Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
Wettbewerber- Report Eisenbahn 2010/2011 - Mofair
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Abbildung 32:<br />
Marktanteile an der<br />
Verkehrsleistung im<br />
Schienengüterverkehr<br />
in Deutschland <strong>2010</strong><br />
in % der tkm<br />
Quellen:<br />
destatis <strong>2011</strong>; eigene<br />
»Stachel der Konkurrenz« einen Teil der<br />
globalisierungsbedingten Mehrnachfrage<br />
abgegriffen, jedoch nicht annähernd in<br />
dieser Dimension.<br />
Das Beispiel zeigt: Wettbewerb – sofern<br />
er sich entfalten kann – ist gesellschaftlich<br />
produktiv und kann insbesondere auch<br />
ökologisch nützlich sein.<br />
Die beeindruckendste Reifeprüfung über<br />
ihre Leistungsfähigkeit legten die NE-Bahnen<br />
jedoch danach ab – in der Art, wie sie<br />
das Krisenjahr 2009 meisterten. Während<br />
der Marktführer DB Schenker Rail dramatische<br />
Einbußen der Verkehrsleistung in<br />
Höhe von gut 20 % hinnehmen musste,<br />
kamen die Konkurrenten vergleichsweise<br />
ungeschoren davon. Ihr Rückgang betrug<br />
lediglich eine Mrd. tkm oder 4 %. Arithmetisch<br />
folgerichtig stieg der Marktanteil der<br />
Dritten in der Krise schlagartig um gut drei<br />
Prozentpunkte auf 24,6 % (2009).<br />
In der Ursachenanalyse kristallisieren sich<br />
zwei zentrale Gründe heraus, warum die<br />
Nummer eins des Marktes DB Schenker<br />
Rail so viel stärker litt als die <strong>Wettbewerber</strong>:<br />
• Die Krise traf die Marktbereiche überproportional<br />
stark, in denen die DB AG<br />
nach wie vor eine dominante Position<br />
einnimmt. Hierzu zählen z. B. die Stahlindustrie<br />
und der Zwischenwerksverkehr<br />
der Automobilindustrie.<br />
• Darüber hinaus hat sich aber auch das<br />
Geschäftsmodell der NE-Bahnen als konjunkturell<br />
robuster erwiesen. Zum einen<br />
sind sie aufgrund der stärker dezentralisierten<br />
und häufig noch mittelständisch<br />
geprägten Unternehmensorganisation<br />
eher in der Lage, auf Nachfrageschwankungen<br />
flexibel zu reagieren. Hieran hat<br />
der Markttrend zunehmender Übernahmen<br />
durch europäische Staatsbahnen –<br />
noch – nichts geändert.<br />
<strong>Wettbewerber</strong><br />
25,1%<br />
Deutsche Bahn AG<br />
74,9%<br />
Die zweite Säule der Stabilität und Anpassungsflexibilität<br />
gründet auf der geringeren<br />
Kapitalbindung beim Fahrzeugmaterial.<br />
Während die DB AG<br />
in den Hochzeiten der Krise rund ein<br />
Drittel der Flotte auf Eis legten musste,<br />
konnten die <strong>Wettbewerber</strong> die Remanenzkosten<br />
des Kapazitätsabbaus dadurch<br />
klein halten, dass sie ihre Mietverträge<br />
für Loks und Wagen teilweise<br />
nicht verlängerten. Zudem kamen ihnen<br />
viele Wagenvermieter aus eigenen<br />
Stücken preislich entgegen.<br />
Weil die DB AG deutlich stärker von der<br />
Krise erfasst wurde, stellt sie nach eigener<br />
Aussage intensive Überlegungen an,<br />
wie sie die Vorhaltung des Fahrzeugmaterials<br />
künftig besser auf mögliche<br />
Nachfrageschwankungen hin anpassen<br />
kann.<br />
Rasante Aufholjagd<br />
Bereits im vierten Quartal 2009 setzte<br />
eine deutliche Erholung des gesamten<br />
Verkehrsmarktes ein, die sich <strong>2010</strong><br />
beschleunigte und sich im Jahresergebnis<br />
der Verkehrsleistung in Höhe von<br />
107,3 Mrd. tkm niederschlägt. Beinahe<br />
60 % des 2009 erlittenen Verlustes konnte<br />
die Schiene somit binnen eines Jahres<br />
wieder wettmachen. Der bisherige Verlauf<br />
des Geschäftsjahres <strong>2011</strong> deutet darauf<br />
hin, dass der Spitzenwert aus 2008 in<br />
Höhe von 115,7 Mrd. tkm spätestens 2012<br />
übertroffen werden dürfte.<br />
Besonders verblüffend ist die Erkenntnis,<br />
dass die <strong>Wettbewerber</strong> <strong>2010</strong> ihren<br />
Marktanteil des Vorjahres nicht nur halten,<br />
sondern leicht von 24,6 % auf 25,1 %<br />
ausbauen konnten, wie Abbildung 32 zu<br />
entnehmen ist.<br />
Die Mehrzahl der Experten rechnete<br />
mit der typischen Basisreaktion, die nach<br />
Durchschreiten der Talsohle einsetzt. Üblicherweise<br />
ist der von konjunkturellen Effekten<br />
am stärksten gezeichnete Marktteilnehmer<br />
auch derjenige, der sich in der<br />
Gegenbewegung am schnellsten erholt.<br />
Zumindest sollte es ihm gelingen, einen<br />
Teil der Marktanteilsverluste zurückzuerobern.<br />
Diese Reaktion ist ausgeblieben.<br />
Stattdessen haben die <strong>Wettbewerber</strong> auch<br />
in der Aufschwungphase weiterhin zugelegt,<br />
indem sie überproportional am<br />
Wachstum partizipierten.<br />
92 <strong>Wettbewerber</strong>-<strong>Report</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong>