Bestand<br />

nicht länger gesichert wären. Während der<br />

höchste Regionalfaktor zu Beginn bei 2,45<br />

lag, senkte DB Netz diesen Wert später auf<br />

1,91.<br />

Von Beginn an entzündete sich die Kritik<br />

an den Regionalfaktoren daran, dass<br />

sie nur dem SPNV angelastet werden. Dies<br />

nährt den Verdacht, lediglich die Kaufkraft<br />

der Länder abschöpfen zu wollen. Auch die<br />

ökonomische Rechtfertigung seitens der<br />

DB AG war widersprüchlich. Einmal sollten<br />

die Faktoren künftige Investitionen begründen,<br />

dann wurde die Refinanzierung vergangener<br />

Sanierungsarbeiten als Argument<br />

angeführt. Bemängelt wurde der Fehlanreiz,<br />

Preisaufschläge auf eine schwach ausgelastete<br />

Ressource zu erheben und sie so<br />

zu verteuern, dass Mehrbestellungen abgeschreckt<br />

werden. Auch EU-rechtlich sei es<br />

geboten, in Richtung Grenzkostenpreise zu<br />

zielen, anstatt hohe Deckungsbeiträge einzufordern.<br />

Am 5.3.<strong>2010</strong> untersagte die BNetzA das<br />

System der Regionalfaktoren. Wenig später<br />

hielten BNetzA und DB AG vertraglich<br />

fest, die Regionalfaktoren zum 11.12.<strong>2011</strong><br />

abzuschaffen. Bis dahin würden die Regionalfaktoren<br />

auf 1,70 begrenzt. Die Gesamtentlastung<br />

der Aufgabenträger soll für<br />

<strong>2011</strong> rund 22 Mio. Euro betragen.<br />

Welche Ersatzlösung 2012 kommt, ist<br />

derzeit noch nicht absehbar. Ziel der<br />

DB AG war es bislang, die Länder zur Zahlung<br />

von Betriebskostenzuschüssen in<br />

Höhe der wegbrechenden Regionalfaktorentgelte<br />

zu bewegen, um auf diesem<br />

Wege den Bescheid des Regulierers zu tilgen.<br />

Dem Vernehmen nach sind einige der<br />

Länder hierzu durchaus bereit, doch nur<br />

eine mit allen abgestimmte Lösung ließe<br />

den Plan des Nullsummenspiels aufgehen.<br />

Wird die Variante des länderspezifischen<br />

Betriebskostenzuschusses abgelehnt, erwägt<br />

DB Netz eine allgemeine Erhöhung<br />

der Trassenpreise mit dem Schwerpunkt<br />

auf den Streckenkategorien F6, Z1 und Z2.<br />

Im Ergebnis würde der SPNV erneut am<br />

stärksten belastet. Eingeplant sind Mehrerlöse<br />

in Höhe von 96 Mio. Euro, zu denen<br />

der SPNV 91 Mio. Euro beisteuern soll.<br />

Eine Positionierung der BNetzA zu dem<br />

DB-Vorschlag ist (noch) nicht bekannt.<br />

Vorsorglich hat DB Netz die Option einer<br />

selektiven Preissteigerung bereits beim<br />

Regulierer angezeigt. In der öffentlichen<br />

Diskussion verweist das EIU darauf, dass<br />

nach seiner Auffassung die BNetzA nur die<br />

Intransparenz der Aufschläge untersagt<br />

habe, ohne das Preisniveau selbst zu beanstanden.<br />

Daher sei DB Netz berechtigt, die<br />

entfallenden Erlöse durch Preiserhöhungen<br />

an anderer Stelle zu kompensieren.<br />

Analog zur Stationspreisproblematik<br />

strebt DB Netz im Falle der Regionalfaktoren<br />

eine Lösung an, die den bequemsten<br />

Weg einzuschlagen sucht, anstatt die<br />

materielle Kritik der Regulierungsinstanz<br />

aufzunehmen. Umlagemodelle, die entfallende<br />

Erlöse lediglich auf andere Nutzer<br />

querverschieben, können nicht dem Anspruch<br />

genügen, Aufschläge sachlich zu<br />

rechtfertigen. Angesichts der Tatsache dass<br />

der SPNV rund zwei Drittel der gesamten<br />

Trasseneinnahmen finanziert, muss die<br />

DB AG erst einmal nachweisen, dass die<br />

Regionalnetze einen zusätzlichen Mittelbedarf<br />

hervorrufen.<br />

Bahnpolitik - Wettbewerb hat schweren Stand 151

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