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Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair

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2 Einleitung: Warum der Wettbewerb<br />

unverzicht bar ist<br />

Die Einstellung der Menschen zum Wettbewerb<br />

ist gespalten: Im Sport weitgehend<br />

unumstritten, wird seine effizienz- und<br />

inno va tions treibende Kraft auch im Wirtschaftsleben<br />

geschätzt, allerdings zumeist<br />

stillschweigend. Millionen Konsumenten<br />

halten es für selbstverständlich, dass z. B.<br />

Lebensmittel im Einzelhandel zum »Dauertief<br />

preis« erhältlich sind oder technische<br />

Geräte bei stabilem Preisniveau immer leistungsfähiger<br />

werden. Ebenso ist konsensfähig,<br />

dass unter 20 Architektenentwürfen<br />

der beste gewinnen soll. Kauft die öffentliche<br />

Hand Leistungen ein, soll der Wettbewerb<br />

sicherstellen, dass die Qualität für<br />

den Nutzer und der Preis für den Steuerzahler<br />

stimmen.<br />

Der Wettbewerb hat aber auch eine<br />

Schattenseite. Er ist anstrengend und kann<br />

bisweilen ungerechte Ergebnisse zeitigen,<br />

nach subjektivem Empfinden allemal. Produkte,<br />

die handwerklich gut gemacht sind,<br />

werden vom Nachfrager nicht angenommen,<br />

weil sie zum falschen Zeitpunkt auf<br />

den Markt gelangen. Marktaustritte werden<br />

erzwungen, weil irgendein ferner Konkurrent<br />

in der globalisierten Welt preisgünstiger<br />

anbietet. Und führt der Wettbewerb zu<br />

einer Lohnsenkungsspirale, in deren Folge<br />

Beschäftigte weniger oder kaum mehr verdienen<br />

als bei staatlicher Unterstützung,<br />

muss der Markt als »kalt« empfunden werden.<br />

Dass in der Saldierung die gesellschaftlichen<br />

Vorteile des Wettbewerbs überwiegen,<br />

aber in der Tendenz eher geringgeschätzt<br />

werden, lässt sich damit erklären,<br />

dass sein Erfolgsgeheimnis in der Dezentralität<br />

liegt und die Wirkungsketten über viele<br />

unsichtbare Ecken laufen. Gerade anhand<br />

der Entwicklung des Schienensektors lässt<br />

sich jedoch klar herausarbeiten, dass der<br />

Nutzen des Wettbewerbs für die Allgemeinheit<br />

keinem Oberseminar für Wettbewerbstheorie<br />

entspringt, sondern handfest und<br />

anfassbar ist:<br />

• Die Erfolgsstory des Schienenpersonennahverkehrs<br />

mit wachsenden<br />

Fahrgastzahlen und ausgeweitetem Angebot<br />

ist zu einem Gutteil auf die Qualitätssteigerung<br />

und die Einsparungen<br />

durch den Wettbewerb zurückzuführen.<br />

So bestellt das Land Bayern heute<br />

12,6 Mio. Zkm mehr als noch vor acht<br />

Jahren. 10 % mehr Daseinsvorsorge –<br />

mit modernem Fahrzeugmaterial – wurden<br />

möglich, weil das Land Teile des<br />

bestehenden Verkehrsangebotes nach<br />

Ausschreibung günstiger am Markt einkaufen<br />

kann.<br />

• Nicht unmittelbar sichtbar, aber genauso<br />

wirksam ist der Wettbewerb in<br />

der Gegenrichtung. Seiner Effizienzwirkung<br />

ist es maßgeblich zu verdanken,<br />

dass die schleichende Entwertung der<br />

Regionalisierungsmittel-»Kaufkraft«<br />

noch nicht auf die Angebotsmenge im<br />

SPNV durchgeschlagen ist. Allerdings ist<br />

das Ende der Fahnenstange absehbar,<br />

falls die Dynamisierung der öffentlichen<br />

Mittel auch weiterhin hinter der Steigerung<br />

der Infrastrukturentgelte durch die<br />

DB AG zurückbleibt.<br />

• Im Schienengüterverkehr sind es primär<br />

die Wettbewerbsbahnen, die für<br />

die Renaissance des Marktsegmentes<br />

seit 2005 verantwortlich zeichnen. Zugleich<br />

wird deutlich, dass Wettbewerb<br />

nicht kannibalisieren muss, sondern<br />

den Kuchen des Marktes für alle Marktteilnehmer<br />

vergrößern kann. Auch die<br />

DB AG hat ihre Verkehrsleistung gesteigert.<br />

Bei ihr wie bei den Mitbewerbern<br />

werden Arbeitsplätze gesichert bzw.<br />

neue geschaffen.<br />

• Bringt der Wettbewerb die Schiene als<br />

Branche voran, fällt mit steigendem<br />

Modal Split ein wichtiger Kollateralnutzen<br />

für das Klima ab.<br />

• Den Gegenbeweis zur Produktivkraft<br />

des Wettbewerbs liefert das Monopol.<br />

Es ist kein Zufall, dass die Qualitätsprobleme<br />

im Schienenpersonenfernverkehr<br />

und in der Infrastruktur besonders groß<br />

sind. Ebenso lässt sich so begründen,<br />

warum die DB AG in den letzten Jahren<br />

die Fahrpreise im Fernverkehr und die<br />

Trassen- und Stationspreise in den wettbewerbsgeschützten<br />

Infrastruktursparten<br />

oberhalb der Inflationsrate erhöhen<br />

konnte.<br />

Einleitung: Warum der Wettbewerb unverzichtbar ist 15

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